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Dr. Sujata També, HP - Santulan Ayurveda

1. Wie würden Sie die Abgrenzung von medizinischem Ayurveda zu Wellness definieren?

Ayurveda ist ein ganzheitliches Heilsystem. Das Ziel dieses wissenschaftlichen Systems ist, die Gesundheit des Menschen zu fördern, zu erhalten oder, falls nötig, wiederherzustellen. Medizinisches Ayurveda hat eine langfristige Wirkung auf das gesamte Befinden. Neben Ernährung, Kräuter-Medizin (Naturheilkunde) und vielen verschiedenen Behandlungs-Möglichkeiten werden auch Yoga und Musik als Therapie verwendet und gezielt eingesetzt. Hier wird besonders auf die individuelle Betreuung des Patienten Wert gelegt. In Indien ist Ayurveda seit Jahrtausenden ein anerkannter Zweig der Medizin und wird oft zur Behandlung schwerer und chronischer Krankheiten eingesetzt.
Die noch recht junge Branche „Wellness“ hat sich nur einzelner Aspekte dieses ganzheitlichen Systems bedient, wie zum Beispiel verschiedener entspannender Ölmassagen oder Ölgüsse. Solche Behandlungen haben zwar einen kurzfristigen „Wohlfühl-Effekt“, sind aber nicht dazu geeignet, ernsthafte Probleme zu beheben. Ayurveda hingegen zielt darauf ab, mit Hilfe eines individuellen Behandlungsplanes die Gesundheit des Patienten auf lange Sicht hin zu verbessern.

2. Wie sehen Sie die Rolle des Ayurveda- Arztes und Heilpraktikers gegenüber dem Patienten? Welches Selbstverständnis zeichnet den Arzt oder HP aus,

- aus Sicht des Ayurveda:

Der Arzt hat einen sehr hohen Stellenwert im Ayurveda. Er ist derjenige, der den Patient betreut und therapiert. Laut Ayurveda soll der Arzt gut ausgebildet und ein Experte auf seinem Gebiet sein und jeden Fall individuell und fachlich qualifiziert beurteilen können. Der Ayurveda-Arzt soll selber nach ayurvedischen Prinzipien leben und körperlich sowie geistig gesund sein. Er soll gutherzig, liebevoll und verständnisvoll sein.

- aus eigener Sicht:
Ein Arzt oder Therapeut ist letztendlich ein guter Lebensbegleiter. Er geht einen gewissen, manchmal zeitlich begrenzten, Wegabschnitt mit dem Patienten. Er versucht, ihm durch objektiven Rat und fundiertes Wissen eine Stütze und eine Hilfe zu sein. Die Beziehung zwischen beiden sollte von gegenseitigem Respekt geprägt sein. Der Arzt oder Therapeut sollte auch wie ein Freund sein, der Hilfe bietet, wenn sie gebraucht wird. Auf keinen Fall sollte er den Patienten in Unwissenheit lassen, noch sollte er ihn zu einer Abhängigkeit drängen. Er sollte den Patienten motivieren, selbst mehr Verantwortung für sich und seine Gesundheit zu übernehmen.

3. Welche Rolle spielt Ayurveda im westlichen Gesundheitssystem heute und zukünftig?

Heute wird Ayurveda leider im westlichen Gesundheitssystem immer noch vor allem als verjüngende „Wellness“ Technik gesehen. Da Ayurveda als einziges Medizinsystem wirkliche und komplette Heilung für sehr viele Krankheiten bieten kann, wird es in Zukunft meiner Auffassung nach zunehmend an Bedeutung gewinnen. Mehr und mehr Menschen erkennen das Potential dieser Lehre zur ganzheitlichen und tiefen Gesundung von Körper, Geist und Seele. Die Bereitschaft der westlichen Medizin, sich mit Ayurveda wirklich auseinander zusetzen ist zwar immer noch sehr gering, wird jedoch durch die Hohe Anfrage seitens der leidenden Menschen gezwungenermaßen erhöht.

Welche Risiken und Chancen gibt es? Gibt es Unterstützung oder Hindernisse, sich als Mediziner oder HP mit Ayurveda auseinander zu setzen?

Risiken sind immer wieder die falschen Anwendungen ayurvedischer Therapien durch schlecht ausgebildete Therapeuten. Hier würden kompetente Fachfortbildungen sehr viel nutzen. Eine einheitliche Qualitätsprüfung ayurvedischer Produkte würde verhindern, dass minderwertige Produkte auf den Markt drängen. Hindernisse gibt es insofern, als dass „ayurvedische Medizin“ als solche auf dem europäischen Markt nicht erhältlich/ zugelassen ist.
Die grosse Chance des Ayurveda liegt in seiner Ganzheitlichkeit. Ayurveda versucht für jeden ein individuelles Behandlungskonzept zu erstellen, das neben der Ernährung des Patienten auch seine individuelle Lebensweise mit einbezieht. So stellt Ayurveda gerade im westlichen System eine sinnvolle Ergänzung zur Schulmedizin dar. Ayurveda zielt auch darauf ab, Patienten zu ermöglichen, selbstverantwortlicher mit ihrer Gesundheit umzugehen, und sich selbst besser kennenzulernen. Die Besonderheit dieses Systems liegt im Prinzip der „Vorbeugung“. Dieses Konzept ist einzigartig und in keinem anderen Medizinsystem der Welt zu finden.

4. Gibt es Krankheitsbilder, die prädestiniert sind für die Behandlung durch Ayurveda und welche?

Fast alle chronischen Krankheiten wie z. B Neurodermitis, Hautprobleme, Bluthochdruck u.s.w. sind sehr gut mit Ayurveda zu behandeln. Da in der Schulmedizin meist symptomatisch behandelt wird, was in akuten Fällen auch durchaus berechtigt ist, versucht Ayurveda die Grundkonstitution des Patienten zu stärken. Auch im Endstadium der Krankheit können die verschiedenen Behandlungsmethoden wenigstens helfen, dass der Mensch - ohne viel leiden zu  müssen - sein Leben bis zum Ende geniessen kann.
Verschiedene Stoffwechselerkrankungen, wie Diabetes, psychosomatische Erkrankungen, diverse hormonelle Störungen, idiopathische Erkrankungen sind auch sehr gut mit Ayurveda behandelbar

5. Haben Sie Kenntnisse über Forschungsprojekte zu Ayurveda? Wenn ja, welche?

- Im Juli wird ein zweijähriges Forschungsprojekt von der indischen Regierung gestartet, in dem die Wirkungsweise von „Panchakarma“ in Abgrenzung zu Schulmedizinische Behandlungsmethoden eingehend untersucht wird. Für die Untersuchung der ayurvedischen Kur wurde die Klinik von Dr. Balaji Tambe in Karla-Indien auserwählt. Für den Schulmedizinischen Teil wurden renommierte Großkliniken aus Bangalore, Delhi & Mumbai ausgesucht. Interessierte sollten sich an info@ayu.de wenden.
- Dr. Anita Patil (2005): Garbha Sanskar / Der Einfluss der ayurvedischen Musik auf die Schwangerschaft. Pune Universität.
(2004): Yoga Nidra / Der Einfluss der ayurvedischen Musik auf die Gesundheit am Beispiel von Diabetes. Pune Universität.

6. Welche Möglichkeiten sehen Sie, sich weiterzubilden?

Aus bereits o.g. Gründen sind die wirklich ernsthaften Weiterbildungsmöglichkeiten für einen Humanmediziner in Deutschland / Europa sehr beschränkt.
Allerdings bietet die Universität von Pune/Indien eine hervorragende Ausbildung in Ayurveda gerade für Schulmediziner / Ärzte und Heilpraktiker an. Auch das Atmasantulana Village (www.ayu.de) , eines der grössten Ayurveda Zentren Indiens bietet verschiedene hochwertige Ausbildungen an. Die Ausbildungen sind intensiv, ausführlich und praxisorientiert.

7. Reichen aus Ihrer Sicht die Diagnosemöglichkeiten des Ayurveda aus? Oder sollten Ihrer Ansicht nach weitere naturheilkundliche und/oder schulmedizinische Diagnosemethoden hinzugezogen werden?

Die Diagnosemöglichkeiten des Ayurveda sind vielfältig und präzise. Ein gut ausgebildeter ayurvedischer Arzt oder Therapeut mit einer langjährigen Erfahrung kann normalerweise nur mit Hilfe dieser Methoden Patienten behandeln, und bedarf keiner zusätzlichen Hilfsmethoden. Es ist manchmal einfach nur wichtig, diese Methoden zu berücksichtigen, wenn sich der Patient dadurch sicherer fühlt!
Bisherige Zusammenarbeit von Ayurveda und Schulmedizin hat auf jeden Fall gezeigt, dass die Ayurveda-Diagnostik wesentlich präzisere Ergebnisse hervorbringt.

8. Gibt es noch Aspekte, die Ihnen speziell wichtig sind?

1. Jeder Heilpraktiker oder Arzt, der sich mit Ayurveda beschäftigt, sollte sich zum Ziel machen, seine Patienten über Ayurveda aufzuklären. Nur so kann auf Seite des Patienten eine Eigenverantwortung und ein Wissen entstehen, die seinen Körper und seine Gesundheit betreffen. „Ayurveda sollte eine Anleitung sein, seine Gesundheit und seine Konstitution besser zu verstehen“.
2. Ayurveda ist viel mehr, als was es uns hier im Westen meist verkauft wird. Jedoch muss man, um Ayurveda verstehen zu können, den Menschen auch „ayurvedisch“ betrachten. Man kann nicht mit westlichen Methoden versuchen, Ayurveda in ein - von uns allgemein akzeptiertes System - zu pressen und mit bekannten wissenschaftlichen Methoden zu analysieren.
3. Ayurveda ist eine Wissenschaft, die mehr als 4000 Jahre alt ist, und sollte auch dementsprechend mit Respekt behandelt werden. Die Wissenschaftler, die sich Ayurveda analysieren möchten, müssen zunächst in der Lage sein, sich für eine andere Denkweise zu öffnen.

 

Santulan Ayurved GmbH
Dr. Sujata També (B.A.M.S. / HP)
Wörthstr. 13
D–81667 München

+49 (0)89-983773
kontakt@santulan.de
www.santulan.de

 


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