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Interview mit Dr. med. Ernst Schrott

Interview mit Dr. med. Ernst Schrott

30.06.2003 |  "Ayurveda ist die Wiege der westlichen Medizin." Der promovierte Humanmediziner praktiziert seit 1984 als niedergelassener Arzt für Naturheilverfahren und Homöopathie in Regensburg. Seine Ausbildung in ayurvedischer Medizin erhielt er bei führenden Ayurveda-Ärzten Indiens. Dr. Schrott ist Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und Bestseller über Ayurveda.

 

 
 

ayurveda-portal.de: Dr. Schrott, wie sind Sie zu Ayurveda gekommen?

 

Dr. Schrott: Diese Frage wird oft gestellt. Es gibt mehrere Gründe: der eine ist sicher die Liebe zur Natur, zum Leben und zum Menschen und damit zu natürlichem Heilen. Der zweite sind gute Lehrer, die ich hatte, vor allem Maharishi Mahesh Yogi, der ja im Westen sehr stark dazu beigesteuert hat, dass Ayurveda im Westen bekannt und anerkannt wurde und ganz entscheidend zu seiner Erneuerung beigetragen hat. Und schließlich ein ganz konkreter Anlass: Ein Freund hatte als erster in Europa eine Ayurveda-Klinik eröffnet, damals in Schledehausen bei Osnabrück. Dort begannen auch die ersten Ausbildungskurse für Ärzte. Das und die Panchakarma-Kuren dort inspirierten mich, in das Wissen des Ayurveda tiefer einzudringen.

 

 

ayurveda-portal.de: Und Sie gingen als Schulmediziner dorthin?
 

 

Dr. Schrott: Ja, natürlich, ich bin schulmedizinisch ausgebildet und habe eine ganz normale Laufbahn in den Kliniken absolviert. Aber ich habe mich von Anfang an sehr für Naturheilkunde interessiert, während des Studiums schon in München die Vorlesungen Homöopathie, Akupunktur und was sonst noch angeboten wurde, gehört. Und dann war damals- so Anfang der siebziger Jahre - noch ganz am Rande und erst nur bei einigen Insidern, Ayurveda im Gespräch. Aber es gab dazu keine Vorlesungen oder Fortbildungen. Erst Anfang der achtziger Jahren konnte man auch außerhalb Indiens substanzielle Ayurveda-Vorlesungen und -kurse besuchen.

 

 

ayurveda-portal.de: Und Sie haben dann die Ausbildung bei Maharishi gemacht?
 

 

Dr. Schrott: Ja, was die reinen Grundlagen der vedischen Lehre betrifft. Der Maharishi ist der herausragende vedische Gelehrte unserer Zeit. Die konkrete medizinische Ayurveda-Ausbildung habe ich jedoch von verschiedenen Vaidyas, indischen Ayurveda-Ärzten, erhalten, die mit dem Maharishi zusammenarbeiten. Er konnte zu Beginn der achtziger Jahre die führenden Ärzte Indiens gewinnen, in den Westen zu gehen und an der grundlegenden Erneuerung und globalen Verbreitung des Ayurveda mitzuwirken. Diese Initiative war von großer Bedeutung für den Aufschwung der seit Jahrtausenden überlieferten ayurvedischen Therapien. Vor allem galt es, die vielen Bausteine des Ayurveda, die in Indien oft nur noch rudimentär zur Therapie eingesetzt wurden, wieder zu einem umfassenden Ganzen zusammen zu fügen. Anfang des 20. Jahrhunderts hatte die indische Regierung bereits dazu aufgerufen, den Ayurveda zu erneuern, da über die lange Zeit und den Einfluss verschiedener Eroberer und Besatzer sehr viel Wissen verloren gegangen war. Der Maharishi hat es schließlich verstanden, die führenden Leute um sich zu scharen. Auch westliche Wissenschaftler hat er gewonnen. Es gab große Konferenzen an denen unter seiner Leitung wirklich die größten Experten des Landes teilnahmen, so 1984 in Delhi. Das war damals ein dynamischer Aufbruch zu neuem und umfassenden Verständnis vedischen Wissens und ayurvedischer Konzepte und Therapien.

In diesem Zusammenhang wurden verschiedene Therapien, die in Indien und Sri Lanka heute noch nicht einheitlich verstanden und durchgeführt werden, von Grund auf überarbeitet, allen voran Panchakarma. Man hat allein daran 5 Jahre gearbeitet.

 

 

ayurveda-portal.de: Was meinen Sie mit 5 Jahre lang arbeiten? An den Schriften?
 

 

Dr. Schrott: Die Schriften müssen richtig verstanden und übersetzt sein, dann geben sie authentisches und korrektes Heilwissen wieder. Im Falle von Panchakarma, der tiefgreifendsten Reinigungstherapie des Ayurveda, war es erforderlich, das Verständnis der richtigen Abfolge der Therapieschritte zu geben und die einzelnen Anwendungen zu perfektionieren. Panchakarma wurde in Indien und wird heute noch in unterschiedlichster Qualität und nach zum Teil sehr divergierenden Auffassungen angewendet. Man hat 5 Jahre lang gebraucht, das gesamte Konzept neu zu ordnen und therapeutisch zu perfektionieren. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Massagen wieder vollkommen synchron einstudiert und in Stille, in der richtigen Abfolge der einzelnen Striche, durchgeführt werden mussten. Auf einer sehr subtilen Ebene der menschlichen Physiologie, ist es nicht belanglos, ob ein Strich linksherum oder rechtsherum geführt wird, ob die Massage bei den Füßen oder am Kopf beginnt, welcher Druck ausgeübt wird oder ob ruhig und sanft oder kräftig und belebend massiert wird. Auch müssen individuell die richtigen Öle verwendet werden. Es braucht Ruheräume und materialintensive Wärme- und Dampfanwendungen mit entsprechendem Öl- und Feuchtigkeitsschutz der Böden und der Räume. Auch die Abfolge der einzelnen Therapieschritte, die geeignete Ernährung vor, während und nach der Therapie, das richtige Einnehmen von Ghee, die Art, Reihenfolge und Zusammensetzung der Bastis (Einläufe) galt es festzulegen. Schließlich musste die Hygiene westlichen Standards entsprechen und Vor- und Nachbehandlung stimmen, das Equipment angepasst und die Therapien vor allem wieder sanft und schonend und von optimaler Wirkung sein. Daran hat ein ganzes Team ayurvedischer und westlicher Ärzte, Panchakarma-Experten und Ayurveda-Therapeuten mitgewirkt. Diese Form des Panchakarma, die erstmals von den Maharishi Ayurvedakliniken eingeführt wurde, hat die Öffentlichkeit im Westen fasziniert und zu einer enormen, bis heute anhaltenden Medienresonanz vor allem in Deutschland und Europa geführt.

 

 

ayurveda-portal.de: Da sind wir dann auch schon bei der nächsten Frage: Wie sehen Sie die Bedeutung von Ayurveda in Europa und vor allem die Entwicklung im europäischen Gesundheitssystem?
 

 

Dr. Schrott: Das ist eine ganz wichtige Frage. Ich glaube, dass Schulmedizin und Naturmedizin sich ideal ergänzen. Die Wissenschaftsmedizin sucht die Ursachen und die Therapie von Krankheiten im Detail, im Organ, der Zelle, auf molekularer Ebene. Sie hat hier zweifellos wertvolle Ansätze und Therapien entwickelt, kann mit hochentwickelten Geräten präzise diagnostizieren und punktuell therapieren, aber sie hat den Blick für das Ganze verloren. Viele Therapien sind nur symptomorientiert, die wahre Ursache wird entweder gar nicht hinterfragt oder nicht erkannt. Die moderne Medizin wird viel vollständiger, effektiver und vor allem auch kostengünstiger, wenn es durch ein ganzheitliches Betrachtungssystem von Mensch, Natur und Kosmos ergänzt wird. Der Ayurveda liefert hier das ideale Konzept. Er ist übrigens auch die Wiege der westlichen Medizin. Hippokrates, auf den der westliche Arzt noch heute seinen Eid schwört, war ein Gelehrter der ayurvedischen Medizin. Die Menschen verlangen heute mehr denn je natürliche Heilweisen und der Kranke möchte sich auch als Mensch verstanden fühlen und mit Achtung behandelt werden. Die Umfragen zeigen, dass 70 bis 80% der Deutschen natürliche Behandlungen wollen. Und ich denke, dass ein uraltes und gestandenes Heilsystem wie der Ayurveda, die moderne Schulmedizin ideal ergänzt. Beide zusammen sind eine mächtige Medizin, eine Kombination, die sich in der täglichen Praxis, auch in meiner, sehr bewähren.

 

 

ayurveda-portal.de: Haben Sie auch Verbindungen zu Krankenkassen, oder werden Sie angesprochen von diesen, ob es in naher Zukunft anerkannt wird?

 

Dr. Schrott: Ja, Sie wissen, wir haben vor 18 Jahren die Deutsche Gesellschaft für Ayurveda gegründet. Dieser Ärzteverband bildet von Anfang die seriöse Plattform für die Anerkennung des Ayurveda in der Öffentlichkeit, in der Ärzteschaft, bei Krankenkassen und in der Politik. Dazu gehört auch, die wissenschaftliche Forschung zu sichten, zu unterstützen und zu nutzen. Natürlich setzen wir uns seit Jahren mit Krankenkassen auseinander. So ist es zum Beispiel gelungen, mit der Hufelandgesellschaft, dem Dachverband aller Naturheilrichtungen, und einer privaten Versicherungsgesellschaft (Die Mannheimer), einen Empfehlungskatalog auszuarbeiten, der den Krankenkassen Richtlinien gibt, welche ayurvedischen Behandlungen sinnvoll sind und wie sie privatärztlich abgerechnet werden können. Das hat auch dazu geführt, dass 2-3 weitere private Krankenkassen, ayurvedische Behandlungen anerkennen und die Kosten unter bestimmten Bedingungen erstatten. Wir stehen auch immer mit gesetzlichen Krankenkassen im Kontakt, die uns um eine Einschätzung ayurvedischer Therapien in Erstattungsfragen bitten.

 

 

ayurveda-portal.de: Inwieweit sehen Sie die klassischen Schriften des Ayurveda auf den Westen übertragbar?

 

Dr. Schrott: Die klassischen Schriften geben Naturgesetzte wieder. Die Gesetze, die Mensch, Natur und Kosmos regieren, wurden vor tausenden von Jahren von besonders begabten Menschen in der Tiefe ihrer Meditationen im eigenen Bewusstsein geschaut. Die sogenannten Rishis und Maharishis, die großen Seher und Weisen der vedischen Tradition, haben ihre Erkenntnisse zunächst nur mündlich, später in Schriftform, das heißt in Sanskrit verfasst, weitergegeben.

Das bedeutet also, wer diese Texte vollständig versteht -und dazu muss man eigentlich selbst ein Rishi sein oder braucht einen solchen als Lehrer- der findet dort perfekt ausgedrückt die Gesetze der Natur und des Lebens. Diese Gesetze sind nicht indisch, sie gelten überall, sie sind universell. Der Ursprung des Ayurveda ist nicht Indien, sondern die stille Intelligenz der Natur, die dem Leben selbst zugrunde liegt. Sie ist zeitlos, ewig. Ayurveda in reiner Form, befreit von kulturellem Ballast und religiösen Vermischungen, ist reines Wissen, der Gesundheitsaspekt des Veda, basierend auf allgemein gültigen Naturgesetzen und daher natürlich überall anwendbar und wirksam.

 

 

ayurveda-portal.de: Gibt es im Moment aktuelle Projekte, d.h. persönliche Projekte an denen Sie zur Zeit für Ayurveda arbeiten?

 

Dr. Schrott: An mehreren Projekten wird zur Zeit intensiv gearbeitet: In Uedem, bei Aachen, entsteht ein neues Behandlungszentrum, in dem das sogenannte Veda-Intensivprogramm des Maharishi Ayurveda angewendet wird. Dabei handelt es sich um sehr aufwendige und differenzierte Spezialtherapien für chronische, schwer heilbare Krankheiten. Dieses Programm erfordert enormen Aufwand an Personal, großes Know-how und Erfahrung. Daran wirken bekannte indische Professoren und auch westliche Wissenschaftler mit.

Auch eine andere Geschichte ist hochinteressant: die Deutung und Anwendung der vedischen Klänge. Wir sind ja zunächst immer davon ausgegangen, dass ein vedischer Text des Inhalts wegen wichtig ist. Es hat sich aber herausgestellt, dass die vedische Literatur, die in der Sanskritsprache verfasst ist, ganz systematisch und analysierbar aus Klängen aufgebaut ist, die spezifische, ordnende, wachstumsfördernde und heilende Wirkungen auf den menschlichen Körper und die äußere Natur haben.

 

 

ayurveda-portal.de: Also wie Mantren wirken?

 

 

Dr. Schrott: Ja, genau wie Mantren. Mehr noch: Professor Toni Nader, ehemals Forscher am Massachusetts Institute of Technology, hat überzeugend dargelegt, dass der Veda und die vedische Literatur als Klangstrukturen die Schwingen darstellen, die dem menschlichen Körper mit seinem Nervensystem, seinen Organen, Zellen und Funktionskreisen zugrunde liegen.

In anderen Worten: Der Veda und die vedische Literatur sind der Bauplan des menschlichen Körpers, die submateriellen Ordnungskräfte hinter dem genetischen Code sozusagen. Verschiedene vedischen Texte, zum Beispiel der Sthapatya-Veda (Baukunst- Körperbau und Anatomie) oder Gandharva-Veda (Musikwissenschaft- Rhythmen und Zyklen) oder Vyakaran (Grammatik- Hypothalamus) stehen demnach in Beziehung zu bestimmten Organen oder Organsystemen oder Strukturen des Nervensystems. Vedische Texte, wenn sie rezitierte werden, sind wie eine Art vibrierender Plan, aus dem die Natur den Organismus erschaffen hat und der nun mit diesem wieder in Resonanz tritt. Die Rishis haben diese ordnende Intelligenz, die dem menschlichen Körper zugrunde liegt, in sich selbst, in den tiefsten Bereichen ihres Bewusstseins, geschaut und in der Klangsprache des Sanskrit ausgedrückt. Wenn man diese Klänge hört, resonieren damit bestimmte Organe und werden gestärkt und gegebenenfalls zur Heilung und Regeneration angeregt. Konkret: Kenne ich den Eigenklang der Leber, der sie erschaffen hat und die Zellen täglich neu erzeugt, dann kann ich diesen Klang hören, rezitiert bekommen oder selbst vortragen und sehr harmonisierend auf meine Leber einwirken.

 

 

ayurveda-portal.de: Uns fällt dazu ein, dass ja an den Vaidya in den alten Texten der Anspruch gestellt wurde, Sanskrit zu können…

 

 

Dr. Schrott: Das ist sicher das Ziel einer Ausbildung im Ayurveda. Die natürliche Methode, sich Sanskrit anzueignen, ist, die Begriffe des Ayurveda zu lernen, auszusprechen, dabei die vedische Grammatik spielerisch anzuwenden und zu verstehen. Nach und nach fließt die Sprache ein und das Interesse wächst, sich mehr damit zu befassen. Bei unseren Ausbildungskursen erheben wir nicht den Anspruch an die Kursteilnehmer, Sanskrit zu können. Jeder, der bei uns die Ärzte-Ausbildungen macht, spricht die Sanskritbegriffe des Ayurveda immer wieder laut aus, vor allem in der Gruppe und wir versuchen parallel zur Vermittlung des Ayurveda ein tieferes Verständnis für Sanskrit zu geben.

 

 

ayurveda-portal.de: Aber das ist dann ja auch ein Teilaspekt dieser Schwingungen…
 

 

Dr. Schrott: Absolut: Der Klang beim Sanskrit ist das, worauf wir großen Wert legen. Der Klang ist es, der letztendlich auch die Bedeutung eines Begriffes voll erkennen lässt.

 

 

ayurveda-portal.de: Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum so etwas auch in der Charaka Samhita steht: der Schüler muss Sanskrit können…

 

Dr. Schrott: Ja, wobei es zu bedenken gibt: Naturgesetze sind universell. Auch im Westen verstehen wir die Naturzusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten des Heilens ohne Sanskrit. Die Sutren in der Charaka-Samhita sind jedoch konzentriertes Wissen, der Klang des Naturgesetzes, einer Pflanze, eines körperlichen Prinzips selbst und daher voller Ausdruck des Wissens. Liest oder spricht man den Begriff oder die Textstellen, dann berührt man sozusagen diesen Aspekt des Lebens, erlebt ihn im wahrsten Sinne des Wortes und erhält so ein vollständiges Verständnis.

 

 

 

ayurveda-portal.de: Haben Sie eigentlich noch einen persönlichen Ayurveda-Lehrer?

 

Dr. Schrott: Ja. Wir haben natürlich immer mehrere Lehrer, aber mein eigentlicher und wichtigster ist Dr. Ramanuja Raju. Er ist ein Meister in der ayurvedischen Pulsdiagnose. Er hat aus seiner Familientradition noch die genaue Methode und Systematik der ayurvedischen Pulsdiagnose überliefert bekommen. Er kann einem zeigen: Wo und wie fühle ich ein Subdosha, Dhatu, Ojas, Agni, Vata, Pitta, Kapha, wie fühlt sich Gesundheit an, wie die Krankheit der Organe. Er hat mich gelehrt, meinen Fingern zu vertrauen und die Systematik des Ayurveda aus dem Puls zu lesen. Es gibt ja auch andere Pulsdiagnostiker, wie beispielsweise den Dr. Triguna, der auch einer unserer Lehrer ist, der das intuitiv fühlt und von daher jetzt nicht unbedingt lehren kann, wie man was fühlt. Er sagt, na ja, so fühlt sich das eben an…
 

 

ayurveda-portal.de: Wie finden Sie die Idee eines Ayurveda-Portals im Internet ?

 

Dr. Schrott: Ich glaube, das ist ganz natürlich und normal. Denn da ist ein Bedürfnis auf der einen Seite, mehr zu erfahren und es gibt auf der anderen Seite Leute, die finden das toll und wollen diesem Bedürfnis entgegen kommen und veröffentlichen im Internet.

 

 

ayurveda-portal.de: Wie sehen Sie den Zusammenhang von „Wellness“ und Ayurveda ?

 

 

Dr. Schrott: Wellness ist Wohlbefinden und Wohlbefinden ist das Hauptanliegen des Ayurveda. Bei den Anbietern muss man nur klar unterscheiden: macht er denn wirklich authentischen Ayurveda? Bietet er vielleicht nicht nur eine nette Massage unter dem Begriff Ayurveda an? Nichts dagegen, aber ist es denn ein richtiges Abhyanga, das was die Leute erwarten? Oder wird ein Abhyanga mit etwas Shiatsu vermischt, mit viel Öl als neue Ayurveda-Therapie verkauft? So entstehen bereits in der ersten Generation Verfälschungen und Verwirrungen, ein Wissen, das es aber sorgsam zu bewahren gilt.
 

 

ayurveda-portal.de: Wir denken, dass sich der Markt da langfristig selbst reguliert.

 

Dr. Schrott: Ja, das sehen wir zum Teil schon. Es gibt da einige Ayurveda-Anbieter, da kommen die Patienten entsetzt zurück und fragen sich: Was war denn das? Aber gerade im Wellness-Bereich: wie soll denn der Normalbürger wissen, ob dieses Abhyanga, diese Ölmassage, die er bekommen hat, richtig durchgeführt wurde, wenn er gar keinen Vergleich hat…
 

 

ayurveda-portal.de: Da wird Information und Austausch umso wichtiger !

 

Dr. Schrott: Genau. Ich habe zum Beispiel gerade einen Auftrag bekommen, ein kleines Büchlein zu den 80 wichtigsten Fragen zum Ayurveda zu schreiben. Es wird auch ein Kapitel geben: Was sind die Kriterien für richtigen Ayurveda, für ein korrektes Abhyanga, für seriöses Panchakarma usw.. Es könnte helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen.
 

 

ayurveda-portal.de: Ich kann mir aber vorstellen, dass Sie oder zum Beispiel ein Dr. Rhyner eine solche Frage sehr unterschiedlich beantworten …kann das sein?

 

Dr. Schrott: Ich gebe Ihnen Recht. Das Problem gibt es vermutlich, seit es Ärzte gibt. Gehen Sie zu zwei Ärzten, dann erhalten Sie zwei Meinungen und unterschiedliche Ratschläge. Was Ayurveda betrifft, so gibt es aber die in den Texten festgelegten Kriterien und es gibt von Zeit zu Zeit Erneuerungsbewegungen, die, wenn sie von Bestand sind, von Rishis ausgehen, die den Veda sehen und die korrekte Anwendung einer ayurvedischen Methode spüren, wahrnehmen und dank ihrer Autorität vermitteln. Genau das ist in unserer Generation geschehen. Unter der Initiative, Führung und Autorität von Maharishi Mahesh Yogi, der die Fähigkeit zur Schau des Veda und der anderen vedischen Disziplinen besitzt und heute in Indien als maßgebende vedische Autorität anerkannt ist, wurden Standards in allen Bereichen des Ayurveda gesetzt. Diese wurden in einer offiziellen Stellungnahme des All India Ayurveda Congress, der Standesorganisation der Ayurveda-Ärzte Indiens (300 000 Mitglieder) ausdrücklich als in höchstem Maße authentisch und vollständig gewürdigt.

Auch die führenden Vaidyas, die mit dem Maharishi zusammengearbeitet haben, konnten bestätigen: das ist authentisch, das kennen wir, das wurde uns so von unseren Vorvätern überliefert.

Jetzt kann natürlich sein, dass jemand wie der Kollege Dr. Rhyner, den ich persönlich jetzt gar nicht kenne, eine Schule hinter sich hat, die in manchen Punkten eine andere Auffassung vertritt. Die Frage ist, wer richtet sich nach wem? Solange keiner recht vom anderen weiß, wird es Unterschiede geben.

 

 

ayurveda-portal.de: Gibt es etwas, was Ihnen noch am Herzen liegt, was Sie unseren Besuchern gerne abschließend mitgeben möchten?

 

Dr. Schrott: Ich denke, innerer Frieden, Gesundheit und Glück, sind das wichtigste, was Menschen heute suchen und brauchen. Ein Stück Natur zurückgewinnen, weniger sich dem Lärm der Medien aussetzen, ein einfaches, natürliches Leben im Einklang mit den Naturgesetzen und dem Kosmos führen, sind erste Schritte in Richtung Frieden. Außerdem ganz simple Regeln: früher ins Bett gehen, leichter essen, bevorzugt vegetarisch und – mit am wichtigsten- sich selbst begegnen durch Meditation und Einkehr. Ich bin sicher, unsere Gesellschaften sind im Umbruch, spirituell und weltlich. Die Werte verschieben sich vom relativen Glück materieller und zeitlich flüchtiger Erscheinungen und Moden hin zu tieferen Einsichten und Weisheiten. Jeder einzelne nimmt Teil an dieser globalen Transformation und trägt selbst durch sein Verhalten und seine Lebensweise mehr oder minder dazu bei.

 

ayurveda-portal.de: Vielen Dank Dr. Schrott.

 

 

Kurzbiographie

Der in München promovierte (1978) Humanmediziner Dr. med. Ernst Schrott praktiziert nach verschiedenen ärztlichen Tätigkeiten und einer klinischen Ausbildung in Naturheilverfahren, seit 1984 als niedergelassener Arzt für Naturheilverfahren und Homöopathie in Regensburg. Seine umfassende Ausbildung in ayurvedischer Medizin erhielt er bei führenden Ayurveda-Ärzten Indiens, unter anderem bei Dr. Ramanuja Raju, Secretary des All India Ayurved Congress, Dr. Dev Triguna, ehemaliger Präsident des AIAC und Prof. Ranga Rao, em. Professor an der Ayurvedischen Universität von Hyderabat.
Er war jahrelang Leiter einer Tagesklinik für ayurvedische Medizin in Regensburg (1992 - 1997).
Dr. Schrott arbeitet seit Jahren intensiv an der Verbreitung des Ayurveda, hielt hierzu zahlreiche Vorträge und Seminare im In- und Ausland, ist Gesprächspartner in Rundfunk- und Fernsehsendungen.
Er ist Autor zahlreicher Publikationen und Bestseller über Ayurveda und vedische Bewusstseinstechnologien.
Dr. Schrott ist Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Ayurveda und Leiter der zur Gesellschaft gehörenden Akademie, eine Einrichtung zur professionellen Ausbildung von Ärzten und medizinischen Heilberufen in ayurvedischer Medizin.

Veröffentlichungen

Dr. med. E. Schrott
Ayurveda für jeden Tag
Paperback Mosaik
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Dr. med. Ernst Schrott, Cynthia Nina Bolen
  Das Ayurveda Gesundheits- und Verwöhnbuch
Taschenbuch - Goldmann Verlag
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Dr. med. E. Schrott
  Die köstliche Küche des Ayurveda
Mosaik Verlag
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Dr. med. Schachinger/Dr. med. E. Schrott
Gesundheit aus dem Selbst - Transzendentale Meditation
Kamphausen
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Dr. med. E. Schrott
Weihrauch - Die außergewöhnliche Heilwirkung des indischen Weihrauchbaums
Mosaik Verlag
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Dr. med. E. Schrott, Dr. med Schachinger
Kopfschmerz muss nicht sein
Kamphausen
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Dr. med. E. Schrott, Dr. med Schachinger
Gelenk- und Rückenschmerzen müssen nicht sein
Kamphausen
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Dr. med. E. Schrott, Dr. med Schachinger
Bluthochdruck muss nicht sein
Kamphausen
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Alois M. Maier, Ernst Schrott
Glück und Erfolg sind kein Zufall. Die Erfolgs- und Managementgeheimnisse des Veda
Kamphausen
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