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Themen Special *Ayurveda-Medizin* - Frage 5

Frage 5

Haben Sie Kenntnisse über Forschungsprojekte zu Ayurveda? Wenn ja, welche?

Elmar Stapelfeldt (HP) gibt einen Überblick:
„Seit Jahrzehnten werden wissenschaftliche Studien zu Ayurveda durchgeführt (z.B. in Indien: www.ccras.nic.in ; im Westen: www.medline.de, Suchbegriff: Ayurveda). Von Christian Kessler ist sogar eine Dissertation über die Aussagekraft solch ayurvedischer Studien verfasst worden. Besonders Pharmakonzerne sind an Studien interessiert, die die Wirksamkeit ayurvedischer Produkte belegen (z.B. www.himalayahealthcare.com ). Auch die Maharishi-Organisation hat verschiedene außergewöhnliche Studien veröffentlicht.
Dr. Jeevan (B.A.M.S.): “Das Hauptforschungsinstitut in Indien ist: Central Council of Research in Ayurveda and Sidhha (CCRAS) http://www.ccras.nic.in/research.htm “

Viele unserer befragten Experten nennen ganz konkret spezielle, einzelne Forschungsprojekte:
Dr. Ernst Schrott: „Prof. Ammon, em. Pharmakologe der Universität Tübingen, Mitglied im Wissenschaftsbeirat der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda, hat wichtige Grundlagenforschung zur Wirkung von Boswellia serrata, Shallaki, indischem Weihrauch veröffentlicht. Mit Dr. Lavekar, Direktor von AYUSH, der wissenschaftlichen Abteilung des indischen Gesundheitsministeriums, ist eine Zusammenarbeit vereinbart, die dahin geht, Standards für ayurvedische Mittel zu erarbeiten und Vorraussetzung für eine Zulassung in Europa als Arzneimittel zu schaffen. Zusammen mit dem bekannten Sarod-Spieler Ranajit Sengupta (Kalkutta) arbeite ich derzeit an der Auswahl und Komposition bestimmter Ragas der Gandharva-Musik zur therapeutischen Anwendung bei definierten Krankheiten.“
Dr. Karin Gramminger: „Mein ehemaliger Prof. Debnath aus Kalkutta ist nach wie vor im Rahmen der gastroenterologischen Forschung tätig und hat erst kürzlich neue wirksame Kräuter gegen Diabetes Mellitus entdeckt.“
Dieter Scherer (HP): „Ich habe einen Einblick in die Studien meines Lehrers und Mentor Dr. Vilas M. Nanal aus Pune. Er führt dort seit Jahren Studien u. a. zu den Themen HIV, koronare Herzkrankheiten und Krebs durch.“
Dr. Jeevan (B.A.M.S.): „Das Kottakal Arya Vaidya Sala führt ein Forschungsprojekt zu Magendarmgeschwüren (peptic ulcer) durch. Mehr Infos bei www.aryavaidyasala.com „ Auch „wer Interesse hat, mehr Informationen über Poly neuropathy, Krebs, HIV, etc. zu erhalten, ist herzlich willkommen mit Dr. Jeevan Kontakt aufzunehmen.“
Dr. Sujata També(B.A.M.S. und HP): „Im Juli wird ein 2-jähriges Forschungsprojekt von der indischen Regierung gestartet, in dem die Wirkungsweise von „Panchakarma“ in Abgrenzung zu schulmedizinischen Behandlungsmethoden eingehend untersucht wird. (…) Interessierte sollten sich an info@ayu.de wenden.
Weitere Forschung:
* Dr. Anita Patil (2005), Garbha Sanskar, Der Einfluss der ayurvedischen Musik auf die Schwangerschaft, Pune Universität, und (2004)
* Yoga Nidra, Der Einfluß der ayurvedischen Musik auf die Gesundheit am Beispiel von Diabetes, Pune Universität.“
Markus Ludwig (HP): „Dr. Krishna Kumar in Vadakara beschäftigt sich intensiv mit der Synthese des traditionellen Tantra und Ayurveda (…) Dann weiß ich noch von verschiedenen Forschungen in Kerala, insbesondere über das westlich-medizinische Verständnis der Wirkung ayurvedischer Therapien und indischer Pflanzen.“
Ein wichtiges Forschungsfeld sieht er auch „in der Verwendung heimischer Pflanzen“ ebenso wie Dr. Ernst Schrott, der ein Buch vorbereitet, „das ayurvedische Heilpflanzen, die auch in Europa wachsen oder verfügbar sind, wissenschaftlich aufbereitet und gegenüberstellt.“
Dr. Ludwig Kronpass: „In Deutschland laufen unter meiner Mitwirkung: Therapie der Präkanzerosen des Zervixkarzinoms und ayurvedische Komplementärkonzepte in der Onkologie.“
Heike Seegebarth (HP): "Es gibt endlich ein ayurvedisches Forschungsprojekt nach ayurvedischen Richtlinien: AVTAR ist ein Institut für fortgeschrittene Forschung, das zu Ayurveda Trust (AVT) Coimbatore, Tamil Nadu, Indien gehört. Zwischen ihm und  dem berühmten Samueli Institute, USA existiert eine Kollaboration zur Erforschung der Effizienz der ayurvedischen Therapie bei der Rheumatischen Arthritis. Dafür wird individuell für jeden Patienten unter 40 unterschiedlichen ayurvedischen Präparaten das passende ausgewählt. Von den Produkten wurden im Vorfeld sämtliche Laboruntersuchungen, u.a. auch nach Schwermetallen, durchgeführt. Der Ansatz in diesem Forschungsprojekt ist erstmalig nach ayurvedischen Prinzipien durch die individuelle Anwendungsweise. Bei der ersten Stufe der Forschung wird keine Panchakarma Kur durchgeführt. Es ist geplant dass nach Ablauf der Forschung 2007 eine Fortsetzung der Kollaboration durchgeführt wird, bei der die Kuren miteingeschlossen werden sollen."




Auf grundsätzliche Problematiken im Rahmen von Forschungsprojekten zu Ayurveda weisen jedoch mehrere unserer Fachleute hin:
Dr. Stefan Rößler: „Es gibt in Indien viele Forschungsprojekte. Allerdings genügen sie meist nicht westlichen wissenschaftlichen Standards. Zu geringe Fallzahl, mangelnde Verblindung. Einzelne Studien, z. B.zur blutzuckersenkenden Wirkung von Zimt, werden aber auch zunehmend im Westen gemacht. Aber dabei wird mit ayurvedischen Heilmitteln Schulmedizin gemacht, der ganzheitliche Ansatz wird nicht berücksichtigt und das Individuelle geht verloren.“
Heike Seegebarth (HP) geht auf diese Problematik noch genauer ein:
„In Ayurveda ist die Behandlung individuell. Ein Rheumatiker hat, wenn alle Symptome betrachtet werden, die er verspürt, ganz andere als der nächste. Das macht dann unterschiedliche Präparate und Anwendungen in der Behandlung notwendig. Grundlage in der Forschung ist, dass ein Präparat X einer Personengruppe mit der gleichen Grunderkrankung Y gegeben wird. Bei diesem Beispiel würde allen Rheumatikern das gleiche Mittel gegeben werden. Das wäre keine ayurvedische Herangehensweise und der Behandlungserfolg würde nicht dem entsprechen, was Ayurveda vermag. Es würde sich auf eine schulmedizinische Behandlung mit ayurvedischen Präparaten reduzieren. Das ist nicht im Sinn von Ayurveda.“
Auch Elmar Stapelfeldt (HP) bestätigt dies und bietet gemeinsam mit der Europäischen Akademie für Ayurveda direkt eine Lösung an: „Insofern muss für Ayurveda ein eigenes Studiendesign entworfen werden, dass seine Effizienz und Unbedenklichkeit objektiv belegt ohne seine Grundsätze den Gepflogenheiten der evidenzbasierten Medizin zu opfern. Zu diesem Zweck wird in der Europäischen Akademie für Ayurveda (Rosenberg EAA) ein Fragebogen erarbeitet, den Ayurveda-Ärzte und -Heilpraktiker für ihre jeweiligen Fälle ausfüllen sollen. Zur Intensivierung dieser Bemühungen wurde ein offenes Netzwerk von praktizierenden Ayurveda-Medizinern gegründet, welches sich in Zukunft in unabhängige Ayurveda-Ärzte- und -Heilpraktiker-Verbände integrieren soll.“

Eine weitere Problematik sind die fehlenden finanziellen Mittel:
Dr. Hans Rhyner (Naturarzt): „An allen Hochschulen in Indien, wo eine Post-Graduate Ausbildung angeboten wird, sowie in der Ayurveda Pharmaindustrie, wird seit 40 Jahren geforscht. Nur angeblich seien diese Projekte nicht gut genug. Wer soll für die Forschung bezahlen? Diejenigen, die Forschung betreiben, müssen ja das Geld wieder reinbekommen.“
Andreas Pollozek meint dazu: „Erst wenn der Nachweis erbracht ist, dass wir damit enorme Therapiekosten und postoperative Folgekosten einsparen können, werden auch Forschungsgelder fließen.“


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