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Aloe Vera - Pitta-Tonikum und Alleskönner

Aloe Vera - Pitta-Tonikum und Alleskönner

02.07.2021 | von Claudia David - Schon seit Jahrtausenden wird Aloe Vera in der ayurvedischen Heilkunde eingesetzt. Schreibt man der Aloe Vera nur die bekannten kühlenden und feuchtigkeitsspendenden Eigenschaften zu, bleiben andere wichtige Anwendungsbereiche außer Acht. Im Sanskrit ist eines der Synonyme für Aloe Vera „Kumari“, was so viel wie Mädchen oder junge Frau bedeutet. Schon der Name weist auf die Bedeutung der Pflanze für das weibliche Fortpflanzungssystem hin. Ihr werden verjüngende und tonisierende Qualitäten zugeschrieben. Auch als Agni-Booster und Bittertonikum wird sie erfolgreich eingesetzt. Sie ist ein gutes Mittel für die Regulierung des Verdauungsvorgangs.

Titelbild Bildnachweis: © Ayus Publications

In der Antike wurde Aloe Vera als Pflanze der Unsterblichkeit geschätzt. Die alten Ägypter begruben sie zusammen mit Pharaonen in Gräbern. Kleopatra badete in ihrem Saft und massierte sich mit dem Gel das Gesicht. Viele Heilkundige der Antike sowie die ayurvedischen Ärzte Shushruta und Charaka lobten ihren Wert. In vielen Ländern ist sie wegen ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten zu einem gängigen Hausmittel geworden.

 

Die Pflanze

Die Aloe Vera wächst stammlos mit rosettenförmig angeordneten Blättern. Die Blattfüllung ist dickfleischig, schleimig, durchsichtig und fest. Die Oberfläche der Blätter ist glatt, am Blattrand befinden sich kleine Zähne. Sie blüht gelb.

 

Vorkommen

Seit mehr als 5.000 Jahren ist die Aloe Vera als Kulturpflanze bekannt. Sie wird in tropischen und subtropischen Regionen kultiviert, wächst aber auch in Nordafrika, verschiedenen Gegenden des Mittelmeers, auf den kanarischen Inseln, in Südamerika, in einigen Gegenden der USA und in Mexiko.

 

Inhaltstoffe und ayurvedische Eigenschaften

Im Ayurveda werden vor allem der frische, aber auch der getrocknete Blattsaft verwendet.  Das Gel ist ein visköser Schleim von Heteropolysacchariden in Wasser. In geringen Mengen enthält Aloe Vera verschiedene Vitamine und Mineralien.

 

Frischer Saft

Dosha: verringert Pitta und Kapha

Rasa (Geschmack): bitter, süß

Guna (Eigenschaften): schwer, ölig, schleimig

Virya (Wirkkraft/Potenz): kühlend

Vipaka (Wirkung nach der Verdauung): scharf

Agni (Stoffwechselenergie): stärkt Agni, die Verdauungskraft

 

Anwendungsbereiche in der ayurvedischen Heilkunde

Bei den Aloe-Vera-Produkten muss zwischen denen für kosmetische Zwecke und Lebensmittelerzeugnissen unterschieden werden. Der reine Aloe-Vera-Saft als Lebensmittelprodukt wird meist eingenommen, das Aloe-Vera-Gel zur Hautpflege äußerlich verwendet. Man sollte am besten auf eine reine Bioqualität zurückgreifen.

Aloe-Vera-Saft wirkt allgemein regenerierend und tonisierend. Er unterstützt insbesondere den Verdauungstrakt und dank seiner Bitterstoffe die Leber. Er öffnet die Srotas (Körperkanäle) und wirkt Blockaden entgegen, sowohl im Magen-Darm-Trakt, den Atemwegen als auch insbesondere im weiblichen Fortpflanzungssystem. Er fördert einen natürlichen Menstruationszyklus und die Gesundheit des weiblichen Fortpflanzungsapparates.  In der Menopause kann er pittabedingte Hitzewallungen lindern. Allgemein wird er als Bittertonikum und Regenerationsmittel eingesetzt. Auch blutreinigende Eigenschaften werden ihm nachgesagt. Im Sommer ist er ein gutes Mittel, um ein aus dem Lot geratenes Pitta zu balancieren.

Aloe Vera fördert den Appetit, eine geregelte Verdauung und ist mild abführend. Die in der Pflanze enthaltenen Bitterstoffe stimulieren das Verdauungsfeuer Agni, ohne Pitta zu erhöhen. Auch die untergeordneten Körperfeuer auf Gewebeebene werden angeregt, was eine positive Gewebereproduktion unterstützt.

 

Einnahmemöglichkeiten

Der reine Saft zur innerlichen Anwendung kann als allgemeines Tonikum zusammen mit Kurkuma eingenommen werden. Es reichen zwei Teelöffel vermischt mit einer Prise Kurkuma. Für ein nährendes Tonikum werden zwei Teelöffel Aloe-Vera-Saft mit einem halben Teelöffel Shatavari-Pulver angereichert, das man zweimal pro Tag einnehmen kann.

Bei Verdauungs- und Appetitschwäche und zur Leberstärkung kann ein- bis zweimal täglich zehn Milliliter des Saftes eingenommen werden. Allgemein eignet sich der Saft als Kuranwendung, nicht aber zur längeren Einnahme.

 

Äußerliche Anwendung

Äußerlich angewendet unterstützt Aloe-Vera-Gel die Hautheilung und lindert pittabedingte Hautstörungen. Es ist auch bei Herpes wohltuend. Bei Sonnenbrand ist das Gel ein natürliches Hausmittel und entfaltet einen schnell spürbar angenehmen und kühlenden Effekt. Ganz allgemein spendet das Gel der Haut intensive Feuchtigkeit, wirkt erfrischend und soll die Zellerneuerung fördern. Aufgrund seiner positiven Wirkungen ist es Bestandteil vieler Kosmetikprodukte.

Zusammengefasst ist Aloe Vera in erster Linie ein Pitta-Tonikum und kann deshalb gerade im Sommer seine wohltuenden Eigenschaften entfalten. Auch in der Frauenheilkunde ist es ein bewährtes Mittel und wirkt tonisierend auf das weibliche Fortpflanzungssystem. Seine Bitterstoffe und mild laxative Wirkung fördern die Verdauung und harmonisieren den Stoffwechsel. Aloe Vera ist dank seiner vielfältig positiven Eigenschaften ein Allrounder unter den ayurvedischen Heilpflanzen.

Wichtig! Während der Schwangerschaft und bei Gebärmutterblutungen sollte Aloe Vera nicht eingenommen werden.

Claudia David, Heilpraktikerin
Praxis für Ayurveda-Medizin und Naturheilkunde https://naturheilpraxis-david.de/

Der Artikel ist erschienen im Ayurveda Journal Nummer 66.

 


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