Status: Nicht angemeldet

Ayurvedische Ernährung für Hunde und Katzen

Ayurvedische Ernährung für Hunde und Katzen

20.09.2021 | von Theresa Rosenberg - Ayurveda ist für alle da: Auch für unsere Tiere! Die ayurvedische Ernährung zeichnet sich durch Individualität und Ganzheitlichkeit aus - nicht nur der Bedarf des Tieres, sondern auch sein ganz individueller Stoffwechsel werden im Ayurveda berücksichtigt. Jedes Tier, egal ob krank oder gesund, jung oder alt, Weiblein oder Männlein, profitiert dabei von einer ayurvedischen Haltung und Fütterung.

Titelbild: Bildquelle:  © iStock / LightFieldStudios

 

Ayurveda betrachtet Nahrungsmittel als Heilmittel, so dass eine spezielle Diät ganz bewusst zur ganzheitlichen Heilung eingesetzt werden. Jedes Gemüse, Fleisch, Getreide oder auch Obst ist aus ayurvedischem Blickwinkel so viel mehr als nur Vitamine, Enzyme und Nährwerte. Sie alle enthalten individuelle Kombinationen aus Geschmacksrichtungen, Eigenschaften und Wirkprinzipien, welche der Ayurveda bewusst zur Erhaltung oder Widerherstellung der Bio-Balance (Konstitution) des Tieres einsetzt.

Die Grundregeln der ayurvedischen Ernährung lassen sich auch auf das Tier übertragen:

  • Die Futtermittelauswahl sollte der Konstitution des Tieres entsprechen
  • Drei (lau-)warme Mahlzeiten am Tag sind optimal
  • Die Mittagsmahlzeit darf am schwer verdaulichsten sein
  • Ein Drittel der Nahrung sollte roh gefüttert werden
  • Ein ausgeglichenes Menü sollte alle sechs Geschmacksrichtungen und vier Formen der Zubereitung enthalten
  • Fressen zu gleichen Zeiten in einer entspannten Atmosphäre

 

Die Futtermittelauswahl sollte der Konstitution des Tieres entsprechen

Die Konstitution deines Hundes oder deiner Katze basiert aus der individuellen Veranlagung seiner Eigenschaften. Ziel des Ayurveda ist es, die Eigenschaften der angeborenen Konstitution deines Tieres zu erhalten, denn in dieser Balance ist das Tier gesund und sein Körper, Geist und seine Selbstheilungskraft arbeiten im Einklang miteinander. Die Ernährung deines Tieres ein großer Betrag zu seinem inneren Gleichgewicht und einer optimalen Gesundheit.

Nicht nur die Eigenschaften der Tieres selbst, sondern auch die der Umgebung, Futtermittel und Heilmittel werden als sogenannte „Doshas“ gruppiert, dies vereinfacht das Prinzip und macht es anwenderfreundlich:

Doshas sind Prinzipien, die in der Lage sind, bestimmte Eigenschaften und Funktionen im Körper zu gestalten und zu steuern. Ihre Eigenschaften wirken sich auf das Milieu im Körper aus. Es gibt die Doshas Vata, Pitta und Kapha. Diese sind auf der körperlichen Ebene die Repräsentanten der fünf Elemente. Jede Konstitution setzt sich aus allen fünf Elementen zusammen. Sie unterscheiden sich darin, wie dominant sich die einzelnen Elemente im Körper zeigen. Die fünf Elemente werden mit ihren Eigenschaften den drei Doshas zugeordnet:

  • Vata ist das Prinzip der Bewegung und bildet sich aus den Elementen Luft und Raum. Vata vereint die Eigenschaften trocken, kalt, rau, feinstofflich, beweglich, leicht und nicht schleimig. Um diese Eigenschaften auszugleichen braucht unser Tier daher Futtermittel mit feucht-ölig, schweren und wärmenden Eigenschaften. Diese Eigenschaften sind z.B in Wurzelgemüse, Reis und durchwachsenem Rinderfleisch enthalten.
  • Pitta ist das Prinzip der Umwandlung und bildet sich aus den Elementen Feuer und etwas Wasser. Pitta vereint die Eigenschaften heiß, etwas ölig, penetrierend/spitz, flüssig, sauer, beweglich wie eine Flüssigkeit und scharf. Zum Ausgleich dieser Eigenschaften sind süße, bittere, kühlende und harte (rohe) Futtermittel wichtig. Hierfür eigen sich z.B grüne Blattgemüse wie Spinat und Mangold, Fleisch vom Geflügel und süße Früchte.
  • Kapha ist das Prinzip des Zusammenhalts bildet sich aus den Elementen Erde und Wasser. Kapha vereint die Eigenschaften schwer, kalt, weich, ölig, süß, stabil und schleimig. Um diese Eigenschaften auszugleichen bedarf es Futtermitteln mit trockener, wärmender und leichter Qualität. Diese Qualitäten finden wir z.B in Hirse, magerem Ziegenfleisch und leichten Gemüsen wie Zucchini und Karotte.

 

Bildquelle:  © Theresa Rosenberg

2. Drei (lau-)warme Mahlzeiten am Tag sind optimal

Auch unsere Haus-Tiere werden am optimalsten versorgt, ihr Agni (Verdauungsfeuer) am stärksten gefördert wenn es drei warme Mahlzeiten am Tag bekommt. Warme (es reicht lauwarm aus) Mahlzeiten werden schneller verdaut, liegen weniger schwer im Magen, sind basischer und nähren die einzelnen Gewebe des Tiers am besten. Warm heißt nicht immer gekocht, aber 2/3 der Nahrung sollte gekocht bzw erhitzt sein, dies fördernt die Verdaulichkeit für das Tier, liefert Spurenelement und vor allem schont und stärkt es Agni welches so viel mehr Aufgaben als nur die Aufspaltung und Resorption des Futters hat. Möchten wir also, dass die Nährstoffe aus den Futtermitteln auch in den Zellen ankommen und noch darüber hinaus für die Selbstheilungskräfte des Tieres zur Verfügung stehen sind 3 warme Mahlzeiten am Tag auch für unser Tier das A und O. Hierbei sollte die Morgen- und Abendmahlzeit gekocht/erhitzt gefüttert werden, mittags darf etwas Rohkost gefüttert werden.

 

3. Die Mittagsmahlzeit darf am schwerverdaulichsten sein

Über die Mittagszeit brennt Agni, das Verdauungsfeuer am stärksten, hier können wunderbar schwerverdauliche Futtermittel verdaut und verarbeitet werden, auch Futtermittel mit langen Brennwerten wie Getreide sind in dieser Zeit für das gesunde Tier ein gesundes Mittagessen. Das optimale Mittagessen für deine Katze oder deinen Hund ist daher rohes gewolftes Fleisch, mit rohem geraspeltem Gemüse und Obst und gekochtem Getreide. Die Sorten sollen der Konstitution entsprechend ausgewählt werden. Das Fleisch kann auch tageweise durch Ei oder zb. Hirtenkäse ersetzt werden. Ein und Hirtenkäse zählen ebenfalls zu den wertvollen, aber auch schwerverdaulichen Futtermitteln, enthalten aber wertvolle Enzyme.

4. Ein drittel der Nahrung sollte roh gefüttert werden

Rohes Fleisch, Gemüse und Obst ist zwar schwerverdaulich und für ein schwaches Agni nur schwer zu bewältigen, für ein gesundes Agni aber ein wichtiger Bestandteil der natürlichen Ernährung von Hund und Katze. Zahlreiche Enzyme, Vitamine und Vitalstoffe werden dem Tier so auf natürliche Weise zugänglich gemacht. Um so wichtiger das Agni unseres geliebten Tieres  fit zu halten, denn nur so kann es von der Rohfütterung am Mittag profitieren. Rohes Obst ist aber auch eine gesunde Zwischenmahlzeit für den Nachmittag, hier kannst du deinen Hund mit Stücken von roher Papaya, Apfel, Birne, Banane und Beerenfrüchten verwöhnen.

 

5. Ein ausgeglichenes Menü sollte alle sechs Geschmacksrichtungen und  4 Formen der Zubereitung enthalten

Ausgewogene Ernährung wird im Ayurveda sehr ernst genommen, denn nur so werden alle physiologischen und strukturellen Komponenten des Organismus optimal genährt. Ausgewogenheit wird durch die sechs Geschmacksrichtungen und unterschiedliche Zubereitungsformen erreicht.

Diese sechs Geschmacksrichtung sollten in einer Mahlzeit für deinen Hunde deiner Katze kombiniert werden:

  • süß: dies sind alle Fleischsorten (auch Fischsorten), Getreide und Wurzelgemüse sowie Nüsse und Fette. Grundsätzlich können wir sagen, alles was viele Kohlenhydrate und Proteine enthält wird dem süßen Geschmack zugeordnet. Aber auch Honig zählt zu den gesunden „Süßungsmitteln“ für unsere Tiere, sollte aber nur in maßen eingesetzt werden. Süß sollte die Hauptkomponente der tierischen Mahlzeit sein.
  • bitter: der bittere Geschmack regt Agni an und wirkt reinigend und entgiftend, ist also auch in der Tierernährung ein wichtiger Bestandteil. Gesunde Bitterstoffe enthalten Salate, Löwenzahn und grüne Blattgemüse wie Spinat. Besonders wertvoll sind aber auch Gartenkräuter und Gewürze wie Kurkuma, Oregano, Rosmarin, Thymian und Salbei.
  • sauer: dies sind z.B saure Früchte wie Äpfel, Himbeeren, Hagebutten, Granatapfel oder aber Apfelessig und fermentierte Milchprodukte wie Joghurt und Käse. Der saure Geschmack regt den Stoffwechsel des Tieres an, kann in größeren Mengen aber auch reizend wirken.
  • salzig: der salzige Geschmack sollte beim Tier nur minimal eingesetzt werden, das typische salzen durch Meer-, oder Himalaya Salz sollte unterlassen werden. Ein guter Zusatz für das Tierfutter sind aber verschiedene Algen, welche dem salzigen Geschmack zugeordnet werden.
  • scharf: Schärfe vertragen Hunde und Katzen weniger gut, ein ganz kleiner „Gewürz-Hauch“ mit Ingwer, Kurkuma oder auch Pippali stärken aber auch hier Agni und regen die Verdauung an. Eine gesunde schäfte für Hund und Katze enthält auch Rokula.
  • herb: der herbe Geschmack hat eine zusammenziehende Wirkung auf die Maulschleimhäute und entzündungshemmenden sowie erdende Wirkung auf den Organismus. Er kommt vor allem in Hülsenfrüchten, Broccoli, unreifer Banane und Spinat vor, aber auch in vielen Gewürzen und Kräutern.

 

Viele Futtermittel enthalten bereits mehrere Geschmäcker, ziel ist dennoch ein Hunde bzw. Katzenmenü vielseitig aufzubauen in dem Fleisch, Gemüse, Früchte, Kräuter und Gewürze sowie ein Algenpräparat wie zum Beispiel die Spirulina Alge enthalten sind.

Nun kommt es nicht nur darauf an was wir füttern, sondern auch wie wir es füttern. So dürfen alle 4 Formen im Futter enthalten sein.

  1. trinkbar: Brühe, Tee oder dünne Suppen
  2. lutschbar: Brei oder verkochtes Gemüse
  3. essbar: gekochte Bestandteile
  4. kaubar: angedünstete, getrocknete oder geriebene Gemüse und Obstsorten

Bildquelle:  © Theresa Rosenberg

 

In welcher Gewichtung die Geschmacksrichtungen, die Zubereitungsformen als auch die einzelnen Futtermittelgruppen wie Fleisch, Gemüse, Obst, Getreide, Hülsenfrüchte oder auch Milchprodukte im Futter deinem Tier gut tut ist ganz individuell, dies hängt mit der Konstitution, der Lebensphase als auch Indikation deines Tieres zusammen. Genaue Empfehlungen lassen sich durch eine ayurvedische Ernährungsberatung deines Tieres geben.

Ganz grob können wir erstmal sagen:

  • Vata Tiere profitieren von einer feucht-öligen trinkbar bis essbaren sowie proteinreichen Futtermahlzeit. Der Süße Geschmack sollte hier überwiegen, aber auch etwas Sauer tut diesen Tieren gut.
  • Pitta Tiere brauche kaubar-rohe Futtermittel, die Mahlzeiten sollten reich an Kohlenhydraten und Balaststoffen sein. Hier ist der süße und Bitte Geschmack wichtig. 
  • Kapha Tiere sollten essbar-kaubar gefüttert werden, wichtig sind hier hier eher leichtere Mahlzeiten (kohlenhydrat- und proteinarm). Der bittere und herbe Geschmack ist für das Kapha Tier besonders wichtig um seinen Stoffwechsel anzuregen.

 

Unabhängig von speziellen diätetischen Ernährungsempfehlungen für das Tieres werden einige allgemeine Ernährungsregeln für langes und gesundes Leben deines Tieres empfohlen.

 

Das solltest du beachten um gesund zu füttern:

  • Füttere ölig-fettende, also keine trockene Nahrung in dem du immer etwas Ghee (Geklärte Butter, enthält nur das Fett, nicht mehr das Eiweiß) oder Öl zum Futter gibst. Dies macht das Futter ebenfalls schmackhaft, regt Agni an, fördert die Resorption der Nährstoffe und stärkt außerdem die Sinnesorgane und verbessert das Fell. Trockenfutter o.ä sollte daher immer aufgeweicht und mit etwas Fett angereichert gefüttert werden!
  • Füttere in Maßen, nur 1/3 des Magens sollte durch feste Nahrung gefüllt werden, 1/3 durch flüssige Nahrung, das dritte drittel sollte für die Aktivität der Doshas frei bleiben. Die Überfütterung ist eine häufige Ursache für Verdauungsstörungen und Stoffwechselerkrankungen. Mehrere kleine Mahlzeiten sind besser verträglich als eine große. Dein Haustier sollte nach dem Fressen genauso agil und munter sein wie vor dem fressen. Dies sorgt für eine gute Verdauung, ohne Agni und die Doshas zu stören.
  • Neue Nahrung sollte erst nach der Verdauung der vorangegangenen Mahlzeit gefüttert werden. Zu dieser Zeit haben sich die Doshas beruhig und Agni ist stimuliert, neuer Hunger entsteht. Zu viele Zwischenmahlzeiten die das Verdauungsfeuer irritieren sind daher zu vermeiden. Ein Hund solle daher nur 3-4 Mahlzeiten erhalten, eine Katze 4-5 Mahlzeiten.
  • Die Kombination von mehreren tierischen Proteinen sollte vermieden werden. Gerade die Kombination von Fleisch mit Kuh-Milchprodukten kann Stoffwechseltoxine fördern. Daher sollten Milchprodukte wie Hüttenkäse oder Quark und auch Eier immer getrennt von Fleisch enthaltenden Mahlzeiten gefüttert werden.
  • Füttere an einem geeigneten Ort, das Tier sollte sich wohl fühlen. Stress oder Angst (auch Futterneid) sollte während der Fütterung dringend vermieden werden, dies schwächt die Funktionalität des Agnis.
  • Füttere in Ruhe. Dein Hund/ oder Katze sollte weder zu schnell, noch zu langsam fressen und sich während des Fressens auf sein Futter konzentrieren können.
  • Ernährungsroutine ist enorm wichtig. Denn der Körper stellt sich bereits vor einer Mahlzeit mit seinen Verdauungsenzymen auf die kommende Aufgabe ein. Gleichbleibende Fütterungszeiten und Rationen und Menge und Inhalt sind daher essentiell für ein gesundes Agni.
  • Das Futter des morgens sollte am Abend verdaut sein, das Futters des Abends am nächsten morgen. Kochen wir mit frisch gekochten Gemüsen wie Karotten, Rote Beete oder Spinat lässt sich gut beobachten wie schnell das Essen verdaut wurde und diese Farben oder feinen Bestandteile im Kot zu sehen sind.
  • Das Futter sollte eine gesunde Verdauung fördern. Der Kot das Tieres sollte regelmäßig, geformt aber weich und ohne Auffälligkeiten wie öligem Film, Schleim oder Kotwasser abgesetzt werden. Auch Blähungen sind ein Zeichen für ein schwaches Agni. Im Ayurveda wird der Kot des Tieres genau betrachtet, denn er verrät uns nicht nur wie gut das Agni des Tieres arbeitet und alle Gewebe versorgt werden. Seine Eigenschaften geben auch Aufschluss über die Dosha Balance und damit den Gesundheitszustand. Oft sitzt die Entstehungsursache für Erkrankungen in einer Störung der Doshas und des Agnis. Ayurveda hat das Ziel der Ursache für Leid die Wurzel zu entziehen und so die Gesundheit zu stärken. Auf einen optimalen Kot das Tieres zu achten kann hier sehr wertvoll sein.

 

Die Ernährung liefert einen wichtigen Aspekt der Tiergesundheit. Sie sollte individuell und ganzheitlich sowie bewusst eingesetzt werden. Es kommt nicht nur darauf an was du fütterst, sondern auch wann, womit und wie es zubereitet wurde. Ayurveda betrachtet Futtermittel nicht nur als Futter, sondern auch als Medizin, denn ihre Eigenschaften sind verantwortlich für die innere Balance deines Tieres.

 

Bildquelle:  © Theresa Rosenberg

Theresa Rosenberg ist Heilpraktikerin, medizinische Ayurvedaspezialistin und Hunde-, und Katzenernährungsberaterin sowie Autorin des Buches „Ayurveda für Tiere". Neben ihrer Ayurveda Praxis für Mensch und Tier in Korntal-Münchingen (nahe Stuttgart) leitet sie an der Europäischen Akademie für Ayurveda den Ausbildungs-, und Seminarzweig der Ayurveda-Tierheilkunde. https://www.ayurveda-tiergesundheit.com/

 

 


Cookie Consent mit Real Cookie Banner