Status: Nicht angemeldet

Prana in uns kultivieren

Prana in uns kultivieren

06.02.2003 | von Robert E. Svoboda Wer auch immer Du bist, wo auch immer Du lebst R11; Du lebst Dein Leben gut, wenn Du es in der richtigen Schrittgeschwindigkeit lebst. Hetzt Du Dich ab, wird das Leben Dich zermürben, bummelst Du herum, wird Dein Leben ins Stocken kommen. Finde also das zu Dir gehörige Tempo, bewege Dich diesem Tempo entsprechend fort und schon wird Deine Welt Dir spontan einen Weg ebnen. Finden Sie hier den Originaltext in Englisch (übersetzung J.K.)

Das Leben fordert von jedem von uns einen umsichtigen Schritt, einen Schritt, der jedes Element unseres Seins im harmonischen Widerhall erklingen lässt. Manche von uns finden ihren Schritt ohne viel Mühe, einige wenige sind sogar zu einem mühelosen Galopp’ geboren. Aber viele von uns stolpern von einem Tag zum anderen als ob wir zwei linke Füße hätten. Wir versuchen vergeblich unseren Lebensweg auf intellektuelle Weise zu finden, dabei ist alles was das Leben von uns verlangt, dass unser Prana die Schrittgeschwindigkeit bestimmt.

Prana ist die Energie, die das Leben vorantreibt, die Kraft, die den Körper mit Leben erfüllt, den Geist belebt und die Seele anspornt. Prana ist die Inspiration für unser Leben. Prana ist des Lebens Grundlage und Beharrlichkeit. Es ist die sichere Hand am Ruder und die weise Stimme eines guten Rates. Prana ist das Bedürfnis nach Gesundheit und Harmonie, welches danach verlangt, unsere Körper zu Häfen zu machen, in denen wir Schutz vor den Stürmen der modernen, hektischen Welt finden können. Prana ist in jedem Moment, in jeder Zelle eines jeden lebenden Organismus aktiv, immer bestrebt danach, uns von Krankheit zu befreien und uns in unserer Gesundheit zu bekräftigen. Aber nur bei jenen wenigen Menschen, die genetisch mit Gesundheit gesegnet sind, reguliert das Prana automatisch seine Eigendynamik. Alle anderen von uns müssen lernen, wie wir unser Prana pflegen und kultivieren können.

Pranayama, die "Kontrolle" oder "die Steuerung" von Prana, ist ein zentrales Grundprinzip innerhalb der umfassenden Vielfalt des Yoga, welche das alte Indien produzierte. Ein gutes Prana-Management ist für diejenigen essentiell, die bestrebt sind, dem Weg des Ashtanga Yoga zu folgen. Es ist das "acht-gliedrige“ Yoga der persönlichen Entwicklung und wurde von dem uralten Seher Patanjali systematisiert. Patanjali lehrte: „Yoga ist jener innere Zustand, in dem die seelisch-geistigen Vorgänge zur Ruhe kommen" (yoga chitta vritti nirodhah) und er suchte, die Schwankungen des Geistes einzugrenzen, indem er den Atem zurückhielt. Mit Bedacht durchgeführt, kann dies zu einer bewundernswerten Kultivierung von Prana führen. Seit Patanjali jedoch haben leider viele unbedachte Studenten und Lehrer des Yoga das Pranayama gleichgesetzt mit einem ausgedehnten, gewaltsam eingehaltenen Atem, was den Körper sogar ruinieren kann.

Ein weises Pranayama beginnt mit Beobachtung. Wenn Du Deinen Körper bewegst, wie häufig denkst Du dann darüber nach, welches die Ursachen dieser Körperbewegung sind? Wenn Du trainierst, trainierst Du dann allein deine Muskeln oder auch die Kraft, die sie antreibt? Beschränkst Du Dich rein auf die Körperhaltung, wenn Du ein Asana (Yoga-Positionen, Anm. d. Ü.) durchführst, oder führst Du es außerdem auf energetische Weise durch? Ein guter erster Schritt zu einem wirkungsvollen Management des Prana ist, wachsam gegenüber Deiner Energiehaltung (im Gegensatz zur Körperhaltung, Anm. des Ü.) zu sein und Deine Gewohnheiten, die Energie zu halten und zu nutzen, aufmerksam zu beobachten.
rishis, die Seher Indiens, die ihr langes Leben damit verbrachten, über die vielen Facetten der Paradoxien des Lebens nachzusinnen, haben eine Vielzahl von Methoden vorgeschlagen, die bewirken, dass unser Prana eine angemessene Geschwindigkeit annimmt. Von Anfang an rioeten Sie, daß wir den Grundprinzipien des Ayurveda, Indiens Wissenschaft vom Leben, folgen, um vata, pitta und kapha, die drei Energiestrategien aller körperlichen Wesen, auszugleichen. Diese drei doshas fördern Krankheiten, wenn es ihnen gestattet ist, miteinander zu kämpfen, und sie wirken als Unterstützung für den Organismus, wenn sie angeleitetwerden, miteinander zu kooperieren. Bewegen sich diese drei doshas in einem freundschaftlichen Verhältnis, stärken sie agni oder tejas, das Feuer der Transformation, welches uns ermöglicht, uns zu ernähren und zu nähren. Ein starkes Feuer verarbeitet sorgsam das Prana, das wir durch unseren Atem und durch unsere Nahrung aufnehmen. Zusätzlich erleichtern ein starkes agni und Prana die Entstehung von ojas, dem reinen "Saft", welcher das Leben lebenswert macht, indem er Körper, Geist und Seele zusammenhält und die Immunität gegenüber Krankheit verstärkt.

Starke tejas und ojas in einem Körper liefern Prana eine gute Position (asana) im Körper. Ein gut situiertes Prana versorgt uns mit der intuitiven Entschlossenheit, welche wir dazu benötigen, jede Tätigkeit präzise, richtig und mit großer Entschlusskraft und Begeisterung durchzuführen. Ein solcher Körper bewegt sich nicht aus der Verpflichtung heraus, sondern aus purer Freude an der Bewegung, welche die Natur von Prana ist. Ein gut situiertes Prana erhöht auf unermessliche Weise unsere Fähigkeit, jede nur mögliche Yoga-Position (asana) durchzuführen. Sobald Prana sich durch die Ausübung von asanas sorgfältig im Körper etabliert hat, ist unser Körper für pranayama bereit, welches die Beherrschung der Sinne und des Geistes fördern kann. Der Atem, Prana und der Geist sind von Natur aus miteinander verbunden. Kultiviert man eines davon auf gute Art und Weise, schließen sich die anderen beiden an. Während viele Yogis Atemübungen anwenden, um Prana und den Geist zu kultivieren, nutzen andere zur Regulierung von Atem und Prana die Meditation. Manche praktizieren Svara Yoga, die Beherrschung von Prana und Geist mittels Gesang, andere wiederum richten ihren Atem, das Prana und ihren Geist aus, indem sie sich der Göttlichkeit völlig rein hingeben.

Hingabe mag die höchste Form der Beherrschung von Prana sein, ebenso wie der Glaube das beste Heilmittel gegen Krankheit ist. Ein starker Glaube kann jedes mögliche Placebo zu einer wirkungsvollen Medizin machen, ebenso wie Zweifel selbst das wirkungsvollste Heilmittel wirkungslos machen kann. Während vorbehaltlose Hingabe an die Realität für eine schlechte Ausrichtung der Yogaübungen entschädigen kann, so kann kein Maß an technischer Leistungsfähigkeit bei den asana genügen, um die Schwankungen des Geistes zurückzuhalten, wenn eben dieser Geist durch Zweifel gequält wird. Widme Dich dem Kennenlernen und der Kultivierung Deines Pranas und schon bald wird jede Deiner Kapillaren mit Heiterkeit wahrer Vitalität erfüllt sein. Erlerne Dein Prana in ein angemessenes Tempo zu bringen und Dein Körper und Geist werden sich automatisch danach ausrichten. Widme Deine Yogapraxis einem immer leichter werdenden und anwachsenden Gleiten des Pranas durch Dein Sein, und nach und nach wird Dein eigenes Prana beginnen, Deine Yoga-Praxis anzuleiten. Behandelst Du Dein Prana mit genügendem Respekt, so wirst Du Dich selbst voll und ganz zentriert im Fluß des Lebens wiederfinden.

Von Robert Edwin Svoboda, veröffentlicht 2000. Finden Sie hier den Originaltext in Englisch (Übersetzung J.K.)


Cookie Consent mit Real Cookie Banner