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Themen Special *Ayurveda-Medizin* - Frage 2

Frage 2

Wie sehen Sie die Rolle des Ayurveda-Arztes und Heilpraktikers gegenüber dem Patienten?
Welches Selbstverständnis zeichnet den Arzt oder HP aus,
- aus Sicht des Ayurveda?
- aus eigener Sicht?

Die klassischen ayurvedischen Texte liefern zunächst einmal ganz konkrete Antworten.
So zitiert Elmar Stapelfeldt (HP) direkt aus der Charaka Samhita, Sutrasthana IX, 5 ff.: „Der Behandler soll mit bestem medizinischen Fachwissen ausgestattet sein, umfangreiche klinische Erfahrung besitzen, begabt sein und geistige und körperliche Reinheit pflegen.“
Heike Seegebarth (HP) ergänzt dies noch mit einem weiteren Zitat: „Der Patient selbst, Helfer und Behandlung sind wichtig zur Unterstützung für den Behandler. Der Behandler spielt die wichtigste Rolle im Umgang mit der Erkrankung.“ (Charaka Samhita, Sutrasthana IX, 11-12).
„(Ein Arzt), der nicht mit der Fackel seines Wissens und seiner Vernunft in das innerste Wesen des Patienten eindringt, (um alle) Fakten herauszufinden, ist nicht (in der Lage) Krankheiten zu behandeln“, zitiert Dr. Kalyani Nagersheth ebenfalls aus der Charaka Samhita, Nidanasthana IV,12.

„Der Heiler sollte Vorbildfunktion ausüben“, so Rainer Wyslich zu der Frage, welche Rolle der Ayurveda-Arzt aus eigener Sichtweise hat. Auch Sujata També unterstützt diese Aussage: „Der Ayurveda-Arzt soll selber nach ayurvedischen Prinzipien leben und körperlich sowie geistig gesund sein.“
„Der Ayurveda-Fachmann muss unbedingt Lebens- und Leidenserfahrung mitbringen. Einfühlungsvermögen, Empathie ist nur dann in einem Menschen vorhanden, wenn er persönlich Krisen im Leben gemeistert hat und daran gewachsen ist“, fügt Alexander Pollotzek (HP) als wesentliche Voraussetzung eines Ayurveda Arztes hinzu.
Ravidas Korn (HP) empfiehlt zukünftigen Ayurveda-Ärzten oder Heilpraktikern die traditionelle Sicht als anzustrebendes Vorbild:
„Dem traditionellen Ayurveda entstammt die Idee des Hausarztes (family doctor). Er galt nicht nur als guter Freund, sondern hatte den Status eines engen Familienmitgliedes. Er kannte die gesamte Familiengeschichte mit allen Krankheiten und sonstigen Besonderheiten und stand jedem einzelnen Familienmitglied als intimer Berater bei allen Fragen der Gesundheit in körperlicher, geistiger und seelischer Hinsicht zur Verfügung.“
Dieter Scherer (HP) hat diese Anregung bereits für sich umgesetzt: „Ich sehe mich als ein Lebensbegleiter für meine Patienten. Ich stelle dabei mein Wissen und meine Erfahrung zur Verfügung, um meinen Patienten nicht nur auf körperlicher sondern gerade auch auf geistig-emotionaler Ebene zu helfen.“
„Der Vaidya (Ayurveda-Arzt) ist verantwortlich, die Gesundheit der Menschen zu erhalten, Heilen ist zweitrangig“, so erweitert Dr. Syal Kumar (M.D.) die vorherigen Aussagen noch.

Dr. Ernst Schrott, Ayurveda Arzt in Regensburg, führt die Ansichten vieler unserer Experten zu einer Aussage zusammen:
Arzt im Sinne des Ayurveda (und aus meiner Sicht) ist Berufung und Weg zugleich, es ist auch ein spiritueller Weg, mit dem Ziel, den Veda, die Gesetze des Lebens und Heilens in der Natur und in sich selbst zu erfahren und für den Patienten heilend und schützend anzuwenden.

Das besondere Verhältnis von Arzt zu Patient im Ayurveda, hier besonders die Aufklärung gegenüber dem Patienten, wird von mehreren unserer befragten Fachleute thematisiert.
Gunnar Thörmer weist hier besonders auf den bestehenden Unterschied zwischen Indien und Europa hin: „In Europa wird es berechtigt als Fortschritt angesehen, dass der mündige Patient sich selbst informiert, mitdiskutiert und mitentscheidet. Während es im indischen Kulturraum eine Art Meister-Schüler Beziehung gibt. Der Arzt wird eher als Meister angesehen und das Ergebnis seiner Diagnose und Therapieverordnung zunächst ungefragt angenommen.“

Ralph Steuernagel (HP) bricht mit diesem klassisch hierarchisierten Arzt-Patienten-Verhältnis zugunsten einer verstärkten Aufklärung zur Steigerung der Selbsthilfe-Kompetenz des Patienten: „Erst wenn der Patient seinen individuellen Gesundheitszustand in einfachen Worten zusammenhängend erfasst hat, beginnen die Glieder der Behandlung effektiv zu wirken.“
Auch Markus Ludwig (HP) bestärkt diese Herangehensweise: „Oft ist nur dadurch (durch das echte Verständnis der Vorgänge) eine dauerhafte Linderung oder Heilung möglich, da ansonsten der Mensch die Missverhältnis schaffenden Faktoren in seinem Alltag nicht erkennen und vermeiden kann.


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