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Interview mit Markus Ludwig (HP)

Interview mit Markus Ludwig (HP)

13.07.2004 | Das Schöne ist, dass oftmals direkt nach jeder Behandlung Fortschritte zu sehen sind."Markus Ludwig hat seit`94 über mehrere Jahre in Kerala bei verschiedenen Kalari Meistern und Ayurveda Lehrern gelebt und gelernt. Neben dem Kalarippayat hat er sich auf Meditation und Therapie spezialisiert. Seit 2001 vermittelt er durch Seminare und Ausbildungen in verschiedenen Institutionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die Philosophie, Heil- und Bewegungskunst des Ayurveda und der Kalari Tradition.

ayurveda-portal.de: Wie bist Du zu Ayurveda gekommen?

Markus Ludwig: Ich bin eigentlich schon seit meiner Jugend sehr an anderen Kulturen interessiert gewesen.
Vor etwas 15 Jahren fiel mir ein Buch über die tibetische Heilkunst in die Hand; die hängt ja stark mit dem Ayurveda zusammen.
Zusätzlich war Steffen, ein alter Schulfreund von mir und heute Mitbegründer des Kalari Kendram, zu der Zeit in Indien. Er war in Südindien um die Wurzeln der asiatischen Kampfkünste zu finden. Er schrieb mir Briefe über seine beginnende Lehre im Kalari, seinen Tageablauf, die Massagen, Ernährung…
Das war für mich höchst interessant und da bin ich dann nach Indien gereist. Das war 1994. Ich wollte nur kurz dableiben – wie das so ist – aber es wurden dann doch einige Jahre.
 

ayurveda-portal.de: Das hängt sicherlich auch damit zusammen, daß Du Deine jetzige Frau dort kennengernt hast, oder? Wann war denn das und wie ist ihre Verbindung zu Ayurveda?

Markus Ludwig: Ja, das ist richtig. Ich habe Usha schon im ersten Monat meines Indien-Aufenthaltes 1994 getroffen. Sie kommt aus einer traditionellen, aber auch sehr offenen Familie. Auch wenn wir und die gesamte Familie wohl schon früh ahnten was mit uns passieren würde, hat es dann noch drei Jahre gedauert bis in einem Tempel in Calicut unsere Wege vereint wurden.
Für sie sind Dinge wie Öl kochen, aus Gewürzen Medizin machen, ayurvedische Körperpflege usw. so normal wie für uns die Marmelade zum Frühstück. Ihre Art der Wahrnehmung bzw. des selbstverständlichen Umgangs mit Dingen, die ich erst recht spät erlernte, war und ist für mich stets eine der größten Herausforderungen. Insbesondere auch was das ganz Grundsätzliche in angewandter, lebendiger Philosophie bzw. Ayurveda betrifft.
Seit sie in Deutschland ist, massiert sie Frauen und unterrichtet die tradtionelle Schwangeren Massage, Baby Massage, den indischen Umgang mit Gewürzen in der Küche usw. Es macht ihr große Freude, ihre Kultur hier zu leben und anzupassen, insbesondere auch da es hier viele Menschen gibt die daran interessiert sind und mit denen sie sich darüber austauschen kann.
Und natürlich ist unsere Tochter Sandya-Devi ein wunderbares Glück - zu sehen, wie ein Kind ganz selbstverständlich mit dem alten Wissen aufwächst und Freude daran hat.
 

ayurveda-portal.de: ...und wie ging es für Dich weiter auf Deinem Weg hin zu der ayurvedischen Lehre?

Markus Ludwig: Ich habe mich in Südindien ausgiebig mit dem Kalari auseinandergesetzt und besonders mit dem Ayurveda, was dort zusammengehört.
Als ich die Wirkungen der täglichen Routine, der Ernährung, des körperlichen und geistigen Trainings, eben all die Regeln dort in dem Kalari an meinem eigenen Leib spürte, wusste ich, das ist richtig für mich.
Ich habe dann entschieden, meinen Heilpraktiker hier in Deutschland zu machen und reiste zwischendurch immer wieder nach Indien.
So bin ich zu Ayurveda gekommen. Im Kalari bekamen wir Privatunterricht von Ayurveda-Lehrern, machten Praktika in Kliniken und Praxen. Ich habe unter anderen bei Chandran Vaidya gelernt, der seit drei Jahren einmal im Jahr zu uns nach Deutschland kommt.


ayurveda-portal.de: Kalari ist also eine Kampfkunst – aber wie hängt das mit dem Ayurveda zusammen?

Markus Ludwig: Kalari selbst bzw. das Wort, bedeutet eigentlich nur Lehrstätte der alten Künste – ist also noch gar nicht Kampfkunst. Das ist das Kalarippayat.
Früher waren die Kalaris Lehrstätten, die errichtet wurden, um das Wissen der Menschen zu bewahren und weiterzuentwickeln, so sagt es die Mytologie. Es wurde Tanz, Musik, Astrologie, Heilkunst – Ayurveda eben – Meditation und Kampfkunst unterrichtet. Nicht in jedem Kalari wurde alles unterrichtet, aber die Lehrer hielten regen Austausch und befruchten sich gegenseitig.
Zur Kolonialzeit wurden die Kalaris geschlossen, da die Engländer sie strikt verboten haben.
Heute gibt es sie wieder in verschiedenen Orten in Kerala, allerdings findet man dort in der Regel nur noch Musik, Tanz und Kampfkunst, bzw. die Kampf- und die Heilkunde.

Mein Hauptinteresse galt immer dem Ayurveda, aber ich merkte sehr schnell, wie das Kalari Training meine therapeutische Arbeit intensiv unterstützte:

die Bewegungsabfolge in der Massage, Energie, Ruhe, aber auch Dynamik und besonders auch die Intuition.

Das Kalarippayat ist eine Kampfkunst, die vornehmlich die Selbstverteidigung lehrt, gegen einen fremden Gegner, aber auch die Überwindung des inneren Gegners. Gerade der zweite Aspekt ist den meisten heutigen Lehrern der Wichtigere.

 

ayurveda-portal.de: Hast Du Dich in dem Ayurveda, der in den Kalaris gelehrt wird, dann eher auf den Schwerpunkt Bewegungsapparat spezialisiert?

Markus Ludwig: Man kann sagen, ich bin eigentlich darauf spezialisiert worden. Es war gar nicht unbedingt mein Bestreben, aber gerade in diesem Bereich sind die Behandlungen dort äußerst effektiv. Einer meiner Schwerpunkte wurde also ganz klar die Behandlung des Bewegungsapparates. Wobei z.B. auch gezielte Reinigung und Kräftigung wesentliche Aspekte von Kalari Kuren sind.
Bei unseren Kuren haben wir jetzt vornehmlich Patienten, die Probleme mit dem Bewegungsapparat haben oder mit dem Energiefluss hinsichtlich Blockaden, so dass auf das Gesamtsystem der Energie eingewirkt werden muss.


ayurveda-portal.de: Kann man denn hier im Kalari Wolfstein also auch Kuren machen?

Markus Ludwig: Ja, natürlich. Ab 5 Tage bis zu 3 Wochen. Die Patienten wohnen außerhalb, denn wir arbeiten hier nur ambulant. Aber sie werden voll versorgt. Angefangen von der Konsultation bis zur inneren Medizin, einschließlich dem Essen.
Wenn es beispielsweise nur Beschwerden vom Nacken her sind, was also vom Kopf ausstrahlt – wie häufige Migräne oder so etwas, dann bekommen sie hauptsächlich Lokalbehandlungen in den 5 Tagen. Sind es Schlaganfallpatienten, die im Rollstuhl hier sind, wird dann schon eher empfohlen, dass sie mindestens 14 Tage bleiben. Das Schöne ist, dass oftmals direkt nach jeder Behandlung Fortschritte zu sehen sind: jeden Tag spürt der Patient, ob es in die richtig Richtung geht und kann so entscheiden, wenn es ihm möglich ist – zeitlich und auch finanziell – wie lange sie die Kur machen wollen. Finanziell arbeiten wir traditionell, das heißt, bei uns ist alles sehr einfach. Wie dürfen gar nicht so viel nehmen, von unseren Lehrern aus. Es ist zwar angepasst an die hiesigen Verhältnisse, dennoch: wir haben keine Marmorfußböden, wir haben keine goldenen Wasserhähne…


ayurveda-portal.de: Wie würdest Du vorgehen, wenn ich jetzt irgendetwas habe und Dich anrufe: lässt Du Dir dann eine Diagnose schicken oder besprechen wir das einfach nur am Telefon?

Markus Ludwig: Aufgrund unserer Erfahrung kann man bei einigen Fällen am Telefon schon relativ sicher sein, wie die Behandlung bzw. Kur grob aussehen sollte. Grundsätzlich gilt aber, dass die Patienten hier herkommen müssen. Wir können dann fühlen und schauen, wo Blockaden sind, wo Schwellungen sind und bestimmen, was da nicht stimmt bzw. gemacht werden sollte.
Neben dem Kalari Wolfstein sind wir noch in der Nähe von Dresden, wo wir auch Seminare und jetzt auch Behandlungen machen. Wir arbeiten daran mit gut ausgebildeten Kalari Therapeuten, die Behandlungen an weiteren Orten anzubieten.


ayurveda-portal.de: Nun noch eine ganz allgemeine Frage: wie siehst Du die Bedeutung von Ayurveda in Europa?

Markus Ludwig: Ich bin davon überzeugt, dass im Ayurveda, wie in den ganzen vedischen Traditionen bzw. in alten Traditionen überhaupt, unglaublich viel wertvolles Wissen steckt. Die elementaren Prinzipien, die dort erklärt sind, sind meiner Ansicht nach vollständig anwendbar. Jedoch nicht unbedingt die Schlussfolgerungen, die daraus entstehen, das heißt die einzelnen Empfehlungen oder die Kräuter, die verwendet werden.
Es geht vor allem also um das Verständnis dieser ganz ursprünglichen Prinzipien – den Menschen zu verstehen, die Natur zu verstehen, die Wechselbeziehungen zu verstehen.
Sicherlich ist das archaische Wissen mit den Menschen auch hier gewachsen , aber es gab eben sehr arge Einschnitte in den alten Traditionslinien und vieles war nur mündlich überliefert, wie es eine Zeitlang in Indien auch üblich war. Aber in der Phase der mündlichen Überlieferung ist leider ist bei uns viel Wissen verbrannt worden und anders verloren gegangen.
Jetzt haben wir eine Chance, wieder an das uralte Wissen, welches im Menschen steckt, heranzukommen und es wieder für uns zu nutzen.

 

ayurveda-portal.de: Das heißt also, du siehst nicht unbedingt die alten Schriften für komplett so übertragbar, sondern nur die ursprüngliche Idee an sich?

Markus Ludwig: Ja, genau. Ich sehe die Prinzipien, die beschrieben werden, als übertragbar. Nicht in jedem Kapitel ist alles, was da geschrieben steht, auf den westlichen Menschen oder auf die Kultur hier, die Geographie, die klimatischen Bedingungen übertragbar.
Der Ayurveda versteht sich selbst nicht als allgemeingültiges Wissen, sondern als ein Wissen, das an die Zeit und an die Bedingungen angepasst werden sollte.

In Indien gibt es zwar bereits viele verschiedene Klimata und geographische Gegebenheiten, was man dann so übernehmen kann, aber man sollte es schon immer ein bisschen in Frage stellen.
Einfach immer nur zu jeder Zeit und jedem Ort kleinlich auf die alten Schriften zu beharren, ist sicher auch nicht im Sinne des Ayurveda. Ich denke das praktische Wissen bzw. die Umsetzung verändert sich mit dem Menschen bzw. seinen Anforderungen.
Wenn aber die ursprünglichen Prinzipien richtig verstanden sind, ist es möglich, das Wissen auch anzupassen und richtig anzuwenden.

Ich denke, es ist wichtig mit den Menschen zusammen zu arbeiten, die in den altem Wissen groß geworden sind, die dort leben wo die Lehre entstanden ist. Sie können uns helfen, das elementare System hier auf unseren Kultur- und Klimakreis an zu wenden, es richtig zu verstehen: Warum hat es dort in Indien, unter diesen Verhältnissen die Gültigkeit und, wenn man es aus dieser Perspektive verstanden hat, dann kann ich drangehen, zu verstehen warum es auch hier bei uns Gültigkeit hat oder eben nur eingeschränkt bzw. abgewandelt.
Ein Beispiel:  Natürlich isst man, wenn es warm ist,  keinen Käse, da das Verdauungsfeuer schwach ist. Aber wenn man hier im Winter, wenn das Verdauungsfeuer stark ist, etwas Käse isst, dann wäre das sicherlich kein Problem. In Kerala aber wird es wohl nie so kalt, dass das Verdauungsfeuer so entfacht ist, dass es kein Problem wäre, Käse zu essen.

Man muss die Texte richtig verstanden haben, um sie überdenken zu können.
Das geht nicht nur über den Kopf, sondern auch z.B. über die Intuition.

 

ayurveda-portal.de: Du hast vorhin von einem Vaidya gesprochen, ist das dein persönlicher Lehrer oder Meister? Oder hast du mehrere Lehrer?

Markus Ludwig: Gerade im Kalari ist es so, dass man mehrere Lehrer hat und empfohlen wird. Als ich sagte, dass ich hauptsächlich Ayurveda lernen will, bin ich zu einem Ayurveda Lehrer gekommen.
Dann wollte ich Meditation lernen. Als sie meinten, dass ich soweit wäre, wurde ich halt zu dem entsprechenden Meditationslehrer bzw. Tantralehrer geschickt.
Es sind verschiedene Personen, die ich als meine persönlichen Meister bezeichnen würde:
Chandran Vaidya ist einer meiner hauptsächlichen und auch langjährigsten Lehrer. Und speziell für den Bereich Ayurveda Dr. Krishna Kumar, der ebenfalls am Trivandrum Goverment Ayurveda College unterrichtet.
Aber auch Sami Gurukkal vom Hindustan Kalari hat mich was Training von Körper und Geist betrifft wohl mit am meisten beeinflusst. An dieser Stelle darf ich aber auch Sherifka von der Kerala Kalarippayat Academy nicht unerwähnt lassen. Er war mein erster Lehrer und hatte es sicher am Schwersten mit mir und durch ihn habe ich den schwierigen Anfang gemeistert.


ayurveda-portal.de: Ihr habt jetzt ein neues Zentrum hier eröffnet. Was war Deine Intention, hier ein Kalari zu eröffnen?

Markus Ludwig: Raum zu schaffen für die Kunst und das Wissen, was darin steckt.
Es ist selbst in Kerala so, dass viele Kalaris, die neu eröffnet worden sind, nicht mehr das alte Wissen haben, weil die Linien unterbrochen worden sind.
Es gibt einige alte Linien, und einige alte Lehrer, die einfach das Wissen noch haben. Und für so etwas hier im Westen Raum zu schaffen, das war mir und uns wichtig. Einfach die Möglichkeit, dass man das hier weitergeben kann, hier damit arbeiten kann.
Und zusätzlich haben wir hier in den letzten Jahren, die wir wieder in Deutschland sind, gesehen, dass der Bedarf und das Interesse sehr groß ist, nach einer Art dynamischen Yoga, nach einer Art den Tag als Herausforderung anzunehmen. Nach Bewegungsübungen, die kraftvoll sind, die einen selbst aufrichten, die die eigene Energie fließen lassen und zusammen mit der Therapieanwendungen wirken.
Besonders daran sind die Menschen interessiert.
Zusammengefasst: Mit dem Zentrum hier, möchten wir der Ganzheitlichkeit der Bewegungs- und Heilkunst einen Raum schaffen, zum einen für die Interessierten, aber auch für uns selbst.


ayurveda-portal.de: Ein Schlagwort, das mir einfällt bei dem Namen Markus Ludwig ist ‚Marmapunktmassage’…

Markus Ludwig: Ja, das stimmt. Das mit den Marmapunkten ist im Grunde genommen für uns die Sache gewesen, warum wir relativ schnell bekannt geworden sind. Die Marmapunkte sind im Kalari natürlich ganz wichtig – einmal für die Kampfkunst, früher als es wirklich noch viel um Selbstverteidigung ging – zum anderen aber auch als Heilkunst. Wenn Marmapunkte von Kalari Schülern verletzt oder blockiert waren, musste das ja geheilt werden können. Also hat sich im Kalari eine sehr detaillierte Marmatherapie entwickelt. Das ist so einmalig. Von daher haben die Kalaris ein sehr umfangreiches Wissen über die Marmapunkte.
Hier im Westen ist der Begriff Marmapunkte ja inzwischen schon fast mystisch. Jeder hat es schon mal gehört, aber kaum einer weiß so ganz genau, wo sie sind bzw. was sie überhaupt genau sind.
Es gibt im klassischen Ayurveda bzw. in den klassischen Texten auch keine Marma-Therapie, sondern die Marmapunkte waren zur Prognose da: dass man sagen konnte, wie lange jemand noch zu leben hatte oder ob man ihn überhaupt heilen kann. Und für den Chirurgen, damit er wusste, wo er nicht schneiden sollte. Sie wurden aber nicht zu therapeutischen Zwecken beschrieben.
Es gibt in dem Sinne eigentlich keine klassische Marmamassage, wo man auf Marmapunkten rumdrückt oder kreist. Es sind Massagen, die auf ayurvedischen Prinzipien beruhen, aber bewusst mit dem Marmasystem arbeiten. Durch gezielte Streichungen und Dehnungen werden Marmapunkte geöffnet, so dass Blockaden und Ansammlungen entweichen können. Zusätzlich wird mit speziellen Ölen erweichend und stimulierend gearbeitet, um so verletzte Marmapunkte soweit wie möglich wieder herzustellen. Bei sehr vielen sind gerade die Marmapunkte blockiert. Man hat da sehr schnelle Erfolge mit dieser intensiven Behandlungstechniken. Wenn man mit den Marmapunkten arbeitet, merken die Menschen noch während der Behandlung, dass es Veränderungen gibt.
Alle Kalari Massagen – es gibt sehr viele davon – arbeiten mit dem Marma-Nadi-System, also dem Gefäßsystem hinter den Marmapunktsystem. Das ist ein wesentlicher Bestandteil.

 

ayurveda-portal.de: In dem Ayurveda-Film ‚Ayurveda-art of being’ von Pan Nalin gab es eine sehr beeindruckende Szene zum Thema Marma-Punkte, als nämlich ein Ziege mittels eines einfachen Griffes gelähmt wurde…war das echt? Ist das nachvollziehbar für Dich?

Markus Ludwig: Wenn bestimmte Gefäßbahnen einfach blockiert werden, durch Druck und durch bestimmte Bewegungen, dann kann es z.B. zu Lähmungserscheinungen kommen. Wer ernsthaft mit dem Marma-System arbeitet, lässt sich allerdings nicht zu solchen Spielereien hinreißen.
Chandran Vaidya, einer unserer hauptsächlichen Marma-Lehrer, fand diese Demonstration in dem Film nicht angemessen. Damals, als er das Marma System während seiner Lehrzeit lernte, hat ein Mitschüler einfach nur mal bei sich selbst auf einen dieser besonderen Punkte kräftig draufgedrückt, um zu sehen was passiert. Dieser Mitschüler wurde direkt aus dem Kalari verbannt. Denn jeder, der damit rumspielt, ist noch nicht reif für diese spezielle Marma-Lehre.


ayurveda-portal.de: Dann noch eine abschließende Frage – Gibt es etwas, was Du gerne unseren Besuchern des Ayurveda-Portals mit auf den Weg geben möchtest?

Markus Ludwig: Zum einen ist es mir wichtig, dass das ayurvedische Wissen nicht nur auf reine Wellnesszwecke reduziert wird. Schade ist es, wenn die Menschen einfach vergessen oder es gar nicht gesagt bekommen, was sich noch alles dahinter verbirgt und wie es uns insgesamt bereichern könnte. Das gilt auch für die Menschen, die mit Ayurveda auf eine gute Art und Weise Ihren Lebensunterhalt verdienen wollen. Es ist halt doch viel mehr als ‚nur’ eine Massage zu geben oder einen Stirnguss.

Zum anderen sollten wir nicht versuchen, zu Indern zu mutieren, sondern die erlebten Prinzipien auf unsere Kultur anzuwenden lernen. Mir geht es vor allem darum, unsere eigene alte Kultur mit Hilfe des ayurvedischen Wissens wieder zu finden. Natürlich brauchen wir die indischen Lehrer. Das ist sehr wichtig. Sie helfen uns, damit wir den Ayurveda richtig verstehen können. Aber es geht nicht darum, dass alles 1:1 zu übernehmen, sondern irgendwann ein wenig aus der Lehrzeit hinauszutreten, auch mit den Lehrern zusammen, um dann hier zu versuchen, weiter daran zu arbeiten. Das fängt an bei den heimischen Pflanzen und gilt für die gesamte Mythologie. Es geht darum, unsere ganze Kultur wieder zu finden – nicht nur indisch werden, sondern eben z.B. germanisch bleiben.

ayurveda-portal.de: Vielen Dank.

 

 

Biographie


Markus Ludwig hat seit`94 über mehrere Jahre in Kerala bei verschiedenen Kalari Meistern und Ayurveda Lehrern gelebt und gelernt. Neben dem Kalarippayat hat er sich auf Meditation und Therapie spezialisiert.
Als er dann mit seiner Frau Usha Kumari nach Deutschland kam, und sie den Kalari-Celle eröffneten, gab er als Heilpraktiker Beratungen, Therapien und Kuren aus dem Ayurveda und der Kalari Heilkunde.
Seit 2001 vermittelt er durch Seminare und Ausbildungen in verschiedenen Institutionen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz die Philosophie, Heil- und Bewegungskunst des Ayurveda und der Kalari Tradition.

 

 

 

 

Kontakt:

 

 

Midgard Kalari

Zum Papenbusch 21
38723 Seesen / Ildehausen

E-Mail: info@kalari-kendram.org

www.kalari-kendram.org


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