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Mehndi - Die magische Kunst der Henna-Bemalung

Mehndi - Die magische Kunst der Henna-Bemalung

02.07.2021 | von Petra Rascher - Mehndi ist der gebräuchlichste Begriff für die Körperbemalung mit Henna und leitet sich aus dem Sanskritwort Mendhika ab, das „was Farbe verleiht“ bedeutet. Es wird in der indischen Sprache Mehndi, Mehendi oder Mehandi ausgesprochen und bedeutet in Hindi auch Hennapflanze.

Titelbild:  © Kryvenok Anastasiia / Shutterstock

 

Ausdruck von Anmut und Schönheit

Seit Jahrtausenden sind Mehndis nicht nur Ausdruck von Anmut und Schönheit, sondern auch eine besondere Form des Schmucks bei rituellen Festlichkeiten und spirituellen Anlässen. In vielen Kulturen spielen Farben eine wichtige Rolle bei religiösen Ritualen und Fruchtbarkeitskulten. Sie stellen die Verbindung zum Kreislauf der Natur und zur universellen Dreieinigkeit von Mensch, Erde und Kosmos dar. Die Farben Rot oder Rotbraun, die der Hennabemalung zu eigen sind, symbolisieren ausschließlich positive Eigenschaften, wie Schönheit, Fruchtbarkeit, Liebe und Gesundheit.

 

Geschichte

Die Ursprünge der Nutzung der Hennapflanze gehen bis in das alte Ägypten zurück. An 5.000 Jahre alten Mumien fand man gefärbte Finger- und Zehennägel sowie mit Henna gefärbte Haare. Nach und nach verbreitete sich die Pflanze über Nordafrika, Vorderasien und Indien bis nach Südostasien. Die jeweiligen landestypischen Motive finden sich in Teppichen, Schnitzereien, Textilien, Stoffen, Wandbehängen und der Architektur wieder. Blumen symbolisieren die weibliche Schönheit, der Lotus bedeutet Reinheit und wird als die Wiege des Universums und der Sitz des Gottes Brahma betrachtet, Vögel gelten als Mittler zwischen Himmel und Erde, Fische stehen für Fruchtbarkeit, genauso wie Tropfen und Punkte. Kreise werden mit der Sonne assoziiert und mit ihr Wärme, Licht und Neuanfang.

Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Körperdekoration mit Henna zu einer hoch angesehenen Kunst und die verwendeten Ornamente wurden immer detaillierter. Auf alten indischen Abbildungen sieht man Hindu-Gottheiten, deren Hände und Füße mit Mehndi geschmückt waren. Die meisten Inderinnen verbinden das Mehndi allerdings mit der Göttin Lakshmi, die für Schönheit und Fülle steht.

 

Mehndi bei Hochzeitszeremonien

Im gesamten Orient, dem vorderasiatischen und indischen Raum wird eine Hochzeitszeremonie immer von einer Mehndibemalung begleitet, die in der sogenannten Henna-Nacht circa zwei bis drei Tage vor der Vermählung stattfindet.

Alle Frauen beider Familien kommen zusammen und nachdem man sich ausgiebig gereinigt hat, wird die Mehndi-Meisterin, eine Nagassah, gerufen und alle anwesenden Damen werden von ihr bemalt. Die schönste und aufwändigste Henna-Bemalung bekommt jedoch die Braut, wobei nicht nur Hände und Füße, sondern auch die Unterarme und Waden bis zu den Knien verziert werden. Es sind ohnehin die einzig sichtbaren Körperpartien, die unter den voluminösen Brautkleidern sichtbar sind.

Die Farbintensität des Mehndi hat im indischen Volksglauben eine große Bedeutung: Man glaubt, je dunkler ein Mehndi wird, desto fruchtbarer, gesünder und langlebiger wird die Braut sein. Wer ein dunkelrotes Mehndi entwickelt, habe heißes Blut und sei gesund. Außerdem wird dem Mehndi eine glückverheißende und vor Unheil schützende Wirkung zugeschrieben. Letztendlich ist dieses Ritual ein wichtiger Initiationsritus, bei dem das Mädchen zur Frau wird.

 

Die Hennapflanze

Lawsonia inermis ist die botanische Bezeichnung für den Hennastrauch, der zur Familie der Weiderichgewächse gehört und etwa zwei bis vier Meter groß wird. Der Strauch trägt kleine, süß duftende creme- bis rosafarbene oder rote Blüten, aus denen ein betörendes Parfum hergestellt werden kann.

Die Hennapflanze wird auf großen Feldern zweimal im Jahr geerntet und wächst nur in heißen, trockenen Gebieten. Für das in der Hennamalerei eingesetzte Henna werden ausschließlich die ganz jungen Triebe des Strauches mit roten Blüten verwendet, denn diese enthalten das meiste Chlorophyll.

Für die Produktion von farblosem Henna, das man für die Herstellung von Sunblockern, Gesichtsmasken, Cremes, Lotionen und Shampoos verwendet, werden die Blätter des weiß blühenden Hennastrauchs sowie ältere Triebe und Blätter benötigt.

 

Ayurvedische Qualitäten von Henna

Henna gilt im Ayurveda als kühlendes Hauttherapeutikum und wird nur äußerlich für kosmetische Zwecke genutzt. Grundsätzlich weist die Pflanze adstringierende und bittere Eigenschaften auf. Aufgrund dieser hat das Henna auf der Haut einen kühlenden Effekt und man trägt seit jeher die Paste auf Hand- und Fußflächen auf, um bei hohen Temperaturen die Hitze aus dem Körper zu treiben.

Henna ist auch als Haarfärbemittel und bei der Verwendung als farblose Haarkur für ihre ausgleichende Wirkung auf die Kopfhaut bekannt. Ihr werden haaraufbauende und -nährende Qualitäten zugeordnet.

 

Pflege der Körperbemalung

Allergische Reaktionen treten beim natürlichen, reinen Henna nur selten auf. Nach dem Entfernen der getrockneten Paste pflegt man seine Hennabemalung am besten mit Sesam- oder Eukalyptusöl, damit sie so intensiv wie möglich erscheint und lange hält. Da sich die Haut aber jeden Tag kontinuierlich erneuert, hält ein Henna nie länger als ein bis zwei Wochen und verschwindet dann rückstandslos.

Mehndi ist eine einzigartige, zauberhafte Kunstform und zelebriert auf meditative, kreative Art und Weise die Schönheit des Körpers, berührt die Seele und verleiht der Trägerin mystische Sinnlichkeit und exotische Weiblichkeit.

 

Petra Rascher hat Kunst studiert, ist Maskenbildnerin, Tätowiererin, Bodypainterin, Buchautorin und Heilpraktikerin. Nach ihrer Rückkehr aus den USA, wo Henna-Kunst schon seit den neunziger Jahren praktiziert wird, vertiefte sie ihre Kenntnisse auf zahlreichen Reisen durch Indien, Asien und den Orient. Henna-Bemalungen sowie Produkte für die Körperkunst gibt es in Hamburg in ihrem Mehndi Temple. www.mehnditemple.com

 

Der Artikel ist erschienen im Ayurveda Journal Nummer 66:

 

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http://shop.ayurveda-journal.de/ayurveda-journal-heft-66-raus-aus-der-stressspirale.html

 

 


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