Dr. Karin Gramminger, Euroved

1. Welche Bedeutung hat die Ernährung im Ayurveda ? Welches Potential hat sie?

Mit der konstitutionsgerechten Ernährung lassen sich unsere 3 Bioenergien Vata, Pitta und Kapha leicht im Gleichgewicht halten, Verdauungsstörungen tauchen gar nicht erst auf, Emotionen verlaufen sanfter und Krankheiten fehlt in der Regel die Ursache, nämlich eine vorherige Ama-Entstehung.

Viele Menschen sehen die ayurvedische Ernährung sehr eng verknüpft mit der indischen bzw. singalesischen Küche. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Unter ayurvedischer Ernährung verstehe ich die Zuhilfenahme ayurvedischer, bzw. indischer Gewürze in unserer Küche, d.h. wir können uns u.a.ausgewogen deutsch, italienisch, französisch oder auch indisch mit Hilfe und der richtigen Anwendung dieser Gewürze, ernähren. Ich persönlich liebe die indisch-ayurvedische und die italienisch-ayurvedische Küche. Die rein indische Küche ist mir zu fettreich und schwer verdaulich.

Zusatzfrage: Gibt es Beispiele dafür, dass der Einfluss des indisch/singalesischen Kulturkreises die ayurvedischen Ernährungsempfehlungen (einseitig) geprägt hat…(z.Bsp. Chutney ? Lassi ? Dal ?) ?

Die meisten von uns lieben Chutneys, Lassis und die verschiedenen Dal-Gerichte.
Unsere indischen Lehrer lieben ihre indischen Gerichte auch, sie bereichern unsere Ernährung und sie stammen von einer langen vegetarischen Ernährungstradition, die wir im Westen nicht haben. Schon deshalb sind sie aus der ayurvedischen Ernährung nicht wegzudenken.

3. Welche Bedeutung haben Milch, Sahne und Co. in der ayurvedischen Ernährung?

Die ayurvedische Ernährung geht auf die Konstitution und auf die Kondition eines Menschen ein. Bei einer Kapha-Erhöhung werden weder Ghee in größeren Mengen, noch Vollmilch oder Sahne empfohlen. Für Pitta – Menschen mit ihrem guten Agni werden die Milchprodukte empfohlen, bei Vata- Menschen empfehlen wir Gewürzmilch, die hilft den Körper zu nähren und auch die Verdauung zu fördern.

4. Empfiehlt der Ayurveda eine vegetarische Ernährung? Wie ist Ihr Standpunkt?

Ayurvedische Ernährung muß nicht vegetarisch sein, sie empfiehlt Vata Menschen sogar Fleischprodukte zu Stärkung zu sich zu nehmen. Pitta sollte sich aufgrund des gesunden Aggressionspotentials eher vegetarisch ernähren, Kapha liebt es abwechslungsreich mit Fleisch und Fischgerichten.

Ich persönlich bin Vegetarierin seit meinem 24. Lebensjahr, es passierte einfach so von einem auf den anderen Tag. Plötzlich wollte mein Körper kein Fleisch und keinen Fisch mehr. Ich denke es ist gut sich nicht zu einer Ernährung zu zwingen.

5. Welche einfachen Tipps geben Sie einem Einsteiger in die ayurvedische Ernährung?

Die Lehre der Gewürze sollte verstanden werden und das Prinzip von Vata, Pitta und Kapha. Hierzu empfehle ich sowohl das Kochbuch von Dr. Vasant Lad (ayurvedic cooking) als auch das Kochbuch von Hans H. Rhyner und Kerstin Rosenberg (Das große Ayurveda-Ernährungsbuch) Wir führen immer wieder Kochkurse und Dietätik – Kurse im Ayurveda-Haus in Bell durch, sie bieten das Grundlagenwissen von wo aus sich gut experimentieren lässt.

6. Wenn Sie das Grundprinzip der ayurvedischen Ernährung in einem Satz formulieren sollten, wie würde der Satz lauten?

Sich glücklich in Einklang von Körper Geist und Seele essen.

Gibt es etwas, was wir mit unseren Fragen nicht abgedeckt haben, und das Ihnen zu diesem Thema sehr wichtig ist?

Bei Panchakarma – Kuren ist das richtige Essen während der verschiedenen Ausleitungsphasen sehr wichtig und wird leider oft nur als Reduktionsdiät verstanden, was es auf keinen Fall sein sollte. Es geht bei der Kur darum das jeweilig auszuleitende Dosha zu erhöhen und zu sammeln um es dann besser mit der jeweiligen Methode vollständig ausleiten zu können.

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