Status: Nicht angemeldet

Kraftsuppen: Energie und Detox aus dem Küchentopf

Kraftsuppen: Energie und Detox aus dem Küchentopf

20.03.2019 | Lang gekochte Suppen und Brühen aus Knochen, Fleisch oder Gemüse gibt es in fast jeder überlieferten Heiltradition – so auch im Ayurveda. Die flüssigen Mahlzeiten liefern nicht nur Energie und stärken das Immunsystem, sie unterstützen auch die Verdauung und entschlacken den Körper auf eine besonders feine Art. Kraftsuppen sind Speisen mit einem hohen gesundheitlichen Nutzen und erfahren derzeit eine neue Wertschätzung.

Was aber macht eine Suppe zu einer Kraftsuppe?

In Omas Küche stand meist ein großer Suppentopf, dessen Inhalt stundenlang auf kleiner Flamme vor sich hin köchelte. Gute Restaurants haben ihn heute noch – den Suppentopf, in den fortlaufend Gemüse- und Knochenreste wandern und welcher den ganzen Tag vor sich hin simmert. Die ausgekochten Reste geben ihren Geschmack durch langes Kochen an die Brühe ab. Deren Geschmack wird dadurch immer intensiver. Nach zwei, vier oder gar zehn Stunden ist das Ergebnis eine würzige Brühe mit jeder Menge aufbauender Energie, eine so genannte Kraftsuppe.

Je nach Herkunft kennt man verschiedene Suppentraditionen. Hildegard von Bingen schwörte auf ihre Dinkelbrühen. Juden nannten ihre lang gekochten Hühnersuppen früher „goldene Brühen”, welche die Amerikaner in der Nachkriegszeit als „jüdisches Penicillin” bezeichneten, weil sie bei Infekten effektiv halfen. In Japan kennt man heute noch die Algensuppen und in Indien, der Wiege des Ayurveda, sind es vor allem noch immer die Mungbohnen und der Reis, die den Suppen ihre Heilkraft verleihen. Ähnlich wie im Ayurveda wird auch in der chinesischen Medizin lang gekochten Suppen eine sehr große Heilkraft zugesprochen.
 

In der Dauer liegt die Kraft

Kraftsuppen kochen ist nichts für Eilige. Es braucht Zeit, macht aber nicht viel Arbeit. Das lange Kochen sorgt dafür, dass wichtige Inhaltsstoffe aus Fleisch, Knochen oder Gemüse vollständig herausgelöst werden. Eine vegetarische Kraftsuppe aus Gemüse kocht man eineinhalb Stunden lang und verwendet dann die Brühe als Suppe oder zum Aufgießen für weitere Gerichte. Angereichert mit Gewürzen und Kräutern spart solch ein Aufguss Zeit beim Kochen von Eintöpfen und Currys, weil weniger nachgewürzt werden muss.
 

ayurveda-portal-ernaehrung-kraftsuppen-suppen-essen-gericht-heiss-leckerd
Foto von Valeria Boltneva von Pexels

Eine Kraftsuppe aus Rindfleisch sollte mindestens vier Stunden langsam vor sich hin simmern. Es dürfen gern auch acht Stunden werden. Kocht die Suppe bei zu hoher Temperatur, weil es schnell gehen soll, zerbrechen die Kollagenfasern im Fleisch. Dann kann sich keine Gelatine bilden, die so wichtig für Gelenke und Knochen ist. Am besten man reduziert die Temperatur so weit, dass die Suppe knapp unter dem Siedepunkt vor sich hin köchelt.
 

Suppen als Medizin

Suppen im Allgemeinen senken Vata effektiv. Deshalb sind sie besonders im Alter und in der kalten Jahreszeit zu empfehlen. Die flüssigen Mahlzeiten nähren und stärken die körperlichen Gewebe (Dhatus) und pflegen den Darm. Insbesondere Fleischsuppen, so der Ayurveda, sind ultimativ aufbauende Speisen. Sie liefern Energie, die dem Körper leicht verwertbar zur Verfügung gestellt wird. Vor allem in Wachstumsphasen, nach einer Entbindung oder schweren Krankheiten helfen Fleischsuppen zur Regeneration. Brühen aus Knochenteilen nähren zudem Knochen und Gelenke durch ihren Calcium-, Kollagen- und Gelatinegehalt.
 

Dünn macht dünn

Der Ayurveda unterscheidet Suppen nach ihrem Dichtegrad: Manda, eine ganz dünne Reissuppe, besteht mehr oder weniger nur aus dem Kochwasser und hat keine Einlage. Diese leichte Suppe hilft bei Verdauungsbeschwerden, Übersäuerung im Magen und bei Erschöpfung. Peya ist eine etwas dickere Suppe, ebenfalls meist aus Reis oder Getreide, aber ebenfalls ohne feste Bestandteile. Die feste Suppe Vilepi ist eine Suppe mit Einlage und schließlich kennt der Ayurveda eine Suppe namens Odana. Letztere ist eine Getreidesuppe, welche bei uns nicht mehr als Suppe gelten würde, weil ihre Flüssigkeit vollkommen verdampft ist. Ganz allgemein gilt der Leitsatz: Je flüssiger die Suppe ist, umso leichter wird sie verdaut. Dünne Suppen sind vor allem für kranke Personen mit schwachem Agni geeignet und unterstützen das Abnehmen. Dickere Suppen mit wenig Flüssigkeitsanteil sind eher sättigend und nährend und eignen sich zum Aufbau nach Sodhana-Therapien.

ayurveda-portal-ernaehrung-suppen-geschirr-lebensmittel-reissuppe
Bild von Pexels auf Pixabay

Detox-Suppen

Leichte Reis- und Mungbohnen-Suppen werden traditionell im Ayurveda zur Entgiftung eingesetzt. Ihre reinigende Wirkung unterstützt eine Entschlackungskur und stärkt das Verdauungsfeuer. Je nach den jeweiligen Bedürfnissen verstärken Gewürze wie Kreuzkümmel, Ajowan, Fenchel, Asafoetida und Ingwerscheiben die ausleitende Wirkung. Sie eignen sich hervorragend für eine individuell abgestimmte Entschlackungskur, um Giftstoffe auszuscheiden und den Fettstoffwechsel anzukurbeln. Suppenkuren, die über einen Zeitraum von mehr als drei Tagen gehen, sollten mit einem erfahrenen Ayurveda-Therapeuten begleitet werden.
 

Hühnersuppe in der Grippezeit

Diesen Tipp kennen viele von ihren Omas: Eine lang gekochte Hühnersuppe als Hausmittel bei Erkältungen. Früher wusste man, dass bei Halskratzen oder schniefender Nase eine lange gekochte Hühnerbrühe für Linderung sorgt. Doch lässt sich diese Wirkung bei Erkältung auch belegen? Studien aus den 1990er Jahren stellen fest, dass die Hühnersuppe bestimmte weiße Blutkörperchen blockiert, welche für die Entzündungen und Schwellungen in den Atemwegen verantwortlich sind. Vor allem der Eiweißstoff Cystein in der Hühnersuppe wirkt stark entzündungshemmend. Außerdem enthält Hühnersuppe Zink, welches das Immunsystem stärkt.


Anleitung für eine gute Kraftbrühe:

1 kg Suppenfleisch (zum Beispiel vom Rind) zusammen mit 1 kg Knochen in 4 Liter kaltem Wasser ansetzen. Langsam zum Kochen bringen.
Die Suppe sollte leicht köcheln, nicht sprudeln. Falls sich Schaum bildet, diesen immer wieder abschöpfen. Sobald das Schäumen aufhört, Gemüse und Gewürze zugeben wie klein geschnittenes Suppengrün (Sellerie, Karotten, Lauch etc.). Eine halbierte Zwiebel samt Schale gibt eine schöne Farbe. Gut passen auch Lorbeer- oder Curryblätter, Liebstöckel, Thymian, Pippali, ein Stück Ingwerwurzel und Wacholderbeeren.
Nach etwa eineinhalb bis zwei Stunden Fleisch herausnehmen, damit es nicht zäh wird. Die Suppe kann noch weitere zwei Stunden köcheln. Dann heiß abseihen und sofort in Schraubgläser füllen. Abgekühlt kann sie so einige Wochen im Kühlschrank aufbewahrt werden. Alternativ kann die Suppe auch portionsweise eingefroren werden.
Tipp: Geben Sie gleich mit dem Fleisch einen Schuss Essig oder Zitronensaft zur Suppe. So löst sich das Calcium besser aus den Knochen und die Suppe wird kräftiger im Geschmack. Die Säure schmeckt man nachher nicht.
 

Maria Hufnagl

Diplom-Oecotrophologin und Ayurveda-Ernährungstherapeutin
www.ayurveda-ernaehrung.com

 

Titelbild: Bild von Karolina Grabowska auf Pixabay


Cookie Consent mit Real Cookie Banner