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Einheimische Heilpflanzen und Kräuter und ihre Wirkung im Ayurveda: Berberitze

Einheimische Heilpflanzen und Kräuter und ihre Wirkung im Ayurveda: Berberitze

12.05.2017 | Hier setzen wir die Reihe von Veda Life über die einheimischen Kräuter und Heilpflanzen fort. Diesmal geht es um die Eigenschaften und Wirkungen der Früchte und Wurzeln der Berberitze.

Berberitze (Berberis vulgaris)

Die Heilpflanze mit den zwei Grundwirkungen für Körper und Geist:

1. Reinigen und Säubern durch die Wirkstoffe der Früchte
2. Lösen und Erweitern durch die Wirkstoffe der Wurzelrinde

 

Die gewöhnliche Berberitze ist ein Strauch aus der Familie der Berberitzengewächse oder Sauerdorngewächse (Berberidaceae). Die Pflanze ist in fast ganz Europa verbreitet, aber auch im westlichen Asien, Pakistan und den USA.

Die Berberitze wächst in lichten Auen, an Waldrändern, an und in Hecken und Gebüschen und ist in Hügel- und Bergregionen verbreitet. Die Büsche der indischen Berberitze (Berberis aristata) wachsen in den gemäßigten Zonen des Himalaya und in Südindien im Nilgirigebirge. In den Alpen kann man die Berberitze bis zur Höhe von 2500m finden (Allgäuer Alpen bis 1900 m).

Die gewöhnliche Berberitze liebt als Halblichtpflanze kalkhaltige, trockene bis mäßig feuchte Standorte, die stickstoffarm sein sollten. Als buschiger, reich verzweigter Strauch kann die Berberitze zwischen 90 und 300 Zentimeter hoch werden. Sie wächst sommergrün und  aufrecht als Strauch. Die holzigen Zweige sind mit scharfen Dornen bewehrt. Die bis zu 2 cm großen Blüten sind leuchtend gelb, duftend und hängen in Traubenform aus den Blattachseln; Blütezeit ist April bis Juni. Die Früchte selbst reifen als saftige rote Beeren in länglicher Form, 8 bis 10 mm groß, in der Zeit von August bis September.

Die Pflanze ist grundsätzlich giftig mit Ausnahme der Beeren. Wurzelrinde und Beeren können aber beide zu Heilzwecken eingesetzt werden. Früchte und Wurzelrinde der Berberitze sind wie zwei verschiedene natürliche Heilpflanzen, denn sie haben ganz unterschiedliche Wirkungen. Die Früchte enthalten Vitamin C und die für Früchte typischen Stoffe wie Fruchtsäuren. Die Wurzelrinde enthält im wesentlichen Alkaloide, Berberin und Gerbsäure. Die  Früchte selbst enthalten keine Alkaloide.

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Berberitzen Beeren vor der Fruchtreife
© Graf/Jahrmarkt, Ayurveda Bilder
 

Der deutsche Name stammt vom mittellateinischen „berbaris“, aus dem arabischen „barbaris“. Volkstümliche Namen für die Berberitze sind Sauerdorn, Essigbeere, Dreidom, Geissenlaub, Zitronenbeere, Spitzdorn, Weinscharln, Erbisch, Berbesbeere; hinzu kommen über Hundert Bezeichnungen aus dem deutschsprachigen Raum mit regionalem Einschlag; die englische Bezeichnung ist Barberry, frz. Agrivoutier, Berbéris.

 

Die besonderen Wirkungen der Berberitze

Die Früchte der Berberitze haben  andere Heilwirkungen als die Rinde der Wurzel. Die Berberitze ist eine Pflanze, die zwei unterschiedliche Wirkstoffbereiche abdeckt.

Die Früchte helfen auf Grund des hohen Gehalts an Vitamin C, der organischen Säuren (Zitronensäure, Apfelsäure u.a.) sowie der Mineralien (Kalium u.a.) bei Leber- und Galleleiden, Nierenleiden, Verstopfung, Kreislaufstörungen und zur Stärkung des Immunsystems. Die Beeren sind nahrhaft; sie besitzen durch ihren organischen Zucker und die organischen Fruchtsäuren stark reinigende Eigenschaften. Sie bewirken eine basische (also entsäuernde) Wirkung am besten bei rohem Verzehr. Eine Kombination  dagegen mit raffiniertem Zucker oder konzentrierten Kohlehydratspeisen führt zur Gärung und saurer Körperreaktion.

Die Heilwirkung der Früchte ist im Wesentlichen:

- antibakteriell
- schweißtreibend
- schleimlösend
- tonisierend       

Die Wurzelrinde enthält unter anderem Berberin, ein Alkaloid. Dieses kann die Gallentätigkeit anregen und die Verdauung fördern. Die Wurzelrinde kann somit grundsätzlich gegen Verdauungsschwäche und bei Leber- und Galleproblemen eingesetzt werden.

Die Heilwirkung der Wurzelrinde ist im Wesentlichen:

- antibakteriell
- adstringierend
- harntreibend

Die Früchte der Berberitze (in Form von frischen oder getrockneten Früchten, als Marmelade, Mus oder Saft) wirken besonders bei: 

- Atembeschwerden
- als Kräftigungsmittel
- nach Infektionskrankheiten
- Zahnfleischentzündungen

Das in der Wurzel enthaltene gelb färbende Alkaloid Berberin wirkt galletreibend. Bereits Pfarrer Kneipp hatte Wurzelabkochungen deshalb unter anderem bei Leberentzündungen, Gelbsucht und Galleleiden empfohlen. Die heute erhältlichen Kapseln werden bei Verdauungsschwäche, sowie zur Vorbeugung von Gallensteinen, Leberfunktionsstörungen und bei Gelbsucht empfohlen. Die Wurzelrinde der Berberitze erweitert ferner die Blutgefäße, was eine Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz zur Folge haben kann.

Die Wurzelrinde der Berberitze (in Form von Tee oder Tinktur) wirkt besonders bei:

- Verstopfung
- Blähungen
- Appetitlosigkeit
- Gelbsucht
- Leberstauung
- Galleproblemen
- Kreislaufstörungen
- Bluthochdruck
- Ödeme
- Blutgefäß erweiternd
- Menstruationsbeschwerden.

Neben- und Wechselwirkungen

Die Früchte  der Berberitze können unbedenklich angewendet werden. Sie eignen sich sehr gut für Marmeladezubereitungen. Da sie reichlich Vitamin C und Mineralien enthalten, sind sie ein wertvolles und nahrhaftes Heilmittel.

Blätter und Wurzel sind Alkaloid haltig und schwach giftig. Bei Überdosierung besteht die Gefahr von Benommenheit, Erbrechen, Durchfall, Nierenreizungen, Nasenbluten. Präparate, die  Berberin enthalten, das in Blättern und Wurzeln konzentriert ist,  sollten nicht ohne ärztliche Verordnung innerlich eingenommen werden. Bei fieberhaften Nierenentzündungen und Harnentzündungen ist die Pflanze insgesamt nicht anzuwenden.

 

Heilpflanzliche Anwendungen und Tipps 

Früchte können ohne weiteres getrocknet und in der kalten Jahreszeit als Vitaminspender verwendet werden. Auch als Marmelade, Mus oder Sirup werden sie gerne eingesetzt (nach Möglichkeit bei der Herstellung keinen raffinierten Zucker verwenden). Besonders geeignet sind Zubereitungen aus Früchten der Berberitze bei Frühjahrsmüdigkeit (Vitaminmangelerscheinungen) oder Zahnfleischbluten (hierbei wird der frische Saft auf das Zahnfleisch gepinselt).  

Das in der Wurzelrinde enthaltene Berberin regt die Gallentätigkeit und die Verdauung an. Die  Wirkstoffe der Wurzelrinde erweitern ferner die Blutgefäße; dies bedeutet eine Senkung des Blutdrucks in den meisten Fällen. Die Arzneimittelforschung arbeitet daran, die beobachtete lipid- und blutzuckersenkende Wirkung des Berberins zufassen und auszuwerten.

Die wichtigste Form der Darreichung der Wirkstoffe der Wurzelrinde ist eine Teezubereitung. Dazu wird ein halber bis ein ganzer Teelöffel getrocknete Wurzelrinde kurz aufgekocht und dann fünf Minuten ziehen lassen. Nach dem Abseihen in kleinen Schlucken trinken. Täglich ein bis zwei Tassen dieser Abkochung sind möglich und sinnvoll.
Aus dem gleichen Grundstoff (getrocknete Wurzelrinde) kann auch eine Tinktur hergestellt werden, die bei den oben genannten Beschwerden hilft.
In der Küche ist die Berberitzen Beere eine beliebte Zutat zu Reisgerichten, Salaten, Fisch- und Fleischgerichten, weil sie diesen Speisen einen angenehmen säuerlichen Geschmack verleihen. Früher wurde viel Marmelade aus den wilden frischen Beeren gekocht. 

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Reife Berberitzen Beeren
© Graf/Jahrmarkt, Ayurveda Bilder

Die ayurvedische Wirkung der Berberitze 

Die Berberitze ist entsprechend den ayurvedischen Geschmacksrichtungen (rasa) bitter und zusammenziehend (herb).

Die Grundeigenschaften sind trocken und leicht.

Die energetisierende Wirkung ist erhitzend. Die Verdauungswirkung ist scharf.

Die Geschmacksrichtung herb (zusammenziehend, adstringierend) ist austrocknend, kühlend und schwer, behindert die Eliminierung von Winden, Urin und Darminhalt. Zusammenziehend wirkt immer blutstillend und kühlend.

Die Geschmacksrichtung bitter wirkt fiebersenkend, antibakteriell, antiseptisch, Keim tötend und entgiftend. Bitter reinigt das Blut und das gesamte Gewebe, hat eine leicht herabsetzende und schwächende Wirkung auf den Körper.


So beeinflussen die Wirkstoffe der Berberitze ayurvedisch die Doshas:

Pitta und Kapha werden vermindert (beruhigt, ausgeglichen).

Vata wird verstärkt.

Ayurvedisch wirkt die Berberitze besonders auf die Gewebe (dhatus): Plasma (rasa), Blut (rakta) und Fettgewebe (meda). Plasma dient der Nahrungszufuhr, Blut  dem Sauerstoffaustausch und das Fettgewebe der Schmierung. Die Energiestoffe der Berberitze wirken ferner auf die Körper-Systeme (srotas):  Kreislauf und Verdauung.

Im Ayurveda gilt die Berberitze als blutreinigend, antibakteriell, tonisierend, verdauungsregulierend, giftzerstörend.


 Und im Einzelnen bei den ayurvedischen Indikationen:

- Fieber
- Leber- und Milzstörungen
- Abszesse
- Akne
- Gelbsucht
- Hepatitis
- Diabetes
- Chronischer Durchfall
- Gallensteine und Gallenstau
- Bindehautentzündung
- Verschiedene Hauterkrankungen

 

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Typischer Zweig der Berberitze
© Graf/Jahrmarkt, Ayurveda Bilder

Die Vata verschlimmernde Wirkung der Wirkstoffe der Berberitze kann bei versuchter Reduzierung von Ama (Toxine, Körperschlacken) oder von Fettgewebe gemildert werden durch die Zugabe von Gelbwurz (Kurkuma).  Zusammen mit der doppelten Menge Gelbwurz wird die Berberitze bei Diabetes eingesetzt.

Zubereitung und Anwendung:

Berberitze wird als Abkochung (50 bis 100 ml), Pulver (250 bis 1000 mg), Paste, Früchte (6 bis 12 g, in Form von Kapseln oder als arzneiliches Ghee angewendet.
Für den Tee werden 2 g Blätter oder Wurzelrinde mit 250 ml kochendem Wasser übergossen; nach 5 Minuten abseihen. Der Tee kann ein- bis zweimal täglich in kleinen Schlucken getrunken werden.

Von der Tinktur (Abkochung) werden ein- bis zweimal täglich 3 bis 10 Tropfen gegeben.

Um den vollen gesundheitlichen Effekt zu erhalten, sollten Beeren der Berberitze nicht im Kochtopf verarbeitet werden; auch sollten sie nicht mit konzentrierten Kohlehydratspeisen  (z.B. Zucker, Nudeln, Brot)  kombiniert werden. Die volle gesundheitliche Wirkung entfalten die Beeren, wenn sie auf nüchternen Magen eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten gegessen werden. Gebräuchliche Einnahme ist: täglich 2-3 gehäufte Teelöffel vor dem Frühstück über mehrere Wochen oder Monate zu verzehren. Gut ist es, dazu etwa einen halben Liter Wasser zu trinken oder die Beeren schon über Nacht in diesem Wasser einzuweichen.

(zum Teil zusammengefasst nach Rhyner/Frohn, Heilpflanzen im Ayurveda, 2006)

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Inh. Gottfried Graf und
Dr. Manfred Jahrmarkt


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