Status: Nicht angemeldet


Markus Ludwig, Kalari Kendram

28.09.2005 |

Fragen zum Herbst-Special im Ayurveda-Portal
– „Ayurveda und Wellness“


1. Das Thema Ayurveda und Wellness wird sehr kontrovers diskutiert.
Wie ist Ihre Sichtweise? Bitte nur mit einem Satz antworten.

Im Sinne des Ayurveda freue ich mich darüber, das sich immer mehr
Menschen für „Naturgesetze“ interessieren und natürlich auch, das sie
durch Ölungen ihre Gewebe bzw. Strukturen geschmeidig halten, wie auch
immer sie das nennen und ob sie Basis Öle oder Kräuteröle dafür nehmen.

2. Wie definieren Sie Wellness?

Als „Wellness“ könnten alle Empfehlungen und Anwendungen dienen, die
eben dem Erhalt des Wohlbefindens dienen.
Der Ayurveda beschreibt hier eine Vielzahl von allgemeinen und
spezifischen Empfehlungen bzw. Tätigkeiten. Wir können also von ganz
allgemeinem Wellness reden (Emfpehlungen die für Wohlbefinden und
Gesundheit eines jeden Menschen förderlich sind, z.B. Körperübung und
Ölung der Gelenke) und vielleicht noch vom abgestimmten, spezifischen
Wellness (Empfehlungen, die zwar zur Erhaltung des Wohlbefindens dienen,
aber nicht auf jeden Menschen/jede Konstitution als solche zutreffend
sind, z.B. den Körper wärmen oder kühlen).

3. Wenn man Wellness als einen Bestandteil/Aspekt des Ayurveda
betrachtet
a. wo sehen Sie dann die Abgrenzung zwischen Medizin und Wellness?

Wellness könnte sein Tätigkeitsfeld in der Vorsorge bzw. alltäglichen
Pflege finden. Es könnte den Menschen dazu verhelfen sich im Alltag eben
wohler zu fühlen bzw. bewusster etwas für das Wohlbefinden tun zu
können. Und sicher auch konstitutionelle Tendenzen bzw. kleine
Schwachpunkte am Besten vorsorglich ausgleichen.
Ich denke die Schwierigkeit ist es, besonders im Ayurveda, zu
unterscheiden wo Krankheiten beginnen. Wann ist es Vorsorge und wann
schon Therapie. Der Übergang ist fließend. Eine wichtige Rolle spielen
hier die Ausbildungsstätten: sie müssen innerhalb der Ausbildung den
Vorsorgebereich definieren und nach der Ausbildung als Ansprechpartner
bei zweifelhaften Fällen zur Verfügung stehen.

b. welche Qualitätskriterien sollte eine ayurvedische
Wellness-Behandlung aus Ihrer Sicht erfüllen?

Der Anwender sollte genau wissen, wo die eigenen Grenzen sind. Das es
nicht darum gehen kann, sich an Symptomen auszuprobieren. Er sollte
seine Aufgabe verantwortungsvoll und klar im Bereich der Vorsorge bzw.
des Ausgleichs definiert sehen.
Er sollte die Möglichkeit haben, bei Zweifeln seine Lehrern zu fragen.
Es sollte eine grobe Konstitutionsanalyse auch ohne langen Fragebogen
möglich sein, sich also bewusst sein, welche Gegebenheiten wirklich
elementar sind für seine Behandlungen. Die Schwächen der Konstitutionen
sollten bekannt sein, um in der Behandlung vorsorglich darauf eingehen
zu können.
Einen wichtigen Punkt sehe ich in der Aufklärung der Menschen. Also
nicht nur behandeln, sondern soviel wie gewünscht an allgemeinen
Empfehlungen mitgeben. (Es braucht kein umfassendes Wissen, um jemandem
einige Hygieneroutinen mit auf den Weg zu geben, es muss auch keine
„Ernährungsberater-Ausbildung“ vorhanden sein, um jemanden einige
grundsätzliche Empfehlungen zur Pflege der Verdauung zu vermitteln.)

c. Welche Qualitätskriterien sollte eine medizinische Behandlung
aus Ihrer Sicht erfüllen?

Auch hier scheint mir erst einmal das Wichtigste ist, das der Therapeut
seine Grenzen genau kennt und respektiert und nicht zu stolz ist, den
hilfesuchenden Menschen eventuell an einen anderen Therapeuten (mit
anderen Grenzen) zu verweisen.
Ich denke es ist nicht möglich zu sagen eine gute Ayurveda Behandlung
sollte genau so oder so aussehen.
Ganz sicher gibt es Vaidyas, die mit den aller einfachsten Mitteln eine
deutlich hilfreichere Behandlung geben, als andere, die vielleicht
beeindruckend gut ausgestattet sind. Es sind also nicht die äußeren
Dinge, die die Qualität bestimmen, sondern es ist der Mensch als
Therapeut an sich. Die Anlagen bzw. Fähigkeiten, die ein Mensch
naturgegeben hat, dann die Ausbildung seines Wissens und seiner
Fertigkeiten und danach der bleibende Kontakt zu seiner Wissensquelle,
wie z.B. Lehrer ist meiner Meinung nach entscheidend für die Qualität
der Behandlung.

4. Hat der Wellnessboom dem Ayurveda eher geschadet oder genützt?

Nach meiner Überzeugung gibt es nichts, das dem Ayurveda schaden oder
nützen kann. Es ist für mich mehr die Frage, ob es dem Menschen
geschadet oder genützt hat – hat er sich dem Zugang zu diesem Wissen
weiter geöffnet oder verschlossen? Ich sehe, dass durch den Wellnessboom
der Begriff Ayurveda in vielerlei Munde ist. Natürlich ist es so, das
sich hinter dem Begriff vielmehr verbirgt, als viele auch nur ahnen. Die
Tür ist auf jeden Fall schon einmal geöffnet, nun ist es an uns, was wir
daraus machen….


Cookie Consent mit Real Cookie Banner