Status: Nicht angemeldet


Warum 'Ayurveden' Weihnachten feiern

16.12.2002 | Von Roland Rau, Geschäftsleitungsmitglied der Ayananda Ayurveda Academy Am Nikolaustag fragte mich eine Anruferin, die sich für das Fernstudium an unserer Ayananda Academy interessierte, ob wir Ayurveda-Leute denn auch Weihnachten feierten. Spontan sagte ich "ja, warum sollten wir dies nicht tun?" Begründet wurde die berechtigte Frage dann mit dem Verweis auf Indien, als das Herkunftsland des Ayurveda und die Samkya-Philosopie, die ja bekanntlich keinen Schöpfergott kennt. Weil mir klar war, daß das nun ein sehr langes Telefonat werden könnte, bot ich der Interessentin an, die Frage schriftlich zu beantworten, was sie gerne annahm. Für alle Portal-Besucher, die sich diese oder ein ähnliche Frage ebenfalls stellen, hier nun meine Antwort, die gleich mit einer neuen Frage beginnt:

Warum feiern wir überhaupt Weihnachten?

Hierüber zu reflektieren heißt, weit vor die christliche Zeit zu blicken. Im Monat Dezember feierten unsere germanischen Altvorderen vor der Christianisierung die Wintersonnwende. Nach der längsten Nacht im Jahr siegt das Licht gegen die Dunkelheit und die Tage werden wieder länger. Also ein immer wiederkehrendes Ereignis, das auch verbunden war mit der erneuerten Fruchtbarkeit der Erde und überhaupt allen Lebens.

So wurde von der Kirche im 2. Jhdt. das Weihnachtsfest willkürlich auf den 6. Januar festgelegt, an dem bis dahin das Fest des Gottes der Fruchtbarkeit Dionysos begangen worden war. Dieser opferte sich jedes Jahr aufs Neue. Sein Blut war Garant zum Fortbestehen allen Lebens. Die Kirche nun ersetzte Dionysos durch Jesus, der sich durch sein Blut und Leben opferte.

Damals war es noch herrschende Lehre, daß Jesus erst durch seine Taufe im Jordan Gottessohn geworden war. Folglich wurde an Weihnachten die Gottwerdung Jesus gefeiert.
Erst auf dem berühmten Konzil von Nizäa im Jahre 325 wurde beschlossen, daß Jesus bereits als Gottessohn geboren worden war. Von da an wurde der Geburtstag von Jesus auf den 25. Dezember festgelegt, den Festtag des Lichtgottes Mithras.

Das aus Persien importierte Mithras-Fest (sol invictus) war bei den Römern allgemeiner Feiertag, an dem man sich Kerzen schenkte und die Sonnwendfeuer brannte. Der sich im ganzen römischen Imperium ausbreitende Mithras-Kult, der Taufe und heiliges Mahl kennt, war im 3. Jhdt. Hauptkonkurrent des Christentums.

Im Johannes-Evangelium 12, 46 spricht Jesus: " Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder , der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe."

Vom 17. Bis 23. Dezember feierten die Römer aus Anlaß der Wiederkehr des Lichtes damals das Fest der Saturnalien. Mit der Wintersonnwende tritt die Sonne in das Tierkreiszeichen Steinbock, der vom Saturn regiert wird, ein. So wurde also auch Saturn in Zusammenhang mit dem Wiedererwachen der Fruchtbarkeit gebracht.

Neben dem aus Persien stammenden Mithras wurde in dessen Heimat auch der Feuergott Agni der Veden verehrt. Zu Agni, dem Gott des Herd- und Opferfeuers heißt es im Rig-Veda VI. 9,2: "Der schwarze Tag und der silbrige Tag durchrollen die zwei Räume durch die Kräfte des Wissens; strecke Feuer, als allen Menschen geboren, wie ein König, mit seinem Licht die Finsternis nieder."

Bei der Betrachtung des Wortes Christus nähern wir uns noch ein Stück weiter den vedischen Überlieferungen. Christus leitet sich vom griechischen Christos " der mit Öl gesalbte" ab und dieses wiederum vom Sanskrit-Wort Krischto, welches Anziehung bedeutet und nur eine andere Form von Krishna "der Allesanziehende", dem Namen Gottes ist. So hat der Name Jesus Christus die Bedeutung von Jesus, der Sohn des Christus oder Krishnas. Er hat sich selbst als Sohn Gottes bezeichnet.

Auch Krishna als Inkarnation des höchsten Gottes Vishnu wurde von einer Jungfrau, Devaki geboren. Im Atharvaveda heißt es dazu: "Gebenedeit seist Du, Devaki, unter den Frauen sei willkommen... Du bist ausersehen zum Werke der Erlösung, in Deinem Busen wird der Strahl des göttlichen Glanzes Mensch werden.... Jungfrau und Mutter, wir grüßen Dich....., denn aus Dir wird der geboren, der uns erlösen soll.... Du sollst ihn Krishna nennen."

Vor dem Hintergrund dieses kurzen Ausfluges in die Vergangenheit und zugleich in die Mythologie meine ich, daß jeder Mensch, egal welcher Glaubensrichtung und Weltanschauung, einen ganz persönlichen Grund haben kann, Weihnachten als heiliges Fest zu begehen.

Quellen:

1. "Von Christus zu Krishna" in "Christus-Krischto-Krishna", Gespräch zwischen Pater Emmanuel Jungclaussen vom Benediktinerkloster Niederalteich und Swami Prabhupada, The Bhaktivedanta Book Trust, 1975.

2. "Gedichte aus dem Rig-Veda", Reclam 1964.

3. "Grüne Tanne im Kerzenschein" von Sabine Gebhardt-Herzberg in "Visionen" Heft 6/99, S. 30 ff.

4. "Johannes-Evangelium" 12, 46 in "Die Heilige Schrift" Vlg. Modernes Antiquariat, 1977.

Von Roland Rau, Geschäftsleitungsmitglied der Ayananda Ayurveda Academy


Cookie Consent mit Real Cookie Banner