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Rasayana - Verjüngungsmittel und -therapien

09.12.2006 | von Srikanta Sena Den Sanskritbegriff Rasayana kann man übersetzen mit "Weg oder Mittel rasa (rasa-dhatu) zu verbessern" oder "das, was exzellenten rasa-dhatu erzeugt". Der Zustand des rasa-dhatu (Lymphe oder Plasma) wirkt sich auf alle anderen dhatus (Körpergewebearten - Blut, Muskeln, Fett, Knochen, Knochenmark, Samen/Eizellen) aus. Wenn rasa-dhatu in gutem Zustand gehalten wird, befinden sich auch die anderen dhatus in gutem Zustand, wodurch der individuelle Körper mit seinen natürlichen geistigen und physischen Funktionen und Fähigkeiten optimal erhalten wird.

Was immer wir zu uns nehmen, wird zuerst in rasa-dhatu umgewandelt, der dann nacheinander die anderen dhatus ernährt. Wie das im Einzelnen geschieht, darauf brauchen wir hier nicht einzugehen. Interessierte Leser können dies in Caraka-Samhita, Sushruta-Samhita oder anderen ayurvedischen Schriften nachlesen.

Voraussetzung
Es gibt verschiedene Wege und Mittel den Körper zu verjüngen, d.h. doshas, dhatus etc. in einen optimalen Zustand zu bringen. Voraussetzung für erfolgreiche Anwendung der Wege und Mittel sind Selbstbeherrschung, Willenskraft, Genügsamkeit und günstige Lebensumstände. Menschen, die viele materielle Wünsche haben, keine Selbstbeherrschung besitzen, an alle möglichen Dinge angehaftet sind und in schwierigen Lebensumständen leben, können Rasayana-Therapien nicht durchführen.1

Durchführung
Rasayana-Therapien werden heute von verschiedenen Ayurveda-Gruppen in einigen Ländern, hauptsächlich in Kerala und Ceylon, angeboten. Die klassische Methode der Verjüngung besteht darin, daß man einige Wochen oder Monate in einer speziell eingerichteten Hütte an einem glückverheißenden Ort verbringt und während dieser Zeit die Rasayana-Mittel erhält, strikte Diät befolgt, spirituelle Unterweisungen empfängt und spirituelle Tätigkeiten ausführt (japa, Studium der offenbarten vedischen Schriften etc). In Caraka-Samhita heißt es: "Es gibt zwei Rasayana-Methoden - kutipravesika (indoor) und vatatapika (im Freien ausgeführt). Kutipravesika wird denjenigen empfohlen, die frei sind von Krankheiten, die befähigt, weise, selbstbeherrscht und wohlhabend sind und sich Zeit nehmen können. Alle anderen können die zweite Methode befolgen. Die erste Methode ist besser, aber schwieriger durchzuführen. Wenn während rasayana Komplikationen auftreten sollten, wird die Therapie abgebrochen. Für kutipravesika sollte eine Hütte an einem glückverheißenden Platz an einem Ort, wo brahmanas, Heilige, Ärzte (vaidyas) und andere ehrbare Personen leben, errichtet werden. Die Wände der Hütte sollten dick sein; sie sollte drei Zimmer und einen kleinen Eingang enthalten, der nach Osten ausgerichtet ist. Unerwünschte Sinnesobjekte wie laute Geräusche sollten nicht in die Hütte eindringen können. Sie sollte komfortabel eingerichtet und mit dem notwendigen Equipment ausgestattet sein und von vaidyas und brahmanas besucht werden. An einem glückverheißenden Tag, wenn die Sonne auf ihrem nördlichen Kurs wandert, sollte die Person, welche sich der Rasayana-Therapie unterziehen will, mit geschorenem Haupt mit Vertrauen und festem Entschluß und tiefem Mitgefühl für alle Lebewesen im Herzen die Hütte betreten, nachdem sie devas und brahmanas verehrt hat. Die Person wird zuerst durch Ölung, Schwitzen und evakuative Maßnahmen gereinigt. Dies geschieht, indem der Arzt ihr ein Präparat aus den Pulvern von Haritaki, Amalaka, Jaggery, Vaca, Vidanga, Haridra, Pippali, Shunthi und Steinsalz zusammen mit heißem Wasser zu trinken gibt. Wenn der angesammelte Kot eliminiert ist, sollte der Patient für drei, fünf oder sieben Tage Gerstebrei mit etwas Ghee zu essen bekommen. Danach sollte der Arzt damit beginnen, angemessene, geeignete Rasayana-Drogen unter Berücksichtigung des Alters, der Konstitution des Patienten und der Eignung zu verabreichen."

Mittel und Präparationen
Es gibt viele Rasayana-Drogen und -Präparationen, die nicht für jeden gleichgut sind. Sie müssen frei von Fehlern und von guter Qualität sein und entsprechend Körperkonstitution, dosha-Zustand, Lebensalter, in der rechten Weise, zur rechten Zeit, in der rechten Haltung usw. genommen werden, um den gewünschten Erfolg zu gewähren. Solche Mittel sind zum Beispiel Haritaki, Amalaki, Triphala, Ashvagandha, Brahmi-Saft, Guduci-Saft, Somaraji, Shilajit, Vaca, Bhringaraj-Saft, Bhallataka, frischer Pippali und Chyavanaprasha, Brahma Rasayana, Gold-, Silber- und Eisen-Rasayanas, etc.

Verschiedene Rasayana-Drogen und -Präparationen haben spezifischen Effekt: Förderung von Intelligenz und Gedächtnis (z.B. Brahmi- und Shankhapushpi-Saft), Verlangsamung des Alterungsprozesses (Mandhukaparni, Amalaki, Guduchi-Saft etc.), Förderung gesunder Haut und Ausstrahlung (Somaraji), Förderung von mentaler und körperlicher Stärke (Ashvagandha), Verbesserung der Verdauungskraft und Umwandlung von Nahrung in dhatus (Pippali, Bhallataka, Chitraka), Verhinderung von vorzeitigem Haarausfall und Haarergrauen (Bhringaraja-Saft), usw.

Rechtes Verhalten an sich gilt auch als Rasayana und wird acara rasayana genannt. In Caraka-Samhita heißt es:

"Eine Person, die wahrhaftig ist, selbstbeherrscht, frei von Zorn, gewaltlos, besonnen, enthaltsam, zufrieden, sauber, mitleidsvoll, ausdauernd, entsagt und wohltätig; die japa praktiziert und dem Studium der Vedas hingegeben ist; die devas, Kühe, brahmanas, sadhus und den Guru ehrt und alle anderen ehrbaren Personen achtet; die regelmäßig Ghrita (Butterfett, Ghee) benutzt; die nicht zuviel und nicht zuwenig schläft; die ihre Sinne unter Kontrolle hat; die alles zur rechten Zeit und im rechten Maße tut - von einer solchen Person sagt man, sie benutze Rasayana ständig."

Einige der in diesem Zitat genannten Eigenschaften müßten zum besseren Verständnis für Leser, die nichts über die vedische Kultur wissen, erklärt werden:

japa bedeutet Mantra-Meditation, ständiges lautes oder halblautes Wiederholen von vedischen mantras (spirituelle Klangschwingungen, z.B. Hari Rama, Hari Krsna, gayatri-mantra, om namo bhagavate vasudevaya, om namo narayanayah, om namah shivayah etc.). Die Vedas sind eine Sammlung von Schriften, die spirituelles und materielles Wissen enthalten, die letztlich dem spirituellen Fortschritt der Menschen dienen sollen. Ayurveda ist ein Zweig des vedischen Wissens. Das vedische Wissen ist ewig; aufgezeichnet wurde es in diesem Yuga-Zyklus vor ca. 5000 Jahren von Srila Vyasadeva, einer Inkarnation des Höchsten Herrn. Die vedischen Schriften umfassen die ursprünglichen vier Vedas - Rg, Sama, Atharva und Yajur -, Mahabharata, Ramayana, die Puranas, Upanishaden und Nachfolgeschriften, die auf den Vedas basieren, Schriften, die Wissen über Heilkunst, Musik, Baukunst, Astronomie und Astrologie, Sanskritgrammatik u.a. enthalten. devas sind Halbgötter - z.B. Brahma, Indra, Siva, Surya usw. -, die im Universum vom Höchsten Herrn mit der Verwaltung verschiedener Angelegenheiten betraut worden sind. brahmanas sind diejenigen, die brahman kennen; diejenigen, die dem Studium der vedischen Schriften hingegeben sind und nach Erkenntnis der spirituellen Wirklichkeit streben. Im varnasrama, dem vedischen Gesellschaftssystem, handeln sie als Priester bei Opferungen und religiösen Zeremonien und als Lehrer für vedisches Wissen. gurus - diesen Begriff kennen die meisten, da er schon oft mißbraucht worden ist - sind spirituelle Lehrer, die die Wissenschaft von Gott (bhagavat-dharma) lehren. Dem Guru gebührt am meisten Respekt, da der Schüler durch seine Unterweisungen und seine Segnungen den Ozean der materiellen Welt überwinden und in das transzendentale Reich Gottes gelangen kann. sadhus sind Heilige, die nicht an gesellschaftliche Pflichten gebunden sind. Sie sind dem Dienst zum Höchsten Herrn ergeben und haben ihre wahre Natur verwirklicht durch praktische Anwendung des spirituellen Wissen der Veden.2

Effekt der Rasayana-Therapie

In Caraka-Samhita heißt es: "Durch Rasayana erlangt man Langlebigkeit, hervorragendes Gedächtnis und Intelligenz, Freiheit von Krankheiten, Jugendlichkeit, exzellente Ausstrahlung und Stimme, optimale Stärke des Körpers und der Sinne, Erfolg, Achtung und Brillanz."


Langlebigkeit
Die optimale Lebensspanne eines Menschen ist im allgemeinen schon von der Zeugung an festgesetzt, gemäß dem karma (den Handlungen des vergangenen Lebens) eines Menschen. Ein guter vedischer Astrologe z.B. kann die Lebensspanne eines Menschen auf das Jahr genau voraussagen. In den vier Zeitaltern (satya-, treta-, dvapara- und kali-yuga) leben die Menschen unterschiedlich lang. Im satya-yuga ist die Lebensspanne am längsten und im kali-yuga, dem jetzigen Zeitalter, ist sie am kürzesten und sie wird sich im Laufe der Zeit bis zum Ende des kali-yuga noch beträchtlich verkürzen, auch wenn es heute scheint, als ob die Menschen immer länger leben.

Durch unvernünftige, ungezügelte Lebensweise, falsche Ernährungsweise, Leben in unreinen Lebensumständen, Umweltgifte usw. verringert sich die optimale, vorbestimmte Lebensspanne eines Menschen und durch spezielle Entsagungen und Yoga-Praxis kann sie verlängert werden. Solche Lebensverlängerung ist aber nur wenigen spirituell fortgeschrittenen Persönlichkeiten bis zu einem gewissen Grad möglich und ist auch überhaupt nicht erstrebenswert, da allem, was geboren ist, der Tod bestimmt ist. Alle Lebewesen und das ganze Universum werden letztendlich und unbegreiflich von der Höchsten Seele erhalten und kontrolliert. Sie führt und gibt jedem entsprechend den Handlungen, die man ausführt (karma).

Intelligente Menschen, die sich über die Flackerhaftigkeit und Traumhaftigkeit der materiellen Existenz bewußt sind, streben nach ewigem Leben auf einer anderen Bewußtseinsebene in einem spirituellen Körper, wo es Alter, Krankheit, Tod und all die Schwierigkeiten, denen man in einem verkörperten Dasein ausgesetzt ist, nicht gibt. Warum bezeichnet Punarvasu Atreya, der große Lehrer des Ayurveda, den Körper als "Baum der Leiden" und warum bezeichnen die Rishis (die großen vedischen Seher und Weisen), die selbst unendlich lang leben, die materielle Welt als "Ozean der Leiden", den man überwinden muß? Den materiellen Körper ewig erhalten zu wollen in einem Ozean von Leiden - was heute von materialistischen Spekulanten angestrebt wird - ist einfach dumm. Selbst wenn man in einem Körper solange leben würde wie Brahma (so lang wie das Universum existiert - nach vedischer Kalkulation ca. 8 Billiarden Jahre), hätte man nichts gewonnen. Die Seele eines jeden Lebewesens ist ewig, unwandelbar und unzerstörbar und aus Sicht der Ewigkeit sind 8 Billiarden Jahre gar nichts. Unter dem Einfluß der Erscheinungsweise der Unwissenheit versuchen Menschen, die sich mit ihrem Körper identifizieren, die Eigenschaften der Seele auf den Körper zu übertragen.3

Hervorragendes Gedächtnis und Intelligenz
Die Qualität des Gedächtnisses und der Intelligenz hängt von der Exzellenz der dhatus und der Vorherrschaft der gunas (sattva, rajas, tamas) ab. Zunächst muß man sich fragen, was gutes Gedächtnis und scharfe Intelligenz bedeuten. Nach ayurvedischem Verständnis bedeutet gutes Gedächtnis, sich an die Unterweisungen der Rishis zu erinnern. Gute Intelligenz bedeutet, diese Unterweisungen zu begreifen und im täglichen Leben anzuwenden. Dies ist nur möglich, wenn der Mensch in sattva-guna, der Erscheinungsweise der Reinheit, verankert ist und hauptsächlich in sattva-guna handelt. Gute Intelligenz bedeutet, zu verstehen, was zeitweilig und was ewig ist, was förderlich ist für spirituelle Entwicklung und was hinderlich ist usw. Da das Ziel der spirituellen Entwicklung (die auch im Ayurveda angestrebt wird) die Befreiung von der Knechtschaft der Materie und die Rückkehr in die spirituelle Welt ist, kann hervorragendes Gedächtnis und Intelligenz nicht bedeuten, daß man fähig ist, die Spekulationen von sog. Wissenschaftlern zu begreifen, gut rechnen zu können etc. und einen guten IQ nach materieller Kalkulation zu haben. Für einen vaidya, einen ayurvedischen Arzt z.B. bedeutet gutes Gedächtnis, sich jederzeit an die Unterweisungen der ursprünglichen ayurvedischen Schriften zu erinnern und hervorragende Intelligenz bedeutet, die Aussagen dieser Schriften jederzeit sinngemäß und im Zusammenhang mit Diagnose, Therapie, Pharmakologie etc. wiedergeben und anwenden zu können.

Freiheit von Krankheiten
Wenn die sieben dhatus in gutem Zustand und die drei doshas im Gleichgeweicht sind, ist der Mensch frei von Krankheiten. Wie weit das in dieser Zeit, wo es schwierig ist, den permanenten Verunreinigungen der Umwelt, zahllosen Störungen in der Gesellschaft und den damit verbundenen Auswirkungen auf den Körper und Geist der Lebewesen zu entgehen, möglich ist, ist eine andere Frage. Wer optimal gesund sein will, muß Sinne und Geist beherrschen, ein reines Leben führen und versuchen, die Auswirkungen der Umweltgifte zu neutralisieren durch angemessene Ernährung und reinigende Maßnahmen. Der Körper paßt sich den äußeren und inneren Umständen soweit wie möglich an, aber dennoch muß man ständig versuchen, durch reine und angemessene Nahrung und Lebensweise, die Gesundheit zu erhalten. Es nützt nicht viel, heute eine mehrwöchige Rasayana-Therapie in Indien durchzuführen und wieder zurück in Europa so zu leben, wie vorher oder die ayurvedischen Regeln zur Förderung der Gesundheit zu mißachten. Die Einnahme bestimmter Rasayana-Mittel nützt auf die Dauer wenig, wenn Ernährung, Lebensweise etc. der Konstitution und den Lebensumständen eines Individuums nicht angepaßt sind.

Jugendlichkeit
Eine richtig durchgeführte Rasayana-Therapie über einen längeren Zeitraum verjüngt den Körper in der Tat. Das bedeutet aber nicht, daß ein 60jähriger wieder so fit wird und so aussieht wie er als 20jähriger war und aussah (zumindest nicht im kali-yuga, der heutigen Zeit). Das dürfte wohl jedem klar sein. Spannkraft, Frische, Begeisterung etc. eines Jugendlichen lassen sich vielleicht bis zu einem gewissen Grad wiedererlangen, aber jugendliches Aussehen und Energie in dieser Zeit wohl kaum.

Erfolg und Achtung
Heutzutage werden verschiedene Methoden angepriesen, die jemandem, der bestimmte Anweisungen - seien sie schriftlich fundiert durch die Vedas oder seien sie rein spekulativ und erfunden - befolgt, Erfolg und Achtung versprechen. Leider berücksichtigen diese Anweisungen, Vorschläge oder Ratschläge selten Faktoren wie Entwicklung von sattva-guna, reine Ernährung entsprechend Körperkonstitution, dosha-Zustand und Jahreszeiten; rechtes soziales und mentales Verhalten etc., die alle berücksichtigt und befolgt werden müssen, wenn jemand an dauerhaftem Erfolg und Achtung interessiert ist.

Erfolgreiches Leben bedeutet aus vedischer und ayurvedischer Sicht, daß ein Individuum in diesem Leben bis zum Lebensende körperlich und geistig gesund ist, genügend Mittel zum Lebensunterhalt besitzt, seine Sinne reguliert befriedigen kann und nach dem Tod entweder auf den himmlischen Planeten Geburt nimmt oder in das spirituelle Reich zurückkehrt. Achtung bedeutet, daß man von anderen wegen seiner guten Charaktereigenschaften und guten Taten geachtet wird.

Zeitweiliger materieller Erfolg in Form von Reichtum und als geachteter Geschäftsmann, Schauspieler, Sportler, Politiker oder was auch immer ist damit nicht gemeint.

optimale Stärke
Wenn jemand selbst im Alter stark und gesund ist und niemanden braucht für die Erhaltung seiner Gesundheit und seines Körpers, hat er optimale Stärke. Dies ist möglich durch konstante Rasayana-Therapie.

Dieser Artikel wurder verfasst von Srikanta Sena, Autor von Ayurveda-Lehrbuch - Kompendium des Ayurveda-Klassikers Caraka-Samhita und Ayurveda Materia Medica.
Weitere Informationen finden Sie unter www.arogyam.de

Anmerkungen

1 "Die Früchte der Rasayana-Therapie können nicht erlangt werden von einer Person, die sich nicht zuvor dem Prozeß der Eliminierung seiner physischen und mentalen Unreinheiten unterzogen hat. Die Drogen, welche Verjüngung und Langlebigkeit schenken, sind nur wirkungsvoll in selbstbeherrschten Personen, die ihren Geist und ihren Körper gereinigt haben. Rasayana sollte nicht angewandt werden bei kranken, lasterhaften und uninteressierten Personen." (Caraka-Samhita, Cikitsasthana, 1.36-38)

2 Die Eigenschaften von brahmanas, sadhus und gurus werden in vielen vedischen Schriften genannt. Wer also wissen möchte, ob eine Person, die von ihren Anhängern oder Außenstehenden als Guru oder Sadhu bezeichnet wird, tatsächlich diese Bezeichnung verdient, braucht nur vedische Schriften wie Bhagavad-Gita, Srimad-Bhagavatam etc. zu studieren (vorausgesetzt diese Schriften wurden von autorisierten Lehrern des vedisches Wissens übersetzt - guru-parampara; guru-sampradaya).

3 In der Bhagavad-Gita heißt es: "Für die Seele gibt es zu keiner Zeit Geburt oder Tod. Sie ist nicht entstanden, sie entsteht nicht, und sie wird nie entstehen. Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend und urerst. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper getötet wird." In seiner Erläuterung zu diesem Vers schreibt A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada: "Der Qualität nach ist der winzige fragmentarische Teil des Höchsten Spirituellen Wesens mit dem Höchsten eins. Er unterliegt keinem Wandel wie der Körper. Manchmal wird die Seele als "die Beständige" oder kuta-stha bezeichnet. Der Körper unterliegt sechs Arten von Wandlungen: Er wird in der Gebärmutter des mütterlichen Körpers geboren, bleibt dort einige Zeit, wächst heran, zeugt Nachkommen, verfällt allmählich und gerät schließlich in Vergessenheit. Die Seele aber durchläuft nicht solche Wandlungen. Die Seele selbst wird nicht geboren, aber weil sie einen materiellen Körper annimmt, wird der Körper geboren. Die Seele wird nicht geboren, und die Seele stirbt nicht. Alles, was geboren wird, muß sterben. Und da die Seele nie geboren wurde, kennt sie weder Vergangenheit noch Gegenwart, noch Zukunft. Sie ist ewig, immerwährend und urerst - das heißt, es gibt in der Geschichte keine Spur ihrer Entstehung. Unter dem Einfluß der körperlichen Vorstellung suchen wir nach dem Zeitpunkt der Geburt usw. der Seele. Die Seele wird zu keiner Zeit alt, wie es der Körper wird. Daher fühlt der sogenannte alte Mann, daß er der gleiche ist wie in seiner Kindheit oder Jugend. Die Wandlungen des Körpers beeinflussen nicht die Seele. Die Seele unterliegt nicht dem Zerfall wie ein Baum oder etwas anderes Materielles. Die Seele hat auch keine Nachkommen. Die Nebenprodukte des Körpers, nämlich Kinder, sind ebenfalls verschiedene individuelle Seelen, und nur im Hinblick auf den Körper erscheinen sie als Kinder eines bestimmten Mannes. Der Körper entwickelt sich, weil die Seele anwesend ist; aber weder hat die Seele Abkömmlinge, noch unterliegt sie dem Wandel. Folglich ist die Seele von den sechs Wandlungen des Körpers frei."

 


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