Andreas Schwarz zu Ernährung im Ayurveda

1. Welche Bedeutung hat die Ernährung im Ayurveda ? Welches Potential hat sie ?

Die Ernährung spielt im Ayurveda eine zentrale Rolle (vom Wort zum Kraut     zum Messer).  Bevor man mit der Verabreichung von Drogen beginnt, wird man immer versuchen, mit einer entsprechenden Lebensführung und Ernährung die Sache in den Griff zu bekommen. Ein ganz wesentliches  Prinzip im Ayurveda besteht darin, daß man die Doshas erst dann ausleitet, wenn sie ihren Sitz verlassen haben, d.h. wenn die Krankheit sich in einer Weise manifestiert hat bzw. an den Tag getreten ist. Vorher werden Shamana-Behandlungen angestrebt. Diese sind 7-facher Natur: die erste ist nur hungern, d.h. nur essen wenn man Hunger hat, die zweite ist dursten - nur trinken, wenn man durstig ist. Die dritte ist sich bewegen, welche eng mit der vierten und fünften Shamana-Behandlung verbunden ist und zwar, sich bewegen, zu tanzen in Wind und Sonne. Dem schließt sich die sechste und siebte Shamana-Behandlung an: das Essen von bitteren leberreinigenden Kräutern und scharfen Ama-verbrennenden, frischen Wildkräutern. Das so gezeichnete Bild ist das Bild eines Menschen, der in Freiheit und Einklang mit der Natur sein Leben gestaltet.

Das Potential, der ayurved. Ernährung ist nicht hoch genug einzuschätzen, spätestens seit Charaka, welcher den Ayurveda maßgeblich dahingehend veränderte, daß er Chirurgie und Alchemie weitgehend aus dem Ayurveda verbannte und Pancha-Karma als zentrale Therapieform intonierte. Fortan drehte sich alles um Pancha-Karma. Pancha Karma war das Herzstück des Ayurvedas und Charaka versuchte über Pancha Karma mehr oder weniger jede Krankheit zu therapieren.  Die Ernährung spielt beim Pancha Karma die zentrale Rolle, da sich alles um die innere und äußere Verdauung dreht.  Über den Magen- Darm-Trakt und den Stoffwechsel wollte Charaka den gesamten Körper behandeln. Damit stieß er an eine Grenze, diese Grenze ist die Grenze des Geistes, der Gefühle und der Emotionen.
Denn bei gesunder Ernährung kommt es nur zu einem bestimmten Maße auf die richtige Kombination, Tages- und Nachtzeit sowie Zubereitung und Menge an. Ernährung hat wie wir heute wissen und Chraka damals schon ansatzweise lehrte, eine stark emotional-spirituelle Seite. Und darin liegt auch das zukünftige Potential der ayurvedischen Ernährung. Denn ayurvedische Ernährung kann man zum einen als gesund im herkömmlichen Sinne betrachten oder man  betreibt ayurved. Ernährung als eine Art spirituelle Disziplin und begreift  sie als ein Weg zur Selbsterkenntnis.

2. Viele Menschen sehen die ayurvedische Ernährung sehr eng verknüpft mit der indischen bzw. singalesischen Küche. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Mathematik kommt aus Arabien, die Araber un die Inder streiten sich heute noch, wer die Null erfunden hat. Der Kindergarten kommt aus Deutschland und der Ayurveda kommt aus Indien, doch kein Mensch wird ernsthaft behaupten, daß man nur kleine Araber mit Mathematik quälen darf, wer das bezweifelt, soll meine Grundschullehrerin fragen, genauso werden überall auf der Welt Kinder in den Kindergarten gesteckt und nicht nur in Deutschland. In Italien gab es eine Frau Montessori, welche das Konzept sogar noch weiter entwickelte und in Indien blühen diese Kindergärten an jeder Ecke. So ein Kindergarten ist keine deutsche Einrichtung, Mathematik ist nicht arabisch und Ayurveda ist nicht indisch. Wer weiß, welche Entwicklung der Ayurveda in Zukunft noch macht und vielleicht wird er ganau wie die Mathmatik zu einem weltumspannenden Phänomen.

Zusatzfrage: Gibt es Beispiele dafür, dass der Einfluss des indisch/singalesischen Kulturkreises die ayurvedischen Ernährungsempfehlungen (einseitig) geprägt hat…(z.Bsp. Chutney ? Lassi ? Dal ?) ?

Das kann man so nicht sagen, allerhöchstens in den letzten 20, 30 Jahren, aber das hängt mehr mit der indophilen zusammen, das ist genau wie im Feng shui, diese komische Erfindung mit den Mobilis, Spiegeln und Delphinen, welche sich nicht in dieser Form in den alten Schriften wiederfinden. Ich würde nicht sagen, daß der Einfluß der Singalesisch- Indischen Küche einseitig ist, sondern ich würde sagen, daß die Indisch- singalesiche Küche aus dem Ayurveda hervorgegangen ist. Vielleicht werden noch viele andere regionale Küchen z.B. die Neudeutsche oder die Neu-Deutsch-Europäische Küche in Zukunft ebenso aus dem Ayurveda hervorhegen, wie einst die Indisch-Singalesische Küche.

3. Welche Bedeutung haben Milch, Sahne und Co. in der ayurvedischen Ernährung?

Eine sehr große.

4. Empfiehlt der Ayurveda eine vegetarische Ernährung? Wie ist Ihr Standpunkt?

Deffinitiv Jain! Es gibt nicht den Ayurveda. Jeder hat da seine eigene Meinung und das ist auch richtig so. Es gibt überzeugte "Fleischfresser" und überzeugte "Pflanzenfresser". Im Ayurveda werden ausdrücklich Wachteln, Springböcke und alles mögliche andere Getier empfohlen. Detailliert beschrieben in ihrer Zubereitung in einem Mahl sowie in der Schlachtung, Jagd und Aufzucht. Übrigens hat der Ayurveda eine lange Tradition in der Zubereitung und Verwendung von Alkohol, im Speziellen Schnaps, Wein und Bier. Und eine der wichtigsten Therapieformen die auch zur tägliche Routine gehört sowie Zähne putzen und Co. ist das Rauchen. All das und noch viel mehr kann man im Ayurveda finden, aber zur selben Zeit kann man auch sehr viel puritanistisches im Ayurveda finden. Eine Enthaltsamkeit und Anti-Einstellung gegen alle Sinnesfreuden und Genüsse doch gleichzeitig ist Kama (die Lust) eine der ältesten Götter, wenn nicht sogar der Älteste.

5. Welche einfachen Tipps geben Sie einem Einsteiger in die ayurvedische Ernährung?

Für mich ist ayurved. Ernährung ein Weg zur Erleuchtung. Mein Tip ist: Schau genau hin - mein Freund, lerne dich kennen, iß alles, alles was du finden kannst und spüre wie es au fdich wirkt. Achte auf den Geschmack im Mund nach dem du gegessen hast und nachdem du verdaut hast. Und dann lerne und sammle Erfahrungen. Auf dem Weg zu deiner Ernährung wird dir viel wunderbares passieren und allerlei offenbart.

6. Wenn Sie das Grundprinzip der ayurvedischen Ernährung in einem Satz formulieren sollten, wie würde der Satz lauten?

Iß wenn du Hunger hast, trink wenn du durst hast, lerne  wahrzunehmen, wann das der Fall ist. Achte wie  die Nahrung auf dich wirkt und wann du in welchen Situationen bestimmte Geschmäcker bevorzugst.

7. Gibt es etwas, was wir mit unseren Fragen nicht abgedeckt haben, und das Ihnen zu diesem Thema sehr wichtig ist?

Den gesammten Bereicht der Spiritualität und Psyche. Den gesunde Ernährung beginnt nicht mit Rezepten und Strozzophyzozyn.

http://www.andreas-schwarz.org