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Nicki Sabnis, Laxmi Foods & Services

28.05.2006 |

1. Welche Bedeutung hat die Ernährung im Ayurveda? Welches Potential hat sie?
Im Ayurveda werden den Lebensmitteln spezifische Eigenschaften und Qualitäten zugeschrieben, die auf den Zustand von Körper, Geist und Seele Einfluss haben. Nach Ayurveda gibt es nicht die richtige Ernährungsweise, wohl aber eine individuell richtige Ernährung. Um diese zu bestimmen, werden vielerlei Faktoren berücksichtig. Das gelungene Zusammenspiel von geeigneten Lebensmittel unter Beachtung unserer Konstitution (Prakruti) und unserer momentan Konstitution (Vikruti), von Verdauungsfeuer (Jathartagni), Lebensstil, Beruf, Alter, Wohnort, Klima, Tages und Jahreszeit sowie unserer geistigen und psychischen Verfassung ergibt eine sehr individuelle Ernährungsweise, die die Einzigartigkeit eines jeden Menschen anerkennt.
Welches Potential hat sie?
Die körperliche Gesundheit und psychische Kraft werden unterstützt und gestärkt, geistige Klarheit und spirituelles Wachstum gefördert. Die ayurvedische Küche schafft Raum im Herzen, in der Seele, sie ist im Dialog mit der Natur.

2. Viele Menschen sehen die ayurvedische Ernährung sehr eng verknüpft mit der indischen bzw. singalesischen Küche. Wie ist Ihre Meinung dazu?
Die Prinzipien vom Ayurveda und ayurvedische Ernährung sind universal und gelten überall auf der Erde. Die indische bzw. singalesische Küche beruht auf den therapeutischen Prinzipien der alten ayurvedischen Wissenschaft des Lebens. Es ist eine reiche Tradition, die viele westliche Gerichte und Kochmethoden armselig erscheinen lässt, in denen wesentlich weniger Gewürze verwendet werden. Ayurveda ist ein Heilverfahren, das aus den Bedürfnissen der Zeit vor etwa sechstausend Jahren in Indien entstand. Sie hat eine philosophische und praktische Grundlage, wobei letztere einem spirituellen Hintergrund entstammt. Wir sollten noch bemerken, dass ayurvedisches Kochen nicht nur an die indische oder singalische Küche oder deren Kräuter und Gewürze gebunden ist.

Gibt es Beispiele dafür, dass der Einfluss des indisch/ singalesischen Kulturkreises die ayurvedischen Ernährungsempfehlungen (einseitig) geprägt hat…(z.B. Chutney, Lassi, Dal ) ?
Indiens und Sri Lankas lange Gewürzhandeltradition spiegelt sich in der Küche des Landes wider. Diese Küche ist berühmt für ihre Mischung aus exotischen Gewürzen, Kräutern, Linsen, Hülsenfrüchte, Gemüse, Getreide und Beilagen. Im Verlauf der indischen und singalischen Geschichte hatte Essen immer einen starken Bezug zu gesellschaftlichen, religiösen und medizinischen Gegebenheiten. Essen spielt eine zentrale Rolle bei Festen, Ritualen und bei der Behandlung von Schwachen und Kranken.
Für die indische und singalische Küche sind Dal bzw. Linsengerichte, Chutneys bzw. Beilagen und Lassi bzw. abkühlende Getränke ein wichtiger Bestandteil. Geschälte halbierte Mungbohnen (gelbes Dal) sind eines der populärsten Grundnahrungsmittel Indiens und werden von der Ayurveda hoch geschätzt. Sie sind leichter und besser zu verdauen und neigen dazu, etwas kühl auf den Körper zu wirken, zudem gehören sie zu den Sattvischen Lebensmitteln. Getränke wie Lassi sind für die Ayurveda Teil einer Mahlzeit. Sie sollten nicht ausdrücklich von festen Lebensmitteln getrennt genossen, aber doch in Maßen – eher schluckweise – getrunken werden. Lassi verstärken die Verdauungsfeuer und geben die Speisen, neben der Anreicherung mit Speichel, Flüssigkeit bzw. Feuchtigkeit.

3. Welche Bedeutung haben Milch, Sahne und Co. in der ayurvedischen Ernährung?
Wie Sie wissen, ist Ayurvedische Ernährung individuell, für den Einzelnen zugeschnitten. Deshalb werden Milch und Milchprodukte individuell empfohlen:
Geeignet für das Vata Dosha sind: Butter, Buttermilch (gesalzen) Ghee, Hartkäse, Joghurt, Kefir, warme Milch und Sahne (Rahm).
Geeignet für Pitta sind: Butter (ungesalzen), Buttermilch( süß ), Frischkäse, Magerkäse, magere Kuhmilch, Sojamilch, Ziegenmilch und in Maßen auch Ghee und Sahne.
Geeignet für die Kapha Konstitution: Sojamilch, Reismilch, fettarme Kuh- oder Ziegenmilch und immer warm.
Milch und Ghee wirkt sattvisch, das heißt den Geist beruhigend und sie unterstützen den Gewebeaufbau. Außerdem Ghee reinigt die Shroras / Nadis, das sind unsere Energiekanäle.

4. Empfiehlt der Ayurveda eine vegetarische Ernährung? Wie ist ihr Standpunkt?
Generell gibt es keine Verbote im Ayurveda. Nur Richtlinien! Wichtig ist: wann, warum, für wen und die Dosierung! Im Charaka Samhita sind alle Lebensmittel in 13 Gruppen eingeteilt, eine davon ist MAMSA d.h. Fleisch und Fisch.
Die wesentliche Empfehlung des Ayurveda ist frische und vegetarische Ernährung. Vegetarische Lebensmittel sind zum Beispiel natur belassenes Gemüse, Obst, Milch und Milchprodukte, Linsen und andere Hülsenfrüchte, Getreidesorten, Basmatireis, Ghee u.a. Sie wirken Sattvisch, d.h. sie bringen Licht, Klarheit, Makellosigkeit und Reinheit. Sie sind nahrhaft, leicht verdaulich und besitzen viel PRANA = Lebensenergie. Alle notwendige Bausteine, die der Organismus täglich braucht, sind enthalten.
Die Natur ist ein Organismus, wenn wir Tiere töten, verletzen wir Organe, Teile dieses Organismus, diese verändern ihre Funktionen und das natürliche Gleichgewicht wird zerstört. Die bekanntesten Persönlichkeiten (Indiens? der Welt?) waren Vegetarier. In der Bibel heißt es: „Ihr seid der Tempel des Lebendigen Gottes.“ Man sollte also diesen Tempel nicht mit unreinen Elementen beschmutzen.

5. Welche einfachen Tipps geben Sie einem Einsteiger in die ayurvedische Ernährung?
EINFACH KOCHEN !! Gelassenheit setzt Sicherheit und Vertrauen voraus. Für das Kochen heißt dies: ausprobieren, nicht gleich Perfektion erwarten und vielleicht mehrmals das gleiche Rezept wiederholen. Geben Sie sich Zeit, die vielerlei Zutaten und Gewürze der ayurvedischen Küche kennen zu lernen. Bald werden Sie ein Gespür dafür entwickeln, und das Kochen geht Ihnen immer leichter und schneller von der Hand.

6. Wenn Sie das Grundprinzip der ayurvedischen Ernährung in einem Satz formulieren sollten, wie würde der Satz lauten?
Beachten Sie die entsprechende Konstitution und.... KOCHEN SIE MIT LIEBE. Wenn Sie eine Mahlzeit zubereiten sei es für sich allein, für die Familie oder für Freunde, widmen Sie sich ganz diesem Tun, denn dann wird das Kochen zu einer meditativen Handlung. Ihre innere Haltung wird im Essen spürbar und schmeckbar sein.

7. Gibt es etwas, was wir mit unseren Fragen nicht abgedeckt haben, und das Ihnen zu diesem Thema sehr wichtig ist?
Alle Leiden, die Körper oder Geist befallen, haben ihren Grund in der Unwissenheit, und alles Glück hat seine Ursache in einem klaren und fundierten Wissen.
Lernen Sie, bewusst mit allen Sinnen auf Ihre Ernährung zu achten. Der Körper signalisiert uns, welche Lebensmittel ihm bekömmlich ist, erkennt die Qualität der Produkte und die einer frisch gekochten Speise. Er zeigt uns das richtige Maß an, wenn wir nur sensibel genug sind! Eine natürliche und einfache Ernährungsweise lässt uns spüren, wie gut sie uns tut. „DU WIRST, WAS DU ISST“.

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