Anja und Ekram Chakrarbaty, Anjuli Ayurveda

Fragen zum Herbst-Special im Ayurveda-Portal
– „Ayurveda und Wellness“

1. Das Thema Ayurveda und Wellness wird sehr kontrovers diskutiert. Wie ist Ihre Sichtweise?
Bitte nur mit einem Satz antworten.

Auf der Basis einer guten Fachkompetenz gibt es durchaus ayurvedische Anwendungen und Empfehlungen, die in den Wellness-Bereich integriert werden können.

2. Wie definieren Sie Wellness?

Wellness ist ein Zustand des körperlichen und geistigen Wohlgefühls. Um in diesen Zustand zu kommen, braucht es einen entspannten Geist, die Abwesenheit von emotionalem Stress sowie einen schmerzfreien, vitalen Körper. Wellness-Behandlungen haben das Ziel, diese Voraussetzungen herzustellen oder zumindest zu unterstützen.

3. Wenn man Wellness als einen Bestandteil/Aspekt des Ayurveda betrachtet
a.  wo sehen Sie dann die Abgrenzung zwischen Medizin und Wellness?

1. Im Wellness werden keine Diagnosen erstellt. Dies ist Sache der Medizin. Ein Wellness-Therapeut kann nur mit den Informationen arbeiten, die er von der Kundin/dem Kunden und ggf. von dessen Arzt erhält.
2. Wellness-Anwendungen dürfen einen Heilungsprozess nur unterstützen. Sie sind nicht zur ausschließlichen Therapie geeignet. Als begleitende Maßnahme kann ihnen jedoch in vielen Fällen ein ausschlaggebender Stellenwert zukommen, da sie die Heilung deutlich beschleunigen können.
3. Im Wellness darf ausschließlich äußerlich gearbeitet werden. Einläufe, Verabreichung von Medikamenten, o.ä. sind der Medizin vorbehalten. Ein Zwischenbereich sind die ayurvedischen Nasenspülungen (Nasya) und das Füllen der Ohren mit Öl im Rahmen einer Ölanwendung.

b. welche Qualitätskriterien sollte eine ayurvedische Wellness-Behandlung aus Ihrer Sicht erfüllen?

Das wichtigste Qualitätskriterium für eine ayurvedische Anwendung – auch im Wellness-Bereich – liegt bei dem Ausbildungsstand des behandelnden Therapeuten. Jede Person, die mithilfe von Ayurveda Menschen behandeln möchte, sollte fundierte Kenntnisse über die ayurvedischen Lehren besitzen. Nur so kann gewährleistet sein, dass die Art der Anwendung, die verwendeten Substanzen (z.B. Öle oder Pulver) sowie die Rahmenbedingungen optimal auf die Kundin/den Kunden ausgerichtet sind.
Ist die Therapeutin/der Therapeut entsprechend gut ausgebildet, wird sie/er darauf achten, dass alle weiteren Aspekte erfüllt sind, die zu einer hochwertigen ayurvedischen Wellness-Anwendung gehören.
Die wichtigsten sind:
- ein ruhig gelegener Behandlungsraum, in dem nur eine Person auf einmal behandelt wird
- ein einführendes Gespräch zur Aufnahme des aktuellen Zustands der Kundin/ des Kunden mit anschließender Auswahl der geeigneten Behandlung
- Verwendung traditionell hergestellter ayurvedischer Öle, Pulver, etc.
- eine ausreichende Ruhe- und Betreuungszeit im Anschluss an die Behandlung

c. Welche Qualitätskriterien sollte eine medizinische Behandlung aus Ihrer Sicht erfüllen?

Auch bei einer medizinischen Behandlung steht die Fachkompetenz des behandelnden Heilkundlers als Qualitätskriterium an erster Stelle. Darüber hinaus sollte eine medizinische Behandlung folgende Qualitätskriterien erfüllen:
- ein ruhig gelegener Behandlungsraum, in dem nur eine Person auf einmal behandelt wird
- Gründliche Anamnese und umfassende Diagnose
- Erstellung von Prakriti (Konstitutionstypenanalyse) und Vaikriti (Analyse des aktuellen Zustands)
- Optimale Zusammenstellung und Durchführung der zur Verfügung stehenden ayurvedischen Therapien
- intensive Betreuung während (und ggf. nach) der Behandlung, um die Patientin/ den Patienten bei der Verarbeitung der (Nach)Wirkungen zu unterstützen

4. Hat der Wellnessboom dem Ayurveda eher geschadet oder genützt?

Sowohl als auch. Der größte Nutzen besteht darin, dass viele Menschen durch den Wellnessboom und den „Ayurveda-Trend“ überhaupt erst auf dieses wunderbare Wissen aufmerksam geworden sind. Geschadet hat der Wellnessboom dem Ayurveda insofern, als dass durch inkompetente Angebote von Anwendungen und Produkten bereits einige Menschen abgeschreckt, enttäuscht oder gar geschädigt worden sind.