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Was ist eine Panchakarma Kur?

Was ist eine Panchakarma Kur?

24.02.2017 | Es wird viel über Panchakarma gesprochen. In der Ayurveda Szene ist es „in“ eine Panchakarma-Kur zu machen oder gemacht zu haben. Nach dem Motto: „Je länger umso besser“. Mir ist dabei aufgefallen, dass die wenigsten unter ihnen überhaupt wissen, was eine Panchakarma Kur ausmacht. Selbst dann nicht, wenn sie schon eine gemacht haben. Aus diesem Grund liegt mir dieser Artikel sehr am Herzen. Es existieren verschiedene falsche oder nicht vollständige Auffassungen darüber, was eine Panchakarma-Kur ist:

von Heike Seegebarth

Es existieren verschiedene falsche oder nicht vollständige Auffassungen darüber, was eine Panchakarma-Kur ist:

es ist eine Kur, die mindestens 3 Wochen dauert, mit viel Massage, am besten mit allen unterschiedlichen Arten, die es gibt. Von allem etwas.

eine authentische Panchakarma-Kur ist nur in Sri Lanka oder Indien möglich

bei der Kur wird eine Reinigung nach der anderen durchgeführt, bis keine Schlacken mehr vorhanden sind.

es ist eine Zeit über zwei Wochen in denen man sich gut entspannen und mal so richtig verwöhnen lassen kann

bei einer Panchakarma-Kur wird man von 2-4 Personen gleichzeitig massiert

 

Bedeutung von Panchakarma

Die wörtliche Übersetzung aus dem Sanskrit heißt „5 Handlungen“. Das sind fünf Wege der Reinigung und Entgiftung. Die Reinigung kann über fünf Öffnungen geschehen. Das können Einläufe (Vasti), Abführen (Virechana), therapeutisches Erbrechen (Vamana), therapeutische Reinigung über die Nase (Nasya) oder Aderlass (Rakta Moksha) sein. Die Reinigungsart wird je nachdem gewählt, welche Störungen diagnostiziert wurden.

Damit eine effektive Ausleitung gemacht werden kann, ist eine gute Vorbereitung notwendig:

„Aus einer unreifen Mango kann kein Saft ausgedrückt werden.
Sie muss erst zum Reifen gebracht werden.
So kann man aus dem unvorbereiteten Körper keine Schlackenstoffe ausleiten.
Zur Reifung sind vorher Ölungen (Snehana) und Schwitzungen (Swedana) notwendig.
Dann können die krankmachenden Faktoren, kurz Ama genannt, mobilisiert und ausgeleitet werden.“

 

Innerliche Vorbereitung

(Amapachana)

Um diese Ausleitungsverfahren effektiv durchführen zu können, bedarf es einer guten Vorbereitung. Hier gilt: je besser die Vorbereitung, umso besser ist auch die Wirkung von der eigentlichen Kur.
Die Vorbereitung kann unterschiedlich aussehen: In welcher Form die Pflanzen gegeben werden ist wichtig. Dafür muss die Person mit allen Symptomen, Alter, aber auch der Umgebung in der sie lebt betrachtet werden.
Selbst in Indien gibt es klimatische Unterschiede zwischen Nord- und Südindien, die unterschiedliche Anwendung notwendig machen:

Gheetage zur Vorbereitung werden mehr in Nordindien angewandt. Die Natur ist in Nordindien eher trocken und so haben die Menschen dort eher Probleme durch diese Trockenheit. Deshalb ist für die Mobilisierung von Ama (Schlackenstoffe, Toxine) notwendig ein öliges Medium zu verwenden, wie es das Ghee ist. Das Ghee ist aber mit verschiedenen Kräutern aufbereitet, der Symptomatik entsprechend.

Die Dosis, wie auch die Anzahl der Tage, ist unterschiedlich, je nachdem wie trocken (rooksha) die Person ist. Kräuterabkochungen (Kashaya): Der Landstrich Kerala (Südindien) ist sehr fruchtbar und feucht, die meisten Gewürze Indiens wachsen dort. In so einer Landschaft brauchen die Menschen zur Vorbereitung eher etwas das austrocknend wirkt, wie es Kräuterabkochungen sind. Diese Dekokte werden über einen bestimmten Zeitraum getrunken, bevor mit den Massagen angefangen werden kann.

Der Zeitraum ist individuell unterschiedlich zwischen einer und mehreren Wochen. In den ayurvedischen Texten wird zwar das Trinken von Ghee bei sämtlichen Erkrankungen beschrieben, aber in den letzten Jahrhunderten wurde das Ayurveda in Kerala, dort wo Ayurveda noch heute am traditionellsten praktiziert wird, weiterentwickelt. So werden nur bei speziellen Erkrankungen und Stadien wie z.B. bei Magengeschwüren, Geisteskrankheiten und Myomen Gheetage zur Vorbereitung verschrieben. Meistens werden Kräuterabkochungen vorbereitend gegeben.

In Deutschland ist die Natur ähnlich feucht und fruchtbar wie in Kerala, deshalb wirken hier Kräuterabkochungen in der Vorbereitungszeit im allgemeinen effektiver.

 

Äußerliche Vorbereitung Poorvakarma

(Snehana und Swedana)

Nach einer Zeit der inneren Vorbereitung folgt die äußere Vorbereitung für die Ausleitung: das sind die Massagen. Je nachdem welche Erkrankung vorliegt, wird die Art der Massageöle, wie auch die Art der Ausleitung, ausgewählt. Vor jeder Ausleitung müssen die dazu passenden Massagen durchgeführt werden. Wichtig ist, dass das Öl immer auf die ayurvedische Art mit Pflanzen aufbereitet wurde. (siehe Herstellung von Ölen: www.traditionelles-ayurveda.de). Werden die verkehrten Öle ausgesucht, kann es dadurch zu einer Verschlimmerungen oder neuen Symptomen kommen. Wenn zum Beispiel reines oder „gereiftes“ Sesamöl verwendet wird, kann es zu Hautproblemen führen (Ashtanga Samgraha).
Wichtig in dieser Vorbereitungszeit ist, dass an jedem Tag vor der Ausleitung die gleichen Massagen durchgeführt werden.
Mindestanzahl sind 5 Tage, aber Maximum sind 14 Tage.

 

Das Herzstück von Ayurveda: „5 Handlungen“

(Panchakarma)

Jetzt erst, nach 5- 9 Tagen Massage folgt eins der fünf Ausleitungsverfahren, das entsprechend der Diagnose ausgewählt wird.
Darauf folgt ein Tag oder ein paar Tage der „Erholung“ mit leichtem Essen, bis wieder mit den Massagen zur Lösung weiterer Schlacken begonnen werden kann. Dann muss wieder für 5 – 9 Tage massiert werden bis zur nächsten Reinigung. Und so weiter... Es ist also ein langer Prozess bis alle „5 Handlungen“ durchgeführt werden können. Die Gesamtdauer beträgt zwischen 50 - 100 Tagen .
Wenn von Einläufen mit nur 60 ml Öl oder von „ambulanten“ Erbrechen mit Salzwasser oder ähnlichem gesprochen wird, dann handelt es sich nicht um eines der fünf Panchakarma, sondern eher um eine besänftigende Maßnahme (Samana) oder eine Anwendung zur Gesunderhaltung, wie sie im Yoga durchgeführt wird (Shatkarma).
In dem ayurvedischen Text Ashtangha Hrdayam werden die Folgen der Ausleitung beschrieben:

Die Auswirkungen von Virechana und Vamana sind:
ein klarer Verstand, Kraft aller Sinnesorgane,
stabile Körpergewebe (Blut, Muskel, Knochen...),
verbesserte Verdauungskraft,
regulierter Alterungsprozess („Verjüngung“).


Diese Zeichen treten auf, wenn die Reinigungsbehandlung richtig und ordnungsgemäß durchgeführt wurde.

 

Nachbehandlung = Wiederaufbau, Verjüngung

(Paschatkarma)

Nach diesen intensiven Reinigungen folgt nun die Phase des Aufbaus.
Die Schwachstellen gilt es zu kräftigen, so dass sie kein geschwächtes Gewebe mehr bleibt, sondern in gesundes umgewandelt wird. Dann kann die Erkrankung nicht wieder kommen.

Nach einer Reinigungs-Kur, sollte sich für die gleiche Anzahl an Tagen ausgeruht werden, um wieder zu Kräften zu kommen. Das ist immer wichtig, auch bei kurzen Kuren! Der Wiederaufbau ist genauso wichtig wie die Reinigung selbst (wie nach dem Fasten, das „Fasten- brechen“).

geregelter Lebensstil nach der Kur spielt eine wesentliche Rolle, um die maximale Wirkung des Panchakarmas zu bekommen. Für eine gewisse Zeitspanne (mindestens für die gleiche Anzahl an Tagen wie die Kur lang war) sollte eine strenge Lebensweise befolgt werden. Dazu gehört auch die tägliche Selbstmassage.

In dieser Zeit sollte erst langsam zum normalen Essen wieder zurückgekommen werden. Peyadikrama ist die Bezeichnung für eine leichte Kost die während und nach der Kur empfohlen wird. Sie wird langsam und Stufe für Stufe schwerer, bis „normales“ Essen wieder verdaut werden kann.

Aufbauende und „verjüngende“ Präparate (Rasayanas) werden gegeben, sobald das Verdauungsfeuer wieder gut brennt.

“Wie eine Glut langsam mehr erleuchtet und sich in Flammen verwandelt,
wenn Gras oder Kuhdung rein gegeben wird,
so wird das Verdauungsfeuer in dem Körper gestärkt und es wird stabil und kräftig,
wenn Peyadikrama durchgeführt wird.“
(Ashtangha Hrdayam)

 

Wie finde ich eine authentische Panchakarmkur?

1. Man muss Vertrauen zu den Therapeuten haben und sich an dem Ort wohlfühlen können. Wenn auf der körperlichen Ebene etwas in Bewegung kommt, dann auch auf der psychischen. Daher ist es wichtig, sich dort gut aufgehoben zu fühlen.

2. Ein in Ayurveda erfahrener Arzt oder Heilpraktiker ist vor Ort

3. Individuelle Vorbereitung vor der Kur (Ernährungsrichtlinien, Kräuterabkochungen oder Ghee Zubereitungen)

4. Es werden nur reine ayurvedische Kräuteröle (für die innere und äußere Anwendung) verwendet. Mindestens genauso wichtig wie die Art der Massagen ist die Auswahl der Öle. Anwendungen mit reinem Sesamöl, oder damit verdünnt – reduziert die Effizienz der Kur. In vielen Zentren im Westen ist das eine große Schwachstelle. Gründe mögen sein: der Therapeut kennt nicht die Wirkungen der unterschiedlichen Öle oder es wird versucht, die hohen Materialkosten erheblich zu reduzieren.

5. Es werden genaue Anweisungen gegeben, was man während dieser Zeit machen darf und was nicht: z.B. nicht im Meer baden.

6. Es wird kein Touristenprogramm in Form von Ausflügen während der Kur angeboten – wichtig ist, sich während der Kurzeit und der gleichen Anzahl der Tage danach zu schonen

7. Es wird eine leichte ayurvedische Kost angeboten. Während der Panchakarma Kur und danach darf kein Fisch, Fleisch und mit Käse überbackenes verzehrt werden. Auch Eis und in Fett Gebackenes muss vom Speiseplan gestrichen werden. Keine Rohkost. Alkohol ist Tabu. Keine zu scharfen, bitteren, herben und saueren Geschmäcker.

8. Intensive Reinigung: entsprechend der Dauer der Kur können entweder eine, zwei, oder sogar alle fünf Ausleitungen durchgeführt werden. Einläufe kommen erst ganz zum Schluss der Behandlungsabfolge.

9. Gute Nachbetreuung nach der Kur, mit spezifischen Anweisungen und regelmäßigen Terminen zur Begleitung. Das ist gerade bei schwereren Erkrankungen notwendig

10. Der Therapeut nimmt sich Zeit für wichtige Fragen

Wenn der Kurort im Ausland ist, dann suchen Sie sich am Besten einen Ayurveda Arzt oder Therapeuten, der mit den Ärzten dort zusammenarbeitet und die Vorbereitung und die Nachbehandlung hier vor Ort durchführen kann. Dadurch kann Ihre Kur viel effektiver werden!
Eine Panchakarma Kur hilft bei vielen chronischen Erkrankungen, bei denen die Schulmedizin mit ihrem Latein am Ende ist. Aber sie ist kein „All-Heil-Mittel“. Zur Abklärung ist eine fundierte Diagnosestellung vor der Kur ein weiterer wesentlicher Punkt.

Zu Ihrer Orientierung finden Sie hier eine Auswahl an Ayurveda Kuranbietern bzw. Ayurveda Hotels in Deutschland.

Abschließende Kommentare:

Bei schweren oder chronischen Erkrankungen sollte die Kur, eingeschlossen der Vorbereitung und Nachbehandlung, mindestens dreimal im Abstand von einem Jahr durchgeführt werden.

Dr. P.M. Unnikrishnan, FRLHT: „Es ist sichtbar, dass wenn man die oben beschriebenen Schritte betrachtet, Panchakarma eine klar verständliche Methodik von Anwendungen hat, die sehr zu unserem Wohlbefinden beitragen kann... Teilbereiche werden durch den Gesundheitstourismus ausgenutzt und als Panchakarma bezeichnet. Dies geschieht zum Beispiel dann, wenn der „Gesundheits-Tourist“ die Anwendungen selbst bestimmen kann oder keine Ausleitung gemacht wird. Die meisten der Panchakarma Techniken verlangen spezielle Fähigkeiten und tiefes Wissen, daher ist die Rolle eines erfahrenen Arztes oder Therapeuten notwendig... Ein weiterer entmutigender Faktor ist, dass man in den letzten Jahren unzulängliche Praxen und Kliniken entstehen sehen kann. (Anm.: nicht nur in Europa, sondern weltweit, auch in Indien und Sri Lanka) .“

Manchmal werden Kuren im Namen von Panchakarma ohne Ausleitungen angeboten. Eine dreiwöchige Kur ohne Ausleitung ist keine Panchakarma-Kur. Dabei würden die Schlackenstoffe nur mobilisiert, von den Schwachstellen, an denen sie vorher saßen, gelöst und zum Verdauungstrakt befördert werden. Wenn sie dort angekommen sind, ist es notwendig sie auszuleiten. Ein normaler Stuhlgang reicht hierfür nicht aus, auch nicht kleine Einläufe mit 60 ml Öl. Es ist eine Frage der Zeit, dass die Schlackenstoffe wieder an ihre Schwachstellen zurückkehren und wieder Krankheitssymptome hervorrufen - und manchmal sogar mit größerer Kraft als zuvor.
Selbst in Indien oder Sri Lanka werden heute nur noch selten wirkliche Panchakarma-Kuren durchgeführt. Genannt werden die Reinigungskuren aber trotzdem so. Auch in Indien werden heutzutage Kuren mit einer oder zwei unterschiedlichen Reinigungen als Panchakarma bezeichnet. Dem stimme ich zu, wenn ein oder zwei der intensiven Ausleitungen durchgeführt werden, mit der notwendigen Vorbereitung und Nachbehandlung.
Eine fünftägige Kur kann effektiver sein als eine Dreiwöchige. Diese kann, wenn sie nach oben genannten Prinzipien durchgeführt wurde, als „Panchakarma-Kur“ bezeichnet werden. Bei schwereren Erkrankungen ist es allerdings notwendig, die kurze Kur bereits nach sechs Monaten zu wiederholen.

 

Weitere Infos und ambulante Kuren:

DAS AYURVEDA-HAUS an der alten Linde

Heike Seegebarth (Heilpraktikerin)
Vogelsangstr. 6
78343 Gaienhofen-Horn
Tel. 07735-44 00 73
Fax 07735-44 09 29
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Titelbild: 123RF, Dateinummer : 10338886, Urheber : Valery Kraynov


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