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Interview mit Dr. Robert Svoboda

Interview mit Dr. Robert Svoboda

20.04.2010 | "Um das Meiste aus einer Ayurveda Behandlung heraus zu bekommen, müssen Sie wissen, wo Sie selbst hinwollen." Dr. Robert Svoboda graduierte als erster Student aus dem Westen an einer Ayurveda Universität in Indien und war damit auch der erste Westler, der Ayurveda in Indien praktizieren durfte. Er lebte von 1973 bis 1980 und von 1982 bis 1986 in Indien. Seit 1985 bereist er viele Länder der Welt, um den Ayurveda zu verbreiten, zu lehren und Menschen auf ihrem Weg zu unterstützen.

ayurveda-portal.de: Wie sind Sie persönlich zum Ayurveda gekommen?

Robert Svoboda: Ursprünglich wollte ich Schulmedizin studieren. Ich war schon früh mit 18 Jahren mit dem Abitur fertig. Ich entschied mich, bevor ich auf die Universität gehen wollte, eine Reise nach Afrika zu unternehmen. Ich reiste von der Ost- zur West Küste und bekam dann eine Einladung, eine Expedition zu einem indigenen Stamm zu unternehmen. Dort lud man mich ein, bei dem Stamm zu bleiben. Ich entschied mich, erst einmal das Medizinstudium zu verschieben. Ich reiste später weiter nach England und Nepal, wo ich das erste Mal von Ayurveda hörte. Einige Wochen später war ich in Indien, wo ich einem zu dieser Zeit sehr angesehenen Ayurveda-Arzt vorgestellt wurde. Er erzählte mir, dass es für mich durchaus möglich ist, Ayurveda sowohl in englisch als auch in Sanskrit zu studieren. Er gab mir ein Empfehlungsschreiben für eine Universität und ohne seinen Einfluss wäre die Aufnahme sicherlich sehr viel schwieriger geworden.

Ich wollte zunächst Ayurveda studieren, weil es einfach anders war als die moderne Medizin. Später begann ich zu verstehen, dass es auch noch stark mit anderen Themen wie Yoga und Vastu zusammenhing.

ayurveda-portal.de: Haben Sie nur an der Universität studiert oder auch von anderen Lehrern und Gurus gelernt?

Robert Svoboda: Von 1974 bis 1980 studierte ich Ayurveda in Poona und während dieser Zeit lernte ich auch von verschiedenen anderen Ärzten und Mentoren privat.

ayurveda-portal.de: Haben Sie jemals in Indien praktiziert?

Robert Svoboda: Ich bekam zwar die Lizenz zum Behandeln, aber gute Ärzte sind in Indien so gefragt, dass sie 200 bis 300 Menschen am Tag besuchen. Das wir mir zu viel.

ayurveda-portal.de: Wie sehen Sie die Entwicklung des Ayurveda im Westen und wie in Indien?

Robert Svoboda: Ich sehe Ayurveda im Westen noch in der Entwicklungsphase. Einige Menschen, die in Indien studiert haben, fangen an im Westen Fortbildungen zu geben und zu behandeln, aber die Infrastruktur für Ayurveda ist noch nicht etabliert.

Als ich in Indien studierte waren fast 90% der Ayurveda-Studenten nicht wirklich an Ayurveda interessiert. Sie taten es nur um einen Medizinabschluss zu bekommen. Heute schätze ich, dass es noch 30% sind, die nicht wirklich an Ayurveda interessiert sind. Aber immerhin, 70% wollen es wirklich. Ayurveda beginnt sich erst langsam wieder in Indien zu etablieren. Es wird noch einige Jahre dauern bis die Menschen wirklich das Selbstvertrauen haben werden, sich mit Ayurveda behandeln zu lassen und damit zu behandeln. Hier braucht es ebenfalls noch etwas Entwicklung.

ayurveda-portal.de: Sie reisen sehr viel. Können Sie Unterschiede bezüglich Ayurveda in Europa, Südamerika und Nordamerika erkennen?

Robert Svoboda: Es gibt sehr wohl Unterschiede, vor allem bedingt durch das Gesetzessystem in jedem Land und die Art und Weise wie die Menschen außerhalb des etablierten Systems für sich eine Nische finden. In den USA ist es besonders schwer, da jedes Bundesland seine eigenen Bestimmungen hat und Zulassungen müssen in jedem Land einzeln beantragt werden.

ayurveda-portal.de: Wie sehen Sie das Potential für Ayurveda in der westlichen Welt?

Robert Svoboda: Das Potential ist sehr hoch, denn die Menschen müssen entgiften, sich richtig ernähren, und sie brauchen gelegentlich eine Reinigungskur. Hier liegt das große Potential, vorausgesetzt das die Menschen verstehen, dass es sinnvoll ist, vorbeugend zu handeln und nicht bis zur letzten Minute zu warten, um von irgendjemand gerettet zu werden.

ayurveda-portal.de: Glauben Sie, dass die alten ayurvedischen Texte in die heutige Zeit übertragbar sind?

Robert Svoboda: Unbedingt, denn die Texte fokussieren nicht so sehr auf bestimmte Rezepturen, sondern darauf wie man eine Kräutermischung herstellt. Man muss also sorgfältig lesen, dann offenbaren sich jedes Mal neue Einsichten. Lesen Sie nicht sorgfältig, bleibt es immer ein verschlossenes Buch.

ayurveda-portal.de: Demzufolge lesen Sie lieber in Sanskrit als in der Übersetzung?

Robert Svoboda: Die Sanskrit Texte sollte man immer mit dem Kommentar lesen, denn sie sind immer sehr mit kompaktem Wissen bestückt. Am liebsten lese ich immer das Original und die Übersetzung, um zu sehen, ob sich Fehler eingeschlichen haben und welche Sichtweise der Übersetzer hatte.

ayurveda-portal.de: Haben Sie noch einen persönlichen Guru?

Robert Svoboda: Er starb 1983. Sein Guru starb zwar erst 1993, aber ihn habe ich nie getroffen.

ayurveda-portal.de: Was sind Ihre Zukunftspläne?

Robert Svoboda: Ende diesen Jahres - in 2010 - werde ich meine Vortragsreisen für ein paar Jahre einstellen. Ich möchte mir eine Auszeit nehmen, ein Retreat machen und mir Zeit zum Schreiben nehmen.

ayurveda-portal.de: Bieten Sie dann auch Retreats an, bei denen Menschen zu Ihnen kommen können?

Robert Svoboda: Das bezweifle ich. Ich werde das alleine machen, um mich zu erholen. Darum geht es mir ja eigentlich.

ayurveda-portal.de: Werden Sie auch weiterhin mit Claudia Welch zusammen arbeiten?

Robert Svoboda: Das wäre sicherlich sehr schön. Wenn es zeitlich zusammen passt, gerne. Wir haben es sehr genossen, zusammen zu arbeiten.

ayurveda-portal.de: Sie kennen ja unser Ayurveda-Portal. Wie denken Sie darüber?

Robert Svoboda: Es ist eine gute Sache. Die Menschen sind heute sehr auf das Internet fokussiert. Und wenn Menschen sich mehr für Ayurveda interessieren, müssen sie es irgendwo finden. Dafür ist es eine sehr gute Idee. Ich wünsche Euch alles Gute für das Portal.

ayurveda-portal.de: Gibt es etwas, das Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben möchten?

Robert Svoboda: Das Wichtigste ist, dass sich Ayurveda auf die vier Säulen des Lebens fokussiert: Dharma (Pflichtbewusstsein), Artha (Zweckgerichtetheit/monetärer Erfolg), Kama (Leidenschaft/Erfüllung) und Moksha (Unabhängigkeitsstreben/Erleuchtung) fokussiert. Das Wichtigste von diesen Vier ist Dharma, weil es den Weg vorgibt, den Sie im Leben zu gehen haben.
Um das Meiste aus einer Ayurveda Behandlung heraus zu bekommen, müssen Sie ein klares Bild davon bekommen, wo Sie hinwollen. Dafür müssen Sie in die Zukunft blicken können. Einige Menschen können Jahre voraus schauen. Ich kann es nur ein wenig. Es gibt einen berühmten Autor in den USA der einmal folgenden Satz sagte: Eine Geschichte zu schreiben ist ungefähr so wie in der Nacht Auto zu fahren. Sie wissen, wo sie hin wollen, aber nicht ganz genau, wie sie dort hinkommen. Doch wenn sie ihre Lichter benutzen und nicht zu schnell fahren, werden sie vermutlich dort ankommen.
Ich denke das Wichtigste ist Selbstvertrauen zu haben, eine bestimmte Sache zu tun, ob es nun einfach ist oder nicht. Wenn es für Sie das Richtige ist, dann stellen Sie sich vor als würden Sie es tun und Sie gehen schrittweise auf ihr Ziel zu.

ayurveda-portal.de: Vielen Dank, Robert!


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Weitere Informationen zu Dr. Robert Svoboda finden Sie hier: www.drsvoboda.com


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