Status: Nicht angemeldet


Erholsamer Schlaf - Bewußtsein und der quantenmechanische Körper

15.12.2002 | Von Dr. med. Deepak Chopra Um in den Genuß eines erholsamen Schlafs zu kommen, müssen wir unseren Körper und unseren Geist sowie die Beziehungen zwischen beiden besser verstehen lernen. Eine wichtige Rolle spielen auch bestimmte Kreisläufe der Natur, mit denen der Ablauf unseres Schlafs eng verbunden ist.

An dieser Stelle möchte ich Sie mit dem quantenmechanischen Verständnis von Körper und Geist vertraut machen. Diese Auffassung hat viele Gemeinsamkeiten mit den grundlegenden Anschauungen der altindischen medizinischen Tradition des Ayurveda, auf der dieses Buch aufgebaut ist.

Einer der wichtigsten Grundsätze des Ayurveda besagt, daß wir unseren Körper durch unser Bewußtsein sozusagen formen, das heißt, daß der Körper eine Projektion des Bewußtseins ist.
Das Bewußtsein gehört zu jenen grundlegenden biologischen Erscheinungen, die wesentlich einfacher zu erkennen als zu erklären sind. Ich betrachte das Bewußtsein als einen Wahrnehmungsraum, als ein Kraftfeld der Intelligenz. Intelligenz als solche ist nichts anderes als ein Feld von aufeinander bezogenen Informationen. Lassen Sie mich dies erklären. Es gibt Systeme, die auf ihr eigenes Verhalten Einfluß nehmen können. Zum Beispiel steuert der Thermostat einer Heizung den Heizkessel im Keller. Auch die biologischen Systeme in unserem Körper haben diese Fähigkeit. Sie können ihr Verhalten durch selbstbeschaffte Informationen regeln und von einem Moment zum anderen beeinflussen. Ein Heizungssystem können wir zwar nicht als intelligent bezeichnen, denn es stützt sich auf einen mechanischen Rückkopplungsmechanismus, aber ein solches System mit einem Thermostat kann uns als Modell dafür dienen, wie die Intelligenz oder Sinnestätigkeit des Körpers funktioniert.

Unser Körper ist ein Feld lebendiger Informationen, die durchweg über Rückkopplungsschleifen laufen. Diese lebendige Information könnte man auch ein Feld unbegrenzter Wechselbeziehungen nennen. Das bedeutet, daß wir viele Dinge gleichzeitig tun und diese Tätigkeiten miteinander vereinbaren können. Ein menschlicher Körper kann Erreger abtöten, Klavier spielen, Nahrung verdauen, Giftstoffe ausscheiden, eine Philosophie ersinnen, ein Baby wachsen lassen - und alles zur gleichen Zeit.

Und das ist nur der Anfang. Der menschliche Körper ist nichts Einzelnes, sondern Teil eines größeren Feldes lebendiger Information, das wir die Erde nennen. Die Erde wiederum ist Teil eines noch größeren und das ganze Universum umfassenden Informationsfeldes. Alles in der Natur steht untereinander in Zusammenhang. Es ist nicht möglich, den menschlichen Körper vom kosmischen Gesamtkörper zu trennen, auch wenn uns unsere alltägliche Wahrnehmung andauernd genau das nahelegt. Wir empfinden unser körperliches Selbst nur deshalb als handfesten Gegenstand, weil unsere Wahrnehmung enge Grenzen hat. Die anscheinend unwiderlegbare Wirklichkeit unseres Körpers ist, wenn auch nicht unbedingt eine Illusion, so doch allenfalls ein sehr knapper Ausschnitt aus dem, was wirklich vor sich geht.

In Wirklichkeit erneuert der Körper sich während jeder Sekunde seines Daseins unentwegt selbst - wobei er sich buchstäblich abbaut und wieder neu erschafft. Der menschliche Körper kann sich erstaunlich oft vollständig erneuern: 98 Prozent der Zellen, aus denen er besteht, sind neu. Jedes Jahr haben wir einen Körper, der vollständig erneuert und auf der Ebene der Zellen völlig ausgetauscht ist.

Unser stofflicher Körper unterscheidet sich heute also wesentlich von dem von gestern. Alle sechs Wochen spendieren wir uns eine neue Leber, jeden Monat eine neue Haut, alle fünf Tage eine neue Magenschleimhaut, und selbst unser Knochengerüst erneuert sich alle drei Monate. Deshalb ist der menschliche Körper tatsächlich wie ein beständig dahinfließender Strom: In jeder Sekunde ist er in Bewegung.

Wie jeder Strom eine Quelle haben muß, so entspringt dieser Strom von Molekülen und Atomen den Schwingungen eines Energiefeldes. Die Schwingungen werden zu Molekülen unseres Körpers. Man betrachte sich zum Beispiel das Atom, den Grundstoff der Materie. Man wird feststellen, daß es aus verschiedenen Elementarteilchen besteht, die mit unvorstellbaren Geschwindigkeiten durch riesige, leere Räume sausen. Diese Teilchen kommen scheinbar aus dem Nichts: Sie tauchen auf, stoßen zusammen, prallen voneinander ah und verschwinden scheinbar wieder in der Leere. Sie sind immer nur für einen kurzen Augenblick vorhanden. Wenn wir sie bei der Betrachtung für einen Moment erstarren lassen, dann erscheinen sie uns greifbar. In Wirklichkeit aber sind sie nichts anderes als Schwingungen von Energie und Information.

Materie und Energie sind Erscheinungsformen einer tiefer liegenden Wirklichkeit. Diese tiefere Wirklichkeit ist ein Feld, in dem sämtliche möglichen Formen von Materie, Information und Energie als reine Möglichkeiten enthalten sind. Mit anderen Worten, sie sind nicht offenkundig. Es sind Möglichkeiten, die sich erst noch entfalten und schließlich in einer irgendwie meßbaren Form darstellen müssen. Hinter der äußeren Maske unseres stofflichen Körpers verbirgt sich also ein quantenmechanischer Körper. Dieser speist sich aus einer tiefer liegenden Quelle, die den Schwingungen von Energie und Information nach einer bestimmten Ordnung im Gesamtklang des Körpers die jeweiligen Instrumente zuweist.

Wenn Sie anfangen, den Körper auf diese Weise zu betrachten, wird Ihnen die Vorstellung vom Körper als einem festgelegten, unveränderlichen Gegenstand nicht nur als falsch, sondern auch als äußerst beschränkt erscheinen. Die quantenmechanische Sicht greift weiter: Hier ist der Körper ein Beziehungsgefüge aus Intelligenzmustern und Informationsfeldern, als lebendige Information, die wir Intelligenz nennen.

Wir halten zwar Gedanken, Empfindungen, Gefühle und Wünsche für etwas Abstraktes und den Körper für etwas Stoffliches. In beidem drückt sich jedoch das gleiche Intelligenzfeld aus. Wenn eine Energiewelle in einem bestimmten Moment erfaßt wird, erscheint sie als ein Teilchen. Gleichzeitig ist sie jedoch auch eine Welle. Und ebenso zur gleichen Zeit ist sie eine Schwingung im größeren Feld. Es hängt also lediglich von unserer Betrachtungsweise ab, ob wir einen bestimmten Vorgang in unserem Körper als materielles oder als geistiges Ereignis oder auch als Feldschwingung auffassen.

Es ist wichtig, sich all dies deutlich vor Augen zu führen, denn diese Vorstellungen sind die Grundlage der modernen ayurvedischen Sicht der Gesundheit - einschließlich der auf den Schlaf bezogenen Techniken, die ich ihnen in diesem Buch vermitteln möchte. Der Physiker Albert Einstein (der normalerweise ungefähr zehn Stunden pro Nacht schlief) sagte einmal, ein Feld sei nicht das Muster für tatsächliche Ereignisse in Raum und Zeit, sondern vielmehr die Gesamtheit möglicher Informationszustände. Es enthält in sich sämtliche möglichen Ereignisse als Funktion der Zeit.
Ein Feld ist also in anderen Worten nicht seinerseits ein Ereignis in Raum und Zeit. Es ist die Gesamtheit aller möglichen Energien und Informationszustände, wie sie als Ereignisse in Raum und Zeit Gestalt annehmen können.
Und wie nennen wir diese Ereignisse? Wir nennen sie Tisch und Stuhl oder Fels und Baum. Wir nennen sie Materie, und das umfaßt auch die stoffliche Seite des Körpers. Aber auch das ist eigentlich wieder eine Frage der Betrachtungsweise. Alle diese Ereignisse sind Teil eines größeren Zusammenhangs.

Neuere Forschungen haben bestätigt, daß geistige Ereignisse zugleich körperliche Ereignisse sind, denn jeder unserer Gedanken setzt in unserem Gehirn ein Botenmolekül in Gang, das augenblicklich und automatisch in biologische Information umgewandelt wird. Es ist nicht etwa so, daß der Gedanke als geistiges Ereignis das Molekül als körperliches Ereignis verursacht. Das geistige und das körperliche Ereignis sind vielmehr genau das gleiche. Der Gedanke ist das Molekül, und das Molekül ist der Gendanke. Es verhält sich nicht so, daß das eine aus dem anderen hervorgeht oder daß das eine das andere beeinflußt - sie sind beide das gleiche Ereignis aus jeweils verschiedenem Blickwinkel betrachtet.

Wir sollten deshalb aufhören, den menschlichen Körper als einen Körper mit einem Geist oder als einen Geist in einem Körper anzusehen. Wir sollten ihn vielmehr als einen Körper/Geist auffassen. Außerdem sollten wir uns mit der Tatsache vertraut machen, daß der Geist nicht nur im Gehirn seinen Sitz hat. Das Bewußtsein ist die besondere Erscheinungsform des Geistes, und vom geprägtes Verhalten findet sich im gesamten Körper, in jeder einzelnen Zelle.

Verstehen Sie nun, wie grundlegend diese Vorstellungen unsere Wahrnehmung des Lebensprozesses verändern können? Bisher haben Sie vielleicht aus dem Fenster geschaut und gesagt: cDa draußen liegt die Welt.« Für Ihre alte Art zu denken war »die Welt da draußen« getrennt von «dem Raum hier drinnen« - dem Raum in Ihnen selbst, innerhalb Ihrer eigenen Haut.

Sie haben sich selbst als ein hautumschlossenes Ich verstanden. Dies war Ihr persönlicher Körper, und alles, was sich außerhalb davon befand, war die Welt. In Wahrheit ist das aber eine sehr künstliche Unterscheidung. Die Welt ist mein kosmischer Körper, und der Raum innerhalb meiner Haut ist mein persönlicher Körper. Beide sind grundsätzlich das gleiche. Sie sind Teil des gleichen großen Zusammenhangs. Es ist völlig willkürlich, das eine vom anderen abzutrennen, nur weil sich die eigene Haut dazwischen befindet. Die Haut wird natürlich durch die gleichen Schwingungen erzeugt wie alles andere darum herum.

Wir sind also ein Teil dieses umfassenden Systems der Natur, das intelligent und auf sich selbst rückbezogen ist, und das ist die Grundlage des Ayurveda. In Worten des Avurveda ausgedrückt, lautet das so: Wie das Atom, so das Universum; wie der Mikrokosmos, so der Makrokosmos; wie der menschliche Körper, so der kosmische Körper; wie der menschliche Geist, so der kosmische Geist.

Manche Menschen haben wegen des spirituellen Beigeschmacks eine Abneigung gegen Begriffe wie »kosmischer Geist«. Aber »kosmischer Geist« ist nur ein einfacherer Ausdruck, um das nichtlogische Informationsfeld mit auf sich selbst bezogenen Rückkopplungsschleifen kybernetischer Art zu bezeichnen. Es ist die gleiche Sache in zwei unterschiedlichen Bezugsrahmen. Auch die Rischis, die alten Weisen Indiens, benutzten nicht die Begrifflichkeit der modernen Physik. Ganz gewiß hatten sie als Begründer der Wissenschaft des Ayurveda den quantenmechanischen Körper verstanden, aber sie drückten es mit einem anderen Begriffspaar aus. Sie nannten es den feinstofflichen und den kausalen (ursächlichen) Körper.
Grundsätzlich gingen die Rischis von den gleichen Voraussetzungen aus wie die heutigen Quantenphysiker: Physikalische Ereignisse sind lediglich die Erscheinungsform von nichtphysikalischen Ereignissen. Diese nichtphysikalischen Ereignisse sind aus einem großen Feld von Energie und Information herausgelöste besondere Energie- und Informationsklümpchen. Genau so wie wir einen feinstofflichen Körper haben, haben wir auch feinstoffliche Sinne. Jeder kennt das Erlebnis, daß man die Augen schließt und vor sich als zarte Vision das Bild seiner Mutter oder einer Rose sieht. Wo ist dieses Bild? Es befindet sich in dem besagten Informationsfeld.

Sie können das auf der Stelle überprüfen. Schließen Sie die Augen und denken Sie an den Geschmack von Erdbeereis. Gewiß, der Geschmack ist da, aber wo genau? Er ist im feinstofflichen Körper. Ähnlich kann man die Augen schließen und Musik hören, wenn man Lust dazu hat, oder fühlen, wie sich ein Wollschal um den Hals legt. Wir haben also für jeden unserer fünf Sinne feinstoffliche Sinne, die ihrerseits Energie- und Informationsschwingungen im feinstofflichen Körper sind. Und diese Sinne - nämlich die feinstofflichen Sinne, der feinstoffliche Körper, der quantenmechanische Körper - lassen den greifbaren Körper entstehen. Der greifbare Körper ist nichts anderes als der Ausdruck dieses feinstofflichen Körpers, der seinerseits Teil eines allumfassenden Informationsfeldes ist.

Diese zweifache Beschaffenheit aus feinstofflichem und kausalem Körper ist keineswegs nur auf den Menschen oder auf Lebewesen überhaupt beschränkt. Auch die Erde hat einen feinstofflichen Körper und das Universum als Ganzes ebenso. Die natürlichen Kreisläufe im Körper jedes einzelnen und die natürlichen Kreisläufe auf kosmischer Ebene sind Teil ein und desselben Zusammenhangs; sie entsprechen einander. Die Intelligenz der Natur ist die gleiche Intelligenz, die in uns selbst am Werk ist.

Letzten Endes kommt alle Natur aus dieser Leere. In uns ist sie unser eigener innerer Raum, und außerhalb von uns ist sie der äußere Raum. Dieser innere und äußere Raum sind jedoch nicht einfach ein leeres Nichts. Es ist der Schoß der Schöpfung, aus dem alles entsteht. Wenn die Natur einen Gedanken, eine Idee oder eine Philosophie erschafft, begibt sie sich an den gleichen Platz, an dem sie auch eine Leber, ein Herz oder ein Hirn entstehen Iäßt oder eine Milchstraße, einen Regenwald, einen Baum Oder einen Schmetterling. Die Natur ist intelligent. Sie hält sich an bestimmte Rhythmen und Kreisläufe von Ruhe und von Aktivität. Diese sich wiederholenden Kreislaufe erscheinen in unserem Körper/Geist als unsere eigenen biologischen Rhythmen. Die Wissenschaft spricht zum Beispiel von zirkadiatischen Rhythmen, wie zum Beispiel beim Vierundzwanzig-Stunden-Zyklus von Tag und Nacht.

Auszug aus "Endlich erholsam schlafen" von Dr. med.Deepak Chopra, mit freundlicher Genehmigung des Gustav Lübbe Verlags, Copyright Gustav Lübbe Verlag

Cookie Consent mit Real Cookie Banner