Sieben ayurvedische Strategien bei unteren Rückenschmerzen
11.10.2016 | Der Ayurveda ist ein ganzheitliches Gesundheitssystem, das sich seit Jahrtausenden bewährt hat. Deshalb stammen die Maßnahmen zur Auflösung von Rückenschmerzen aus vielen verschiedenen Bereichen, wie Ernährung, Tagesablauf, Yoga und Panchakarma (die klassische ayurvedische Entgiftungs- und Umstimmungskur). Von Lisa Fenger.
Auch vor vielen hundert Jahren litten Menschen schon an Beschwerden der Wirbelsäule, obwohl stundenlanges Sitzen am Computer und Autofahren noch nicht bekannt waren. Schmerzen in der Bewegung haben immer ihren Ursprung in einem Ungleichgewicht des Vata-Doshas.
Der Ayurveda unterscheidet drei Arten von Schmerzen:
Reine Vata-Schmerzen sind scharf und stechend. Sie kommen und gehen plötzlich, wechseln in der Intensität und häufig wandern sie auch.
Pitta-Schmerzen sind brennend und pochend und bleiben an der gleichen Stelle. Der Pitta-Schmerz kommt mit zunehmender Intensität innerhalb von ein bis zwei Stunden und kann mittags und um Mitternacht herum die höchste Intensität annehmen.
Der Kapha-Schmerz ist ein eher dumpfer Schmerz, der stets an der gleichen Stelle bleibt. Er stellt sich mit zunehmender Stärke innerhalb von sechs bis 24 Stunden ein und kann für mehrere Tagen beständig bleiben. Diese dumpf-drückenden Beschwerden können gegen Morgen und am Abend am intensivsten sein.
Bei Rückenschmerzen muss demnach nicht nur das Vata-Dosha wieder in Balance gebracht werden, sondern auch das mitbeteiligte Dosha, das ebenfalls im Ungleichgewicht ist.
Schwere chronische Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfälle und schwere Arthrosen der Wirbelkörper gehören selbstverständlich in die Hand eines erfahrenen Ayurveda-Arztes. Viele Menschen leiden jedoch unter sporadisch auftretenden leichten bis mittelschweren Rückenbeschwerden, bei denen sich die folgende Kombination ayurvedischer Empfehlungen auch im Alltag gut bewährt hat.
Die erste und beste Maßnahme, um das Vata-Dosha, das in jeden Fall auslösend ist, zu beruhigen, ist eine warme Ölmassage. Denn warmes Öl ist genau das Gegenteil von Vata. Dem Vata-Dosha werden die Eigenschaften kalt, trocken und rau zugeordnet. Das Gegenteil davon ist warm, ölig und flüssig – und all diese Eigenschaften beruhigen Vata. Daher ist ein guter Tipp eine Ganzkörperölmassage: Ölen Sie sich morgens vor dem Duschen von Kopf bis Fuß mit warmem Sesamöl ein, so wie Sie es von uns in Bad Ems kennen. Erst den Kopf, dann die Arme, die Brust, den Bauch, den Rücken und schließlich die Beine. Nach ca. 10 bis 20 Minuten können Sie das Öl bei einem warmen Duschbad entfernen oder wenn sie genügend Zeit haben, die Überwärmung sogar mit einem Wannenbad intensivieren.
Wie Sie ein Abhyanga durchführen können Sie z.B. hier lesen oder auch hier.
Als besonders wirksam bei Rückenschmerzen haben sich die Öle MA 929 und MA 628 erwiesen. Diese können Sie zweimal täglich gezielt auf die schmerzenden Stellen auftragen, ca. 5 min. leicht massieren und am besten anschließend eine Stunde einziehen lassen. Sie erhalten Sie hier: www.ayurveda-produkte.de/. Bei besonders intensiven Schmerzen empfiehlt es sich, vorher auf dem betroffenen Bereich ein paar Tropfen MA 634 zu verteilen, bevor das Gelenköl aufgetragen wird. Die darin enthaltenen ätherischen Öle wie Kampher und Pfefferminz sind nachweislich intensiv schmerzlindernd.
Eine zweite Maßnahme beruhigt Vata sofort: Halten Sie sich warm, besonders wenn Sie sitzend am Computer arbeiten, denn Bildschirmarbeit und langes Sitzen erhöht ebenfalls das Vata-Dosha. Klemmen Sie einfach eine Wärmflasche zwischen Lendenwirbelsäule und Schreibtischstuhl. Bei allen Vata-Schmerzen ist feuchte Wärme noch wirksamer, daher können Sie zu Hause ein schmerzlinderndes Öl auftragen (s.o.) und dann ein feuchtes (z.B. Geschirr-) Tuch um die Wärmflasche wickeln und direkt auf die Haut des schmerzenden Bereichs einwirken lassen. Zur Erinnerung: Vata ist kalt, deshalb brauchen Sie jetzt viel Wärme. Die gesteigerte Durchblutung öffnet die Blutgefäße und hilft, Ama (Stoffwechselrückstände und Toxine) abzutransportieren, was einen der Auslöser der Beschwerden und damit die Schmerzen reduziert.
Dritte Maßnahme: Vermeiden Sie sehr scharfe Gewürze, wie rotes und grünes Chili oder Wasabi. Schärfe trocknet den Körper aus und „trocken“ ist wiederum ein Merkmal von Vata. Zum Ausgleich von Vata ist immer genau das Gegenteil richtig: sanft und weich. Daher geben Sie Ihrem Essen gerne mehr Ghee (geklärtes Butterfett) als sonst hinzu; Dadurch werden die Zellen – auch die des unteren Rückens – geschmeidiger. In schweren Fällen verordnet der Ayurveda-Arzt sogar Öleinläufe in den unteren Darmabschnitt – das warme Kräuteröl durchdringt vom Darm aus nach und nach alle Gewebeschichten und nährt Muskulatur, Sehnen, Bänder sowie Bandscheiben der Wirbelsäule. Es entspannt den gesamten Bereich und lindert auch hartnäckige Schmerzen nicht selten schon nach wenigen Anwendungen.
Vierte Maßnahme: Nehmen Sie überwiegend warme Gerichte zu sich. Morgens schon einen warmen Getreidebrei, mittags die warme Hauptmahlzeit und abends eine sanft gewürzte Gemüsesuppe. Alles Kalte entspricht Vata und schafft Verengung und weiteren Stau im Körper. Wärme hingegen unterstützt die Entspannung und hilft, dass die feinen Transportwege des Körpers, die Srotas, sich öffnen. Dadurch können die Molekülbausteine aus der verdauten Nahrung den verkrampften, schmerzenden Rücken wieder besser erreichen, aufbauen und geschmeidiger werden lassen.
Ein Tee aus Königskümmelsamen (Trachyspermum ammi) kann ebenfalls sehr hilfreich bei Rückenschmerzen sein. Sie können die Samen hier bestellen.
Fünfte Maßnahme: Ama ist ein Störfaktor, der in den meisten Fällen für Rückenschmerzen verantwortlich ist. Ama sind die Stoffwechselrückstände, die im Körper verbleiben, wenn Nahrung nicht richtig verdaut wird. Das passiert beispielsweise, wenn man schon wieder isst, bevor die vorangegangene Mahlzeit vollständig verdaut ist, also bei Zwischenmahlzeiten und Naschereien. Auch eine zu üppige Mahlzeit am Abend, Käse, Quark oder andere schwer verdauliche Eiweißprodukte, führen in der Regel zu Ama. Am schnellsten und intensivsten können Sie Ama durch eine ärztlich geleitete Panchakarma-Kur ausleiten, die sowohl fettlösliche als auch wasserlösliche Toxine aus dem Körper mobilisiert und ausschwemmt. Zu Hause können Sie zumindest die wasserlöslichen Toxine mit einer 10-Tage-Ama-Reduktionskur, einer ayurvedischen Halbfastenkur, loswerden.
Sechste Maßnahme: Kennen Sie die Krokodils-Übungen? Diese Yoga-Übung besteht aus drei Übungen und fördert eine sanfte Dehnung in allen Abschnitten der Wirbelsäule.
Durchführung:
Grundposition: Legen Sie sich in Rückenlage auf den Boden und legen Sie die gerade ausgestreckten Arme im 90 Gradwinkel zur Seite.
Bei der Übung, die besonders den Lendenwirbelsäulenbereich entlastet und zu verbesserter Durchblutung führt, winkeln Sie Ihre Knie an. Die Fußsohlen bleiben dabei auf dem Boden - ziehen Sie die Fußsohlen so weit wie möglich an das Becken. Nun lassen Sie die Knie sich langsam zu einer Seite senken, die Füße bleiben unverändert an ihrer Position auf dem Boden. Den Kopf drehen Sie dabei zur entgegengesetzten Seite. Langsam atmen und entspannen und nach einer kleinen Pause genauso langsam und sanft die andere Seite dehnen.
Diese Übung können Sie dreimal zu jeder Seite machen – aber Achtung: Es darf nur ein angenehm-sanft dehnendes Gefühl entstehen, niemals ein unangenehm ziehendes oder gar schmerzendes Gefühl! Wiederholen Sie diese Übung zwei- oder dreimal täglich, bis eine leichte Besserung eintritt. Danach reicht es, sie zur Vorbeugung einmal täglich durchzuführen.
Siebte Maßnahme: Ein täglicher Spaziergang trainiert die Bauch- und Rückenmuskeln und beruhigt gleichzeitig das Ungleichgewicht von Vata. Damit setzen Sie direkt an der Ursache von Rückenschmerzen an. Gehen Sie mindestens 30 Minuten strammen Schrittes, aber nur so schnell, dass Sie lediglich 50% Ihrer Kapazität beanspruchen.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
Maharishi Ayurveda Privatklinik Bad Ems,
Pf. 13 30, 56120 Bad Ems
Telefon 02603 9407-0,
E-Mail: info@ayurveda-badems.de
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